Stichwahl in Osttimor ums Präsidenten-Amt
16. April 2012Die Stichwahl am Montag fand ohne den 62-Jährigen amtierenden Präsidenten statt: Ramos-Horta war in der ersten Abstimmungsrunde im März nur auf den dritten Platz gekommen und damit aus dem Rennen ausgeschieden. Nun mussten sich die 600.000 Wähler zwischen zwei ehemaligen Rebellen entscheiden, die bei der Unabhängigkeit des Landes von Indonesien 1999 eine wichtige Rolle spielten: Francisco "Lú Olu" Guterres von der größten Partei Fretilin und der frühere Oberbefehlshaber José Maria de Vasconcelos, der unter seinem Kämpfernamen Taur Matan Ruak antrat. In der ersten Runde lagen die beiden Freiheitshelden noch Kopf-an-Kopf: Knapp 28 Prozent für Guterres und zwei Prozent weniger für Ruak.
Der Präsident hat wenig Macht
Mit dem amtlichen Endergebnis wird erst am Dienstag gerechnet. Das Präsidentenamt in Osttimor ist größtenteils mit zeremoniellen Aufgaben verbunden. Der Gewinner der Wahl wird das Land aber in einer wichtigen Zeit führen. Wenn die Parlamentswahl im Juli friedlich verläuft, können tausende Blauhelme noch in diesem Jahr aus Osttimor abziehen.
Die ehemalige portugiesische Kolonie zwischen Indonesien und Australien ist bitterarm. Indonesien hatte die Halbinsel mit rund 1,1 Millionen Einwohnern nach dem Abzug der Portugiesen 1975 besetzt. Fast ein Vierteljahrhundert lang kämpften Rebellen gegen die Besatzer. Aus Wut über ein Referendum, bei dem die Einwohner mit überwältigender Mehrheit für die Unabhängigkeit gestimmt hatten, zettelten die Indonesier und ihre einheimischen Unterstützer Chaos und Blutvergießen an. 2002 wurde das Land schließlich unabhängig.
rb/as/qu (dpa, dapd, rtr)