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Spielbergs Film für den Frieden

Karolina Burbach7. Januar 2006

Der neue Thriller "München" von Steven Spielberg über das Olympia-Attentat von 1972 will ein Appell gegen die Unnachgiebigkeit auf beiden Seiten - der Israelis und der Palästinenser - sein.

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Film mit Mangel an historischer Akkuratesse?

Mit dem Drama "Schindlers Liste" hat er einen der am meisten beachteten Filme über den Holocaust gedreht. Nun bemüht sich Steven Spielberg um Ausgleich im Nahost-Konflikt und stellt dabei Israelis und Palästinenser auf eine Stufe. In seinem neuen Film "München" lässt der 58-Jährige Figuren auf beiden Seiten fast wortgleich sagen, dass all die Toten nur für "einen Ort zum Leben" gestorben seien.

Überraschend langweilig?

Von israelischer Seite kam die Klage, der Film verharmlose die Verbrechen palästinensischer Terroristen. Ehud Danoch, israelischer Konsul in Los Angeles, bezeichnete das Werk laut US-Zeitschrift "Variety" als "oberflächlich und prätentiös". Und "The New Republic" schrieb: "Die wirkliche Überraschung ist, wie langweilig 'München' ist. Der Film ist geradezu verzweifelt darum bemüht, keinem bestimmten politischen Standpunkt zugeordnet werden zu können."

Fehlende Recherche?

Die Anklagen der ehemaligen Mossad-Agenten Yossi Melman und Steven Hartov sind noch schärfer: Laut einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" werfen sie Steven Spielbergs "München"-Film einen eklatanten Mangel an historischer Akkuratesse vor. Spielberg soll es vermieden haben, die tatsächlich ins Geschehen verstrickten Akteure zu befragen. Weder zu den Familien der elf ermordeten Sportler, noch zu Ex-Mossad-Chef Zvi Zamir oder Mohammed Daoud, dem ehemaligen Kopf der Gruppe "Schwarzer September", nahm der Regisseur Kontakt auf.

Die "New York Times" dagegen verteidigte Spielberg. Der zentrale Gedanke des Films sei, "dass jeder Dialog endet, wenn zwei Gegner sich nur noch gegenseitig die Gurgel zudrücken." Auch "Newsweek" ("Faszinierend") und "Time" ("Ein Meisterwerk") lobten den Altmeister für sein neues Werk.

Mord und Vergeltung

Olympia 1972 Das Ende der Geiselnahme
Der ausgebrannte Hubschrauber des Bundesgrenzschutzes 1972 auf dem Flughafen MünchenBild: dpa - Bildfunk

Worum geht es: Im Jahr 1972 begeistern die Olympischen Spiele die Menschen in der bayerischen Hauptstadt. Doch dann dringen Mitglieder der palästinensischen Terror-Organisation "Schwarzer September" ins Olympische Dorf ein und nehmen elf israelische Sportler als Geiseln. Die Gruppe fordert die Freilassung von 200 in Israel inhaftierten Palästinensern. Bei einem Befreiungsversuch sterben alle Athleten und fünf der Terroristen.

Was dann kommt, ist das eigentliche Thema von Spielbergs Film: Die Vergeltungsaktion des Mossad. Der verfolgt die überlebenden Palästinenser quer durch Europa. Eine Telefonbombe in Paris, ein Anschlag in Beirut, Schüsse in Spanien. Der israelische Geheimdienst arbeitet effizient und erfolgreich. Doch vor allem ihr junger patriotischer Anführer, gespielt von Eric Bana, wird zunehmend von Zweifeln geplagt. Mit jedem Mord, das spürt er, wird er seinen Feinden ähnlicher. Jeder Tote steht als Hindernis vor einer friedlichen Lösung.

Einen Versuch wert

Steven Spielberg, Porträt
Spielbergs Thriller 'München' sorgt für KontroversenBild: dpa

Spielberg selber sieht seinen neuen Film als ein "Gebet für den Frieden". "Der größte Feind sind nicht die Palästinenser oder die Israelis", sagte er in einem Interview mit dem amerikanischen Magazin "Time". "Der größte Feind ist die Unnachgiebigkeit." Zwar glaube er nicht wirklich daran, mit einem Film im Nahost-Konflikt etwas bewegen zu können, aber es sei immerhin einen Versuch wert.

Doch bei diesem einen Versuch möchte es Spielberg dann doch nicht belassen: Er plant, 250 Videokameras und Abspielgeräte zu kaufen, um sie an palästinensische und jüdische Kinder zu verteilen. Die sollen damit kleine Filme über ihr Leben drehen, die dann auf der jeweils anderen Seite gezeigt werden. Damit sich die Kinder nicht mehr als Feinde wahrnehmen, sondern als menschliche Wesen. Die vielleicht später einmal den entscheidenden Schritt in Richtung Versöhnung gehen, der ihren Eltern noch schwerfällt.

"München" ist in Deutschland ab dem 26. Januar in den Kinos zu sehen.