Sport als Lebenshilfe: Fußball-WM für Obdachlose in Kapstadt
3. September 2006"Wir nutzen Sport, um Vertrauen aufzubauen und den Obdachlosen zu zeigen, dass sie Teil der Gesellschaft sind. Darin sehen wir den Wert des Sports." Der Projektmanager Zane Carime von der Organisation "The Big Issue" ist davon überzeugt, dass regelmäßiger Sport positiv zur Veränderung im Leben von Obdachlosen beitragen kann. Seine Organisation ist Gastgeber für die kommende Weltmeisterschaft in Südafrika. Außerdem ist "The Big Issue" Herausgeber für ein monatliches Straßenmagazin mit einer Auflage von 15.000 Zeitungen. Sie bietet soziale Programme für Obdachlose an - unter anderem auch Straßenfußball.
Das südafrikanische Team heißt Bafowetu, was übersetzt "Unsere Brüder" bedeutet. Ihnen steht ein professioneller Trainer zur Seite, der selbst viele Jahre lang Fußball gespielt hat. Der zweite Trainer, Nkosinathi Mkhonono, ist Mitte 30, hat zwei Kinder, und war lange arbeitslos. Schließlich verkaufte er das Magazin "The Big Issue" auf der Straße. Als begeisterter und talentierter Fußballer konnte er 2004 nach Schweden reisen und bei der Obdachlosen-Weltmeisterschaft für das südafrikanische Team spielen. Inzwischen hat Nkosinathi an einem Kurs über Holz teilgenommen und will sich als Schreiner selbstständig machen. Zu seiner Wohnsituation sagt er: "Ich lebe immer noch in einer Wellblechhütte. So etwas ist kein Zuhause. Ein Haus aus richtigen Ziegelsteinen, das ist ein Zuhause. Nicht eine solche Hütte, die kann jederzeit abbrennen."
Brot…
Das internationale Straßenfußballereignis fand zum ersten Mal 2003 in Österreich statt, in den darauffolgenden Jahren in Schweden und Großbritannien. Finanzielle Unterstützung bieten unter anderem UEFA, Nike und die Organisation "International Network of Street Papers". Eine Studie, die zehn Monate nach der letzten Weltmeisterschaft erstellt wurde, zeigt eine deutliche Verbesserung im Leben der meisten Spieler: Sie hatten entweder ihre Wohnsituation verbessert, regelmäßiges Einkommen erzielt oder an Ausbildungskursen teilgenommen. Zwölf Spieler der letzten Weltmeisterschaft verdienen ihr Geld heute als Trainer oder Spieler für semi-professionelle Teams.
… und Spiele
Beim Straßenfußball müssen die Spieler fit sein. Es ist ein schnelles Spiel, das pro Team mit drei Spielern und einem Torwart gespielt wird. Ein Spiel dauert zwei mal sieben Minuten, und das Feld ist deutlich kleiner als ein normales Fußballfeld. Der 17-jährige Zuko Buyambo ist Torwart im südafrikanischen Team. Seit drei Jahren wohnt er in einem Rehabilitationszentrum für drogenabhängige Jugendliche, zuvor lebte er auf der Straße. Zuko ist sehr stolz, an der Obdachlosen-Weltmeisterschaft teilnehmen zu können: "Mir macht es Spaß, Sport zu treiben, und ich möchte gerne ein professioneller Spieler werden. Ich werde mich anstrengen, dass man mich entdeckt. Fußball bedeutet im Moment mein Leben."
Elvis Mchunu ist mit 16 Jahren der Jüngste im Team. Er lebt schon seit vielen Jahren in einem Heim in der Nähe von Stellenbosch. Sein Vater ist sehr krank, wo seine Mutter wohnt, weiß er nicht. Seit er in der Mannschaft mitspielt, macht er "kein dummes Zeug mehr": "Statt dessen gehe ich mit einem Ball zum Sportplatz und übe, weil ich weiß, was ich in Zukunft sein will: Ich möchte gerne ein Fußballstar werden."
Von der Welt- zur Nationalliga
Bis zum Beginn der Weltmeisterschaft trainiert das südafrikanische Team zwei Mal pro Woche. Ein Sportklub in Kapstadt stellt den Spielern seine Trainingshalle kostenfrei zur Verfügung. Die Organisation "The Big Issue" will nach der Weltmeisterschaft eine nationale Straßenfußballliga ins Leben rufen, die regelmäßig Turniere im Land veranstaltet. Auf diese Weise sollen langfristig mehr Obdachlose und Straßenkinder darin unterstützt werden, wieder Selbstvertrauen und neue Motivation für ihr Leben zu finden.