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Start für die große "Off"-Olympiade

Hanspeter Detmer14. Juli 2005

Ein Hauch von Olympia wird bis zum 24. Juli über dem Ruhrgebiet liegen. In Disziplinen, die noch nicht und nicht mehr offizielle Olympia-Sportarten sind, kämpfen Sportler aus 100 Nationen um ganz reale Medaillen.

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Bunte SpieleBild: AP

Nach der Premiere 1981 im kalifornischen Santa Clara finden die World Games nun schon zum siebten Mal statt - wie immer ein Jahr nach Olympischen Sommerspielen. Zum zweiten Mal ist eine deutsche Stadt und die umliegende Region Gastgeber der Spiele, bei denen 3500 Athleten aus 100 Ländern in 40 Disziplinen um Medaillen kämpfen. Das Problem der World Games ist das Fehlen des Markenzeichens "olympisch". Dabei hätten die Wettbewerbe, die zehn Tage lang in Duisburg und den benachbarten Ruhrgebiets-Städten Oberhausen, Bottrop und Mülheim ausgetragen werden, durchaus höchste Aufmerksamkeit verdient.

World Games in Duisburg
Generalprobe für die EröffnungsfeierBild: AP

Mehr Elite

Allein das Qualifikationsverfahren garantiert Sport auf allerhöchstem Niveau. Hat bei Olympischen Spielen jede Nation das Recht, bei einem Wettbewerb vertreten zu sein, auch wenn der Athlet weit vom Weltniveau entfernt ist, so muss der Starter bei den World Games in der jeweiligen Sportart zur absoluten Weltelite gehören. Denn er wird nicht von seiner nationalen Organisation geschickt, sondern streng nach Weltrangliste vom jeweiligen Weltverband eingeladen.

BdT: Maskottchen Allwin wirbt für World Games 2005 in Duisburg
Allwin, das Maskottchen für die World GamesBild: dpa - Bildfunk

Offiziell heißt es: Die World Games sind das Multi-Sport-Ereignis der nicht-olympischen Sportarten.

Waren die World Games zur Zeit ihrer Gründung vor 24 Jahren die Plattform jener Sportarten, die sich olympisch ausgeklammert und im Abseits des Weltsports sahen, so hat sich inzwischen doch eine erhebliche Veränderung des Verhältnisses zwischen Olympischen Spielen und World Games ergeben, erklärt Klaus Steinbach vom Nationalen Olympischen Komitee in Deutschland: "Die World Games sind die Kornkammer zukünftiger olympischer Sportarten, denn aus diesen Bereichen rekrutiert die olympische Bewegung neue Sportarten, und in diese Bereiche gibt sie zur Zeit noch im olympischen Programm befindliche Sportarten zurück. Das sind kommunizierende Röhren."

Squash anstelle von Softball

World Games Klettern
World Games KletternBild: World Games

Ehemalige World-Games-Sportarten wie Beachvolleyball, Trampolinturnen, Badminton und Taekwondo sind inzwischen zu geschätzten olympischen Sportarten gereift. Während der jüngsten Sitzung des IOC in Singapur standen aus dem Kreis der World-Games-Sportarten Inline-Speedskaten, Rugby, Karate und Squash als Nachrücker für Baseball und Softball, die das IOC aus dem Programm für die Spiele 2012 in London gestrichen hat, zur Diskussion.

Die Macher der World Games sprechen in Anbetracht des Riesenangebots von 40 Sportarten gerne vom Multi-Sportevent beziehungsweise den Spielen der Trend- und Funsportarten. Das ist sicherlich dann korrekt, wenn von Beachhandball, Wakeboard, Drachenbootrennen oder Frisbeesport die Rede ist. Aber es gibt auch Uraltsport bei den World Games zu sehen. Wer weiß schon noch, dass bis 1920 auch im Mannschaftssport Tauziehen olympische Medaillen vergeben wurden?

Viel schwieriger

World Games Jeanette Lee
Billard für Fortgeschrittene bei den World GamesBild: World Games

Für Anna Dogonadze sind World-Games-Auszeichnungen keine Medaillen zweiter Klasse. Denn sonst würde die deutsche Trampolin-Olympiasiegerin nicht auch bei den World Games an den Start gehen. Das World-Games-Gold blieb ihr bislang versagt. In Duisburg startet Dogonadze - in Athen Olympiasiegerin in der Einzeldisziplin - im Synchron-Trampolinspringen. Das ist zwar noch nicht olympisch, aber viel schwieriger als das Einzelspringen. Und deshalb will die Athletin nun auch die World-Games-Goldmedaille.

40 höchst unterschiedliche Sportarten bei den World Games - das erfordert einen großen logistischen Aufwand. Aber auch hier gibt es einen gravierenden Unterschied zu Olympia. Die World Games müssen in weitgehend vorhandenen Sportstätten ausgetragen werden.

Die Darstellung der Vielfalt des Sports ist ein Hauptanliegen der World Games. Die Organisatoren rechnen mit einem großen Zuschauerinteresse und dem Verkauf von 500.000 Eintrittskarten. Es gibt sogar Sportarten, deren Finale schon ausverkauft sind. Dazu gehören Indoor-Trial auf Spezialmotorrädern und Tanzen in Oberhausen, aber auch die Präzisionssportart Billard in Bottrop.

Großen Zuschauerzahlen werden auch erwartet bei der Rhythmischen Gymnastik, im Trampolin-Synchronturnen, Inline Speedskaten, Inline-Hockey, Rugby mit Siebener-Teams und beim American Football. Partystimmung ist angesagt beim chinesischen Drachenboot-Rennen. Kult ist das Sumo-Ringen. Derweil Flossenschwimmen, Sportangeln, Orientierungslauf oder Feldbogenschießen eher etwas für Spezialisten sein dürfte.