Wollte Mob US-Kongressvertreter ermorden?
15. Januar 2021Anhänger von US-Präsident Donald Trump haben jüngsten Justizangaben zufolge bei ihrer Erstürmung des Kapitols in der vergangenen Woche auch geplant, "gewählte Vertreter" im Kongress "gefangen zu nehmen und zu ermorden". In einem Antrag zur Festnahme des an der Erstürmung beteiligten Verschwörungsideologen Jacob Anthony Chansley erklärten Staatsanwälte des US-Justizministeriums, es gebe "deutliche Hinweise" darauf, darunter "Chansleys eigene Worte und Handlungen im Kapitol".
Anhänger der Verschwörungsbewegung QAnon
Demnach hinterließ der als Schamane mit Büffelhörnern verkleidete Anhänger der ultrarechten Verschwörungsbewegung QAnon auf dem Podest in der Senatskammer, auf dem kurz zuvor Vize-Präsident Mike Pence gestanden hatte, eine Notiz mit den Worten: "Es ist nur eine Frage der Zeit, Gerechtigkeit wird kommen."
Das FBI hat nach der gewaltsamen Erstürmung des Kapitols am 6. Januar Ermittlungen aufgenommen. Gegen mehrere Beteiligte wurde bereits Anklage erhoben, darunter gegen Chansley, Robert Keith Packer - der 56-Jährige trug ein Sweatshirt mit der Aufschrift "Camp Auschwitz" -, einen weiteren Mann mit Konföderierten-Flagge und einen Goldmedaillen-Gewinner im Schwimmen.
Selbsternannter "Alien"
Chansley soll noch an diesem Freitag vor Gericht erscheinen. Die Staatsanwälte fordern nun "wegen ernstzunehmender Fluchtgefahr" seine Festnahme. Zudem stelle der 33-jährige Dauer-Drogenkonsument wegen mutmaßlicher psychischer Probleme eine "Gefahr für die Allgemeinheit" dar. So habe er unter anderem bekundet, dass er ein "Alien" sei, "ein höheres Wesen", dessen Aufgabe es sei, zu einer "anderen Wirklichkeit aufzusteigen".
Aus Sorge, die Amtseinführung von Trumps Nachfolger Joe Biden am kommenden Mittwoch könnte zu neuer Gewalt durch Anhänger des abgewählten Präsidenten führen, ist das Zentrum Washingtons bereits von diesem Freitag an abgeriegelt. Mehr als 20.000 Mitglieder der Nationalgarde sollen für Sicherheit sorgen.
FBI warnt vor Wiederholung der Gewalt
Eine Probe für die Amtseinführungszeremonie wird aufgrund von Sicherheitsbedenken verschoben, wie der Mediendienst Politico meldete. Die Übung sei von Sonntag auf Montag verlegt worden. FBI-Direktor Christopher Wray sagte, die Bundesermittler hätten einige Personen im Visier, die womöglich beabsichtigten, "die gleiche Art von Gewalt zu wiederholen, die wir letzte Woche erlebt haben". Das FBI hat intern bereits vor geplanten bewaffneten Protesten in der Hauptstadt und in allen 50 Bundesstaaten gewarnt.
Bidens Planungsstab sagte Politico zufolge auch eine für Montag geplante Zugfahrt von Bidens Heimatort Wilmington nach Washington ab - ebenfalls wegen erhöhter Sicherheitsbedenken. Es war eines von Bidens Markenzeichen während seiner Jahre alsv Senator, dass er regelmäßig mit dem Zug ins gut eineinhalb Stunden entfernte Washington reiste.
sti/kle (afp, rtr)