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"Start the game"

22. Mai 2002

Tausende Zombie-Jäger und Monster-Sucher pilgern ab Mittwoch (22. Mai 2002) nach Los Angeles. Denn dort beginnt die gigantische Computerspiel-Messe „Electronic Entertainment Expo“ – oder kurz: „E3“.

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Das Computerspiel "Atlantis"Bild: AP

Mehr als 420 Firmen stellen im riesigen Kongresszentrum der Stadt ihre neuesten Produkte aus. Insgesamt werden 62.000 Besucher erwartet. Die Stimmung auf der Megaschau dürfte gut sein: Während es weltweit mit der Computerbranche bergab geht, boomen Computerspiele wie nie zuvor. Mit 10,3 Milliarden Euro Jahresumsatz wurde 2001 nach Angaben der Beratungsfirma NPD Funworld ein Zuwachs von 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erzielt.

Vom Nischenprodukt zum Verkaufschlager

"Computerspiele sind keine Marktnische der Spielzeugindustrie mehr", erläutert Michael Stroud, Berater bei einer Consulting-Firma für elektronische Unterhaltung in Los Angeles. "Hier geht es um genauso hohe Summen wie in anderen Medienbereichen." Zielgruppe der Milliardenindustrie sind junge männliche Kunden auf der Suche nach spannender Unterhaltung. Wie diese aussieht, verraten die Namen der nicht immer unumstrittenen Spiele: "Blut" oder "Kampf dem Terror".

Microsoft macht mobil

Die Konkurrenz auf dem Markt ist hart: Microsoft kündigte erst am Montag eine Investition von einer Milliarde Dollar (1,1 Milliarden Euro) in die Entwicklung von Online-Spielen an. Diese gelten als das Produkt der Zukunft und sollen dem Nutzer ermöglichen, mit Mitspielern auf der ganzen Welt gleichzeitig um die Wette zu jagen, zu schießen oder Planeten zu vernichten.

Der US-Software-Gigant kämpft im Bereich der Spielekonsolen um den Anschluss an Sony und Nintendo: Sony ist mit "PlayStation 2" die unbestrittene Nummer eins auf dem Markt und verkauft dreimal soviele Geräte wie Microsoft. Um die Führung zu behalten, senkten die Japaner erst kürzlich in den USA den Preis für ihre Konsole - Microsoft und Nintendo hatten dies schon vorher getan.

Game Valley statt Silicon Valley

Milliardenumsätze machen mittlerweile auch die Entwickler von Computerspielen. Die meisten dieser Firmen befinden sich in Nordkalifornien, das ja schon unter dem Namen "Silicon Valley" als Herkunftsland des Mikrochips und als Heimat vieler Internetfirmen berühmt wurde. Dort ist auch die Firma Electronic Arts angesiedelt, die einen Jahresumsatz von 1,7 Milliarden Dollar und damit einen Marktanteil von gut 16 Prozent für sich verbucht. Nach Einschätzung von Analysten leben und arbeiten in der Region bereits 4000 Menschen von der Entwicklung von Computerspielen. "Eines Tages benennen wir Silicon Valley um in Game Valley", sagt Doug Lowenstein, Chef eines Software-Verbandes.

Kritik an PC-Spielen

Damit könnte Nordkalifornien aber auch das juristische Schlachtfeld beim Kampf um die Inhalte der Computerspiele werden. Denn nicht nur in Deutschland, wo der Amoklauf von Erfurt das Thema in die Schlagzeilen brachte, gibt es eine hitzige Debatte um die Zulässigkeit bestimmter Spiele.

US-Parlamentsabgeordnete verlangen beispielsweise Kontrollen für "Grand Theft Auto 3". Dabei verwandelt sich der Spieler in einen Großstadt-Kriminellen, der Prostituierte erschießt und Polizisten reihenweise niedermäht. "Wenn Kinder Videospiele spielen, dann nehmen sie die Identität der Figuren in dem Spiel an - und das sind manchmal Mörder, Diebe, Vergewaltiger, Drogensüchtige und Prostiuierte", kritisiert der kalifornische Kongressabgeordnete Joe Baca.

Autodiebe gegen Familienliebe

Mit "Grand Theft Auto 3" schaffte Hersteller Take 2 Interactive den Sprung an die dritte Stelle der Programmentwickler, gleich hinter Nintendo und Electronic Arts. Doch nicht nur rohe Gewalt ist bei den Nutzern gefragt: Größter Konkurrent des mörderischen Autodiebstahl-Programms ist derzeit das Spiel "Sims" von Electronic Arts. Dabei gründet der Spieler auf dem Computer eine Familie und zieht sie groß. (afp)