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"Monate der Einschränkungen und des Verzichts"

1. November 2020

Im Kampf gegen die Corona-Pandemie hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn die Menschen in Deutschland auf harte Zeiten eingeschworen. Von diesem Montag an gilt in der ganzen Bundesrepublik ein Teil-Lockdown.

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Deutschland Coronavirus PK Lothar Wiehler und Jens Spahn
Bild: Tobias Schwarz/Reuters

Selbst wenn das öffentliche Leben in einigen Wochen wieder hochfahre, könnten danach erneut strenge Beschränkungen drohen. "Niemand kann ausschließen, dass es nicht irgendwann in der Folge wieder dazu kommt", sagte der CDU-Politiker im Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF). Deutschland befinde sich wegen der Corona-Krise in einer "Jahrhundert-Situation". Es werde "Monate der Einschränkungen und des Verzichts" geben.

In Deutschland sind am Montag die neuen bundesweiten Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus in Kraft getreten. Erlaubt ist nun in der Öffentlichkeit nur noch der gemeinsame Aufenthalt von zwei Hausständen mit insgesamt maximal zehn Menschen. Restaurants, Bars, Kneipen, Klubs und Diskotheken müssen geschlossen bleiben. Erlaubt bleibt aber die Lieferung und Abholung von Speisen für den Verzehr zu Hause. Auch Opern, Theater, Schwimmbäder und Fitnessstudios müssen geschlossen bleiben. Übernachtungsangebote für touristische Zwecke sind untersagt. Der Einzelhandel hingegen kann seine Läden weiterhin öffnen. Auch Schulen und Kitas bleiben offen. Der Teil-Lockdown gilt zunächst bis Ende November. Mitte des Monats wollen Bund und Länder eine Zwischenbilanz ziehen.

"Das ist echt hart"

Spahn betonte, der Kampf gegen die Pandemie erfordere im November eine "nationale Kraftanstrengung". Es stehe ein Monat der Entschleunigung an, um Kontakte zu reduzieren und einander vor einer Ansteckung zu schützen. "Ja, ich weiß: Das ist echt hart", sagte er. Aber angesichts rapide steigender Infektionszahlen gehe es nicht ohne zusätzliche staatliche Maßnahmen. Zu Kritik aus Gastronomie sowie der Kultur- und Hotelbranche meinte er, auch das beste Hygienekonzept reduziere das Risiko eben nicht auf null.

Spahn, selbst an COVID-19 erkrankt, sagte, ihm persönlich gehe es gut, er sei seit Tagen symptomfrei. Er wisse nicht, wo er sich angesteckt habe. So wie er seien Hunderttausende in Deutschland zurzeit in Quarantäne. Er dankte allen, die zu Hause blieben, um andere zu schützen.

Der Geist vom März

Kanzleramtsminister Helge Braun sagte, er habe wenig Hoffnung, dass schon in kurzer Zeit wieder Maßnahmen des Teil-Lockdowns zurückgenommen werden könnten. "Ich halte es nicht für wahrscheinlich, dass wir in zwei Wochen schon Maßnahmen lockern können", so der CDU-Politiker.

Doch gehe er insgesamt fest davon aus, "dass sich das Infektionsgeschehen mit den Maßnahmen, die wir jetzt beschlossen haben, wirklich deutlich bremst". Der Gesamterfolg hänge aber vom Willen jedes Einzelnen ab. Den Geist, der im März geherrscht habe, brauche man auch in diesem Winter wieder.

"Kein anderes Konzept"

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder verteidigte die ab diesem Montag geltenden strengeren Maßnahmen im Kampf gegen die Corona-Pandemie. "Die Alternative wäre, es laufen zu lassen", sagte der CSU-Chef. Das würde aber einen enormen Anstieg der Infektionen bedeuten.

Die Folge seien das Volllaufen der Krankenhäuser und am Ende auch hohe Todeszahlen. "Es gibt auf der ganzen Welt kein anderes Konzept als das Reduzieren von Kontakten, um auf Corona zu reagieren", so Söder. "Wenn es ein besseres, leichteres gäbe, würden wir es ja sofort anwenden."

Schulen und Kitas offen halten

Bundesfamilienministerin Franziska Giffey betonte, im Kampf gegen Corona sollten Schulen und Kindergärten so lange wie irgend möglich offen bleiben. "Die Schließungen von Kitas und Schulen sind nicht das erste Mittel. Sondern die sind das letzte Mittel, wenn es um Einschränkungen geht", sagte Giffey im Fernsehen der ARD.

Deutschland | Kitas und Grundschulen öffnen vollständig
Kitas und Schulen bleiben in Deutschland geöffnet - solange das möglich istBild: picture-alliance/dpa/U. Anspach

Bevor die Einrichtungen für kindliche Bildung geschlossen würden, seien "alle anderen Dinge dran". Die Ministerin betonte, für dieses Vorgehen seien nicht nur Eltern und Kinder "sehr dankbar". Es werde auch von Kinder- und Jugendärzten befürwortet.

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil appellierte an die Unternehmen, Mitarbeiter so oft wie möglich ins Homeoffice zu schicken. "Wo immer das möglich ist, sollte von zu Hause aus gearbeitet werden" sagte er der "Bild"-Zeitung. "Dafür müssen Unternehmen alle notwendigen Voraussetzungen schaffen." Wo kein Homeoffice möglich sei, müssten Hygiene- und Arbeitsschutzstandards am Arbeitsplatz besonders streng eingehalten werden.

Fast 13.000 Neuinfektionen

Das Robert-Koch-Institut (RKI) gab am Montagmorgen weitere 12.097 verzeichnete Coronavirus-Ansteckungsfälle binnen eines Tages bekannt. Dies ist zwar deutlich weniger als an anderen Tagen der jüngsten Zeit - da am Wochenende aber nicht alle Gesundheitsämter ihre Daten übermitteln, liegen die Fallzahlen montags immer vergleichsweise niedrig. Erst am Samstagmorgen hatte das RKI einen Rekordwert bei den täglich erfassten Neuinfektionen von 19.059 Fällen bekanntgegeben.

haz/wa/kle (dpa, afp, rtr)