Goldgrube
6. Juli 2011Malaysias Billig-Fluglinie AirAsia stockt Kreisen zufolge den jüngsten Rekord-Auftrag für Airbus um 100 Flugzeuge auf. AirAsia kaufe nun 300 Maschinen der modernisierten, spritsparenden A320neo, meldete die Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch (06.07.2011). Damit belaufe sich der Gesamtwert des Auftrags nach Listenpreis auf 27 Milliarden Dollar. Im Juni hatte AirAsia auf der Luftfahrtmesse in Le Bourget 200 A320neo mit einem Listenpreis von gut 18 Milliarden Dollar erworben. Damit hatte der europäische Flugzeugbauer den größten Einzelauftrag in der Luftfahrt-Geschichte eingeheimst.
Für den europäischen Flugzeugbauer Airbus scheint der neue Spritspar-Flieger mit den abgeknickten Flügeln eine Goldgrube zu werden. Die A320neo soll in vier Jahren auf den Markt kommen und dank neuer Triebwerke von CFM und Pratt & Whitney etwa 15 Prozent weniger Kerosin als die Vorgängerin A320 verbrauchen - ein gewichtiges Argument für die Airlines, da der Treibstoff mittlerweile knapp dreißig Prozent der Kosten im Flugverkehr ausmacht, wie die Internationale Luftfahrtvereinigung IATA unlängst vorrechnete. Vor zehn Jahren lag der Kostenanteil noch bei 13 Prozent.
Weniger Sprit, weniger Kosten
Tatsächlich ist die Spritersparnis noch deutlich höher als 15 Prozent. Denn die neuen Flieger ersetzen in der Regel nicht die alte A320, sondern wesentlich ältere Modelle wie die MD-80 und die alte Boeing 737. Daher sei eine Ersparnis von 25 bis 30 Prozent realistisch, rechnet Airbus-Verkaufschef John Leahy vor. Kein Wunder, dass die Airlines Schlange stehen: Über 1000 Bestellungen haben die Europäer seit Dezember für den Mittelstreckenflieger eingesammelt.
Die Auftragsflut sorgt selbst bei Airbus für Erstaunen. Gerade erst hatte die Führungsriege entschieden, die Produktion der meistverkauften Flugzeugklasse von derzeit 36 auf 42 Exemplare pro Monat anzukurbeln. Nun denkt Vorstandschef Thomas Enders über eine weitere Steigerung nach. Airbus baut bislang gut 500 Flugzeuge pro Jahr. Mit der Bestellflut für die A320neo sind die Werke nun für weitere zwei Jahre ausgelastet.
Weniger Sprit, weniger Treibhausgas
Angetrieben wird die Nachfrage nicht nur vom hohen Ölpreis. Das Flugzeug wird auch deutlich leiser und spuckt jährlich 3600 Tonnen weniger CO2 aus. Das kann künftig ein entscheidender Wettbewerbsfaktor werden. Denn eine 2008 von der Europäischen Union in Brüssel verabschiedete Richtlinie sieht vor, dass ab Januar 2012 alle Fluglinien, die in der EU landen oder dort starten, am CO2-Emissionshandel teilnehmen müssen. Grundsätzlich werden allen Flugunternehmen bestimmte Mengen an CO2-Ausstoß gewährt. Darüber hinaus müssen sie entsprechend Rechte erwerben.
Die Internationalen Fluggesellschaften laufen dagegen Sturm. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg eröffnete am Dienstag ein Verfahren, das klären soll, ob die Einbeziehung von Nicht-EU-Unternehmen mit internationalem Recht vereinbar ist. Der Amerikanische Luftfahrtverband und die US-Flugunternehmen American Airlines, Continental und United Airlines hatten vor dem Obersten Gerichtshof in London gegen eine Verflechtung in den Handel mit CO2-Zertifikaten geklagt. Unterstützt werden die Kläger unter anderem vom Internationalen Luftfahrtverband IATA, dem Europäischen Verband für Transport und Umwelt und dem Umweltverband Aviation Environment Federation.
Autor: Rolf Wenkel (mit rtr, dpa, dapd)
Redaktion: Henrik Böhme