Sri Lanka - Land im Aufbruch
In Sri Lanka hat die Aufarbeitung der Bürgerkriegstraumata keine Priorität. Allgegenwärtig ist dagegen der Wille zum Aufbau und Neuanfang, nicht zuletzt der Tourismus wird als Zukunftsbranche gesehen.
Bildung um jeden Preis
Kinder sind die große Hoffnung Sri Lankas. Seit dem Kriegsende vor vier Jahren gehen sie wieder regelmäßig zur Schule - meist auch noch täglich zur Nachhilfe. Denn ohne Extra-Unterricht schafft kaum einer den Highschool-Abschluss. Dieser ist vor allem den Eltern sehr wichtig. Deshalb kratzen sie das Geld für die Nachhilfe zusammen, obwohl sie oft nicht mehr als vier Euro pro Tag verdienen.
Bahnnetz wird ausgebaut
Auch ein Intercity-Zug schafft es bis auf über 1.000 Meter Höhe. Die berühmten Tee-Plantagen von Nuwara Eliya besuchen heute die meisten mit dem Zug. Das Bahnnetz wurde in den letzten Jahren stark erweitert. Öffentliche Verkehrsmittel werden stark subventioniert, ein Bahnticket in der zweiten Klasse kostet rund einen Euro für 100 Kilometer. Busse sind oft noch billiger.
Magerer Lohn in Plantagen
Ceylon-Tee ist ein Exportschlager und einer der wichtigsten Wirtschaftszweige des Landes, zusammen mit Textilien, Juwelen und Edelsteinen, Tabak und Kokosnuss-Produkten. Nach Kenia ist Sri Lanka der zweitgrößte Tee-Exporteur der Welt. Ein gutes Geschäft. Die Pflückerinnen verdienen daran jedoch fast nichts, nämlich rund 3,50 Euro pro Tag.
Vier Religionen – und die zeigt man auch!
Ob im Laden, Bus oder Tuktuk: Götter sind überall mit dabei. Hindus, Buddhisten, Katholiken und Muslime zeigen alle ihre Religionssymbole – und sind stolz darauf. Etwa 70 Prozent der Srilanker sind Buddhisten, rund 15 Prozent Tamilen, zehn Prozent Muslime und fünf Prozent Christen.
Nebeneinander der Religionsgemeinschaften
Es ist eher ein Nebeneinander der Religionsgemeinschaften als ein Miteinander – man respektiert sich. In ganz vielen Orten sind Buddha- und Hindutempel nebeneinander, man hört die Gesänge des Muezzin, und die Christen übertragen die Messe ebenfalls mit Lautsprecher in die Gemeinde.
Tratsch ja – Nachrichten nein
Tratsch, Bollywood und Hochzeiten – die Auswahl an solchen Blättern ist riesig. Unabhängige politische Blätter sucht man vergeblich. Auf dem „Press Freedom Index“ von Reporter ohne Grenzen liegt Sri Lanka im letzten Drittel. Seit Ende des Krieges hat sich daran wenig geändert. Regierungskritische Medien werden weiterhin gegängelt. Die meisten Medien üben deshalb eine strikte Selbstzensur.
Nähen für den Export
Sie ist eine von 150.000 Frauen, die für wenig Geld Bekeidung nähen. Noch immer ist die Textilindustrie einer der wichtigsten Sektoren Sri Lankas – auch wenn die Konkurrenz aus Ländern wie Bangladesch groß ist. 45 Prozent der Deviseneinnahmen stammen zurzeit aus der Textilbranche. Die meisten der rund 300 Fabriken wurden in den 1990er Jahren aus dem Boden gestampft.
Umweltbewusstsein noch ganz am Anfang
Es ist ein Anfang – Plastikflaschen werden jetzt recycelt. Auf der anderen Seite sucht man an vielen Orten noch vergeblich Mülleimer – Umweltschutz beginnt hier gerade erst. Eine Pionier-Rolle spielen dabei auch große Öko-Hotelketten wie Jetwing: Sie kooperieren mit Schulen, um Kinder für den Umweltschutz zu sensibilisieren. Die Idee ist, dass die Kinder dann ihre Eltern "erziehen."
Beach Boys – die Nachfrage ist da
Sie sprechen etwas Englisch, sind jung und attraktiv. Mit mehr oder weniger charmanten Sprüchen gehen sie auf die Jagd. Ihre Beute: westliche Touristinnen. Ihr Revier: der Strand. Ihr Ansporn: Spaß und Spesen – manche träumen von einem Visum in den Westen. Beach Boys sind Einzelunternehmer in Sri Lanka, es gibt hier auch keine Bordelle wie zum Beispiel in Thailand.
Höher, weiter, schneller
Es herrscht ein Bauboom auf der Insel. Autobahn und Zugtrasse an die Südküste, ein neuer internationaler Flughafen in Hambantota, der Heimatstadt des Präsidenten. Hotels en masse im ganzen Land. Sri Lanka setzt auf die Touristen – um über zwei Millionen Gäste in Zukunft zu empfangen zu können, muss die Infrastruktur ausgebaut werden. 1,3 Millionen werden dieses Jahr erwartet.
Einheimische Touristen
Sie kommen in Familien-Clans, sie kommen am Wochenende, sie staunen: Die meisten der srilankanischen Touristen sind zum ersten Mal an diesem Strand in Arugam Bay an der Ostküste. Während der 26 Jahre Bürgerkrieg war es praktisch unmöglich an die Ost- oder Nordküste zu reisen. Überall standen Check-Points, an denen man kontrolliert und befragt wurde.
Traditionen im Wandel
Nur ganz früh morgens haben sie den Strand noch für sich allein. Noch immer gehen die Fischer in diesen traditionellen Ruderbooten aufs Meer, den Fang verkaufen die meisten der kleinen Fischer an Hotels. Seit die Touristen kommen, bieten viele Bootstouren an, oder sie vermieten Zimmer und Bungalows, was in der Saison oft mehr Geld bringt als die Beute.