Spaniens Wirtschaft nimmt Schwung auf
8. Juni 2015Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat Spanien zu weiteren Reformen aufgefordert und eindringlich vor einer Abkehr vom Reformkurs gewarnt. Die spanische Wirtschaft erhole sich rascher als erwartet, weise aber noch gravierende Schwachstellen auf, betonte der IWF in einem am Montag veröffentlichten Bericht.
"Eine Umkehrung der zuletzt vorgenommen Reformen würde Unsicherheit verbreiten und könnte die Erholung bremsen", warnte der IWF. Zu den Schwachstellen der spanischen Wirtschaft zählte er die weiterhin hohe Arbeitslosigkeit, ein nicht ausreichend flexibles Arbeitsrecht und die hohe Verschuldung privater Unternehmen. Die spanischen Banken sollten ihre Kapitalreserven erhöhen und die Kosten senken, die ihnen durch nicht zurückgezahlte Kredite entstünden.
IWF blickt optimistisch in die Zukunft
Dennoch blickt der IWF optimistisch auf die Konjunktur in Spanien: Die Wirtschaft in dem Euro-Land werde in diesem Jahr um 3,1 Prozent zulegen und im nächsten Jahr um 2,5 Prozent, teilte der Fonds am Montag in einem Bericht mit. Bisher hatte der IWF für 2015 einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von 2,5 Prozent und für 2016 von 2,0 Prozent veranschlagt.
Die spanische Wirtschaft kommt trotz der vergleichsweise noch hohen Arbeitslosigkeit immer besser in Schwung. Anfang des Jahres beschleunigte sich das Wirtschaftswachstum auf 0,9 Prozent. So stark hatte das Bruttoinlandsprodukt seit mehr als sieben Jahren nicht mehr zugelegt.
Die Arbeitslosigkeit bleibt auf Rekordniveau
Vor dem Hintergrund der aktuellen konjunkturellen Erholung haben sich Gewerkschafter und Arbeitgebervertreter auf die erste Lohnerhöhung nach drei Jahren eingefrorener Gehälter geeinigt. Das am Montag von den Arbeitgeberverbänden CEOE und Cepyme sowie den großen Arbeitergewerkschaften UGT und CCOO unterzeichnete Abkommen sieht vor, die Löhne in diesem Jahr um ein Prozent und im kommenden Jahr um 1,5 Prozent zu erhöhen. Der Tarifabschluss weist auf die Erholung der spanischen Wirtschaft hin, die 2014 nach fünf Jahren Rezession und Stagnation erstmals wieder Wachstum aufwies.
Der Vertrag gilt für drei Jahre, wobei jedoch der Lohnzuwachs für das Jahr 2017 noch nicht festgelegt wurde. "Dieses Abkommen spiegelt die Realität wider", sagte Juan Rosell, Vorsitzender des mittelständischen Arbeitgeberverbands CEOE. Neben dem Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 1,4 Prozent im vergangenen Jahr profitieren die Verbraucher der viertgrößten Wirtschaft der Eurozone von gesunkenen Preisen im Einzelhandel. "Das ist ein kostbarer Vertrag", sagte der Vorsitzende der Gewerkschaft UGT, Cándido Méndez. "Wir können die Krise hinter uns lassen und über wirtschaftliche Erholung sprechen."
Nach Schätzungen von Spaniens konservativer Regierung könnte das Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr 2,9 Prozent erreichen. Allerdings hat ein großer Teil der Bürger zunächst wenig von der guten Konjunktur: Im ersten Quartal 2015 lag die Arbeitslosenquote in Spanien bei fast 24 Prozent, dem zweitschlechtesten Wert der Eurozone nach Griechenland.
dk/ zdh(afp/dpa/rtr)