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Sterbehilfe angewendet

21. Dezember 2006

Der Italiener Piergiorgio Welby, der monatelang um sein Recht auf Sterbehilfe gekämpft hatte, ist gestorben. Ein Arzt habe das Beatmungsgerät des unheilbar Kranken abgestellt.

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Piergiorgio Welby in seinem Bett
Bild: AP

Piergiorgio Welby litt seit mehr als 40 Jahren an Muskelschwund und wurde seit fast 10 Jahren nur noch mit Hilfe künstlicher Beatmung am Leben erhalten. Zuletzt war der 60-Jährige gelähmt und konnte nur noch mit den Augen kommunizieren. Er selbst bezeichnete sich als "einen Gefangenen des eigenen Körpers".

Laut italienischem Fernsehen erklärte der Anästhesist Marco Riccio, er habe Piergiorgio Welby in der Nacht zum Donnerstag (21.12.2006) Sterbehilfe geleistet und damit den Willen des Patienten respektiert. Riccio hat nach eigenen Angaben ein schmerzstillendes Mittel verabreicht und anschließend das Beatmungsgerät ausgeschaltet. Zuvor habe er sich noch einmal über den Willen Welbys vergewissert. Welby sei am Mittwoch um 23.30 Uhr gestorben.

Bisher keine eindeutige Regelung zu Sterbehilfe in Italien

Erst in der Woche zuvor hatte ein Zivilgericht in Rom die Klage des Italieners zurückgewiesen. Nach italienischem Recht könne Welbys Gesuch, betäubt zu werden, um nach der Abstellung des Beatmungsgerätes nicht zu leiden, nicht stattgegeben werden, hieß es zur Begründung. Das Gericht forderte das Parlament auf, sich mit dem Thema zu befassen und Gesetzeslücken zu schließen. Euthanasie ist bisher in Italien nicht eindeutig geregelt. Darüber, mit welchen Konsequenzen der Arzt zu rechnen hat, gibt es bislang keine Informationen.

"Welby hat seinen Schmerz öffentlich gelebt und hoffte auf diese Weise, eine Lösung nicht nur für sich, sondern auch für andere Menschen zu finden", sagte der Präsident der italienischen Abgeordnetenkammer, Fausto Bertinotti. Welby hatte im September 2006 eine heftige Debatte ausgelöst, als er in einem Brief den italienischen Staatspräsidenten Giorgio Napolitano um die "Gnade der Sterbehilfe" bat.

Europaministerin Emma Bonino als Unterstützerin

Zur Unterstützung für Welbys Forderung hatte die Radikale Partei am Samstag zu Mahnwachen für den Kranken in 50 verschiedenen Städten aufgerufen. Mehrere hundert Menschen nahmen an den Solidaritätskundgebungen teil. Europaministerin Emma Bonino war bereits Anfang Dezember in einen zweitägigen Hungerstreik getreten, um Welby in seinem Kampf zu helfen.

Die Regierung von Romano Prodi will demnächst über die Einführung einer so genannten Patientenverfügung debattieren, in der ein Patient Regelungen für Fälle treffen kann, in denen es ihm nicht mehr möglich ist, selbst Wünsche für eine Behandlung zu äußern. In Deutschland haben Kranke bereits die Möglichkeit, solche Willenserklärungen abzugeben. Eine Patientenverfügung enthält zum Beispiel eine Bestimmung, die es Ärzten untersagt, künstliche Ernährung oder Beatmung weiterzuführen. (kap)