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Steinbrück bringt sich als Kanzlerkandidat ins Gespräch

15. Mai 2011

Der frühere Bundesfinanzminister Peer Steinbrück hat sich als Kanzlerkandidat der SPD ins Gespräch gebracht und damit gleich für Unmut in seiner Partei gesorgt. Einige SPD-Politiker sparten nicht an Kritik.

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Bundesfinanzminister Peer Steinbrück. (Foto: ap)
Schon seit längerem wird über Peer Steinbrück als Kanzlerkandidat spekuliertBild: AP

"Der Zeitpunkt wird kommen, wo ich mich in Absprache mit zwei oder drei Führungspersönlichkeiten der SPD darüber zusammensetze", sagte Steinbrück dem Hessischen Rundfunk. Steinbrück war schon öfter als möglicher SPD-Kanzlerkandidat für die Bundestagswahl 2013 von mehreren SPD-Spitzenpolitikern ins Gespräch gebracht worden. Eine Vorentscheidung darüber soll aber frühestens 2012 fallen. Die nächste Bundestagswahl ist regulär für Herbst 2013 angesetzt.

Der 64-jährige ehemalige Bundesfinanzminster würde bei einer Kandidatur nach eigenen Worten alles geben. "Wenn Sie sich entscheiden, für so etwas zu kandidieren, dann mit voller Kraft und mehr als 100 Prozent. Wenn, dann wollen Sie gewinnen, und zwar mit jeder Faser Ihres Körpers", sagte Steinbrück.

"Selbstausrufungen sind aus der Mode"

Der Bundesvorsitzende der SPD, Sigmar Gabriel, und SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles. (Foto: apn)
Andrea Nahles (re.) sparte nicht mit KritikBild: AP

Für seine Aussagen handelte sich Steinbrück prompt einen Rüffel der SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles ein. "Selbstausrufungen sind in einer modernen demokratischen Partei wie der SPD aus der Mode gekommen", meinte Nahles im Berliner "Tagesspiegel". Und der schleswig-holsteinische SPD-Landesvorsitzende Ralf Stegner sagte der "Bild am Sonntag", Parteichef Sigmar Gabriel, Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier und die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft seien geeignete Kanzlerkandidaten. "Es ist jetzt überhaupt nicht die Zeit, sich selbst ins Gespräch zu bringen", sagte Stegner. "Das entscheidet die SPD später." Der Sprecher der SPD-Linken, Björn Böhning, sagte dem "Tagesspiegel": "Debatten um Kanzlerkandidaten bewegen nur die Zeitungen, aber sie bewegen die Menschen nicht."

Die öffentliche Debatte über eine mögliche Kandidatur Steinbrücks war bereits im vergangenen Jahr aufgekommen, als SPD-Chef Sigmar Gabriel öffentlich verkündet hatte, dass nicht immer der Parteivorsitzende auch automatisch Kanzlerkandidat werde. "Am Ende muss der kandidieren, der die größten Chancen zum Gewinnen hat", sagte Gabriel damals. Steinbrück habe als Finanzminister bewiesen, wie man in schwierigen Situationen Führung zeige. Gabriel traut nach eigenen Worten Steinbrück "jedes politische Amt in Deutschland" sofort zu.

Steinmeier nimmt Steinbrück in Schutz

Frank-Walter Steinmeier (Foto: ap)
Frank-Walter Steinmeier war 2009 der SPD-KanzlerkandidatBild: AP

Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier nahm Steinbrück gegen die Kritik in Schutz. Steinbrück habe gesagt, "irgendwann Ende 2012, Anfang 2013 werden wir uns zusammensetzen und einen Vorschlag machen". Und er habe darauf hingewiesen, dass der Kandidat "mit jeder Faser seines Körpers wollen" müsse. "Und in beidem hat er Recht", erklärte Steinmeier.

"Wer Kanzlerkandidat werden will, muss vor allem Politik können", sagte der Fraktionschef. "Gute Persönlichkeitswerte sind kein Schaden, aber nicht die entscheidende Voraussetzung", fügte der laut Umfragen beliebteste Politiker Deutschlands hinzu. Dabei werden nicht zuletzt auch Steinmeier selbst Ambitionen auf den Kandidatenposten für die SPD nachgesagt. Steinmeier war allerdings bereits 2009 erfolglos gegen Kanzlerin Angela Merkel angetreten.

"Der Zeitpunkt ist wichtig"

Der Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz(Foto: dpa)
Olaf Scholz: "Nicht zu früh entscheiden."Bild: picture alliance /dpa

Der Hamburger Bürgermeister und stellvertretende SPD-Vorsitzende Olaf Scholz plädierte dafür, über den Kanzlerkandidaten der SPD nicht zu früh zu entscheiden. Es gehe "um den richtigen Zeitpunkt", sagte Scholz der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". "Ich glaube auch nicht, dass die Leute das nicht abwarten können", fügte Scholz hinzu. "Die fragen sich nicht jeden Tag, wer unser Kanzlerkandidat wird." Außerdem gebe es "eine stattliche Anzahl von Personen mit SPD-Parteibuch", die für das Amt des Bundeskanzlers infrage kämen.

Steinbrück hatte sich nach der Bundestagswahl 2009 aus den Parteigremien zurückgezogen. Auf der politischen Bühne meldete er sich im März 2011 mit einer Rede im Bundestag zur Euro-Krise zurück. Sein Auftritt, für den ihm die SPD ihre gesamte Redezeit in der Debatte überließ, wurde viel beachtet. Seither wird über seine mögliche Kanzlerkandidatur spekuliert.

Autor: Arne Lichtenberg (mit afp, dapd und dpa)
Redaktion: Hartmut Lüning