Paul Ryan stellt sich an die Seite von Trump
3. Juni 2016Der mächtige Sprecher des Repräsentantenhauses in Washington, Paul Ryan, hat eine 180-Grad-Wende vollzogen. Ryan, der ranghöchste Amtsträger der Republikanischen Partei, hatte sich anfangs noch ausdrücklich geweigert, dem "Quereinsteiger" Donald Trump, der oftmals durch rassistische, beleidigende oder pöbelnde Worte auffällt, seine Unterstützung auszusprechen.
Er werde im Herbst für Trump stimmen, da er zuversichtlich sei, dass dieser "helfen wird, die Agenda der Republikaner im Repräsentantenhaus in Gesetze umzusetzen", kündigte Ryan im Kurznachrichtendienst Twitter an.
In einem Beitrag für die "GazetteXtra", eine Lokalzeitung seines Heimatstaates Wisconsin, führte Ryan aus, es sei zwar kein Geheimnis, dass es Differenzen zwischen ihm und Trump gebe. "Ich werde nichts anderes vortäuschen. Und wenn ich das Bedürfnis habe, werde ich weiterhin meine Meinung sagen". Allerdings habe er in den zentralen Fragen des republikanischen Programms mit dem Immobilienmilliardär "mehr Gemeinsamkeiten als Meinungsunterschiede".
Nachdem sich Trump im Laufe der Vorwahlen Anfang Mai die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner de facto gesichert hatte, hatte Ryan noch in einem höchst ungewöhnlichen Schritt erklärt, dass er vorerst nicht bereit sei, den Geschäftsmann zu unterstützen. Er begründete seine Haltung seinerzeit damit, dass der "Quereinsteiger aus der Geschäftswelt mehr tun" müsse, um die Partei zusammenzubringen.
Vertrauliches Treffen in Washington
Eine Woche später trafen sich Trump und Ryan dann in Washington. Der Sprecher des Repräsentantenhauses zeigte sich nach dieser Begegnung "sehr ermutigt" und beschrieb Trump als einen "warmherzigen und aufrichtigen" Menschen. Schon damals betonte Ryan, dass es neben "wenigen Differenzen" bei vielen wichtigen Themen eine "gemeinsame Basis" mit Trump gebe.
Das Establishment der Republikanischen Partei hatte sich in den Vorwahlen lange Zeit gegen den Milliardär gestellt und dessen Aufstieg zum Präsidentschaftskandidaten zu verhindern versucht. Nachdem der Immobilienmagnat Anfang Mai die letzten zwei seiner ursprünglich 16 Rivalen um die Kandidatur aus dem Rennen geworfen hatte, liefen jedoch viele prominente Vertreter der Republikaner zu ihm über. Bei einem Parteitag im Juli soll Trump offiziell zum Präsidentschaftskandidaten gekürt werden.
"Trumps Politik - eine Serie bizarrer Wutreden"
Mit scharfen verbalen Angriffen auf ihren republikanischen Konkurrenten versuchte die demokratische Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton zu punkten. Die ehemalige US-Außenministerin wies im kalifornischen San Diego - Sitz eines großen US-Marinestützpunktes - darauf hin, dass der US-Präsident gleichzeitig Oberbefehlshaber der Streitkräfte sei und Trump "diesen Job nicht machen" könne.
Seine außenpolitischen Vorstellungen seien "gefährlich unzusammenhängend" und ohnehin eher "eine Serie von bizarren Wutreden". Ein so dünnhäutiger und schnell zu verärgernder Mann dürfe niemals an die Atomwaffen-Codes der USA gelangen. Trump zum Präsidenten zu machen, wäre "ein historischer Fehler".
Clinton wies abermals auf ihre Erfahrung als Außenministerin der USA von 2009 bis 2013 hin. Sie betonte dabei den Wert der zahlreichen Verbündeten der USA sowie der Diplomatie und Entwicklungshilfe für die Sicherheit des Landes. Trump wolle dagegen mit den Verbündeten brechen. Ihr Konkurrent finde Tyrannen und Diktatoren faszinierend - sie werde es den Psychiatern überlassen, diese Zuneigung zu erklären, spottete sie weiter. Sie verwies in dem Zusammenhang auf Nordkoreas "sadistischen Diktator" Kim Jong Un und Russlands Präsidenten Wladimir Putin.
Trump hatte sich in einem Interview der Nachrichtenagentur Reuters bereiterklärt, mit Nordkoreas Staatchef Kim über das umstrittene Atomwaffenprogramm des abgeschotteten Staates zu reden. Im Gegenzug lobte ihn die nordkoreanische Führung als "weisen Politiker".
Am Dienstag wird in Kalifornien gewählt
Im Prinzip ist Clinton der Sieg bei den Demokraten nicht mehr zu nehmen. Allerdings erhebt US-Senator Bernie Sanders trotz seines Rückstandes weiter Anspruch auf eine Nominierung. Am kommenden Dienstag finden Vorwahlen der Demokraten in sechs Bundesstaaten statt. Das besondere Augenmerk liegt dabei auf Kalifornien, dem bevölkerungsreichsten Staat der USA mit fast 40 Millionen Einwohnern. Ein Niederlage dort wäre für Clinton mehr als peinlich.
se/wo (ap, afp, dpa, rtr)