Kritiker und Sportler laufen sich warm
5. Februar 2014Zwei Tage vor Beginn der XXII. Olympischen Winterspiele in Sotschi ist das olympische Feuer nach einem historischen Fackellauf von 65.000 Kilometern in dem russischen Badeort am Fuße des Kaukasus eingetroffen. Bis zur Eröffnungszeremonie der Spiele am Freitag werden noch 300 Menschen die Fackel tragen, unter ihnen prominente Russen und auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon.
Ban drückt Skispringerinnen die Daumen
Überraschend gestand der Südkoreaner vor seiner Abreise nach Sotschi sein Faible für das Frauen-Skispringen. "Sie werden mich natürlich nicht auf der Spitze der Schanze sehen, aber ich werde diese Athletinnen unterstützen und ermutige die Frauen, hoch und weit zu springen", sagte Ban in New York. Der UN-Generalsekretär stellte zudem die "einende Kraft des Sports, unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder sexueller Orientierung" heraus - eine Anspielung auf die Diskriminierung von Homosexuellen in Russland, die im Vorfeld der Sportveranstaltung für heftige Diskussionen und Proteste gesorgt hatte.
Aufruf zu Protestaktionen
Und sie gehen weiter: Die LGBT-Bewegung (lesbian, gay, bisexual and transgender) hat für diesen Mittwoch in weltweit 19 Städten zu Protesten vor Filialen von Olympia-Sponsoren wie McDonald's, Coca-Cola, Samsung, Omega oder Visa aufgerufen. "Es ist an der Zeit, die Sponsoren dazu zu bewegen, dass sie ihre ökonomische Macht einsetzen und darauf drängen, diese diskriminierenden Gesetze abzuschaffen.". Gemeint ist das im Sommer vom russischen Parlament beschlossene Verbot sogenannter homosexueller Propaganda. Danach droht demjenigen Gefängnis, der sich in Anwesenheit von Minderjährigen über Homosexualität äußert.
Die Musikerinnen der kremlkritischen Punkband Pussy Riot riefen dazu auf, die Menschenrechtslage in ihrem Heimatland trotz des Großereignisses Olympia nicht auszublenden. Die Bilder aus Sotschi spiegelten nicht die Wirklichkeit in Russland wider, erklärten die kürzlich aus der Haft entlassenen Bandmitglieder Nadeschda Tolokonnikowa und Maria Alechina in New York. Sie waren gemeinsam mit ihrer Bandkollegin Jekaterina Samuzewitsch wegen einer Präsident Wladimir Putin kritisierenden Darbietung in einer Moskauer Kirche zu einer mehrjährigen Lagerhaft verurteilt worden. Samuzewitsch kam später auf Bewährung frei, Tolokonnikowa und Alechina profitierten im Dezember von einer Amnestie.
DOSB will 30 Medaillen
Bei Funktionären und Sportlern greift derweil das Olympia-Fieber um sich: Der Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und Chef de Mission des deutschen Olympiateams, Michael Vesper, gab ein ehrgeiziges Ziel vor: "Wir wollen das Ergebnis von Vancouver wiederholen." Vor vier Jahren in Kanada hatte das deutsche Team 30 Medaillen geholt (10 Gold, 13 Silber, 7 Bronze) und Rang zwei im Medaillenspiegel erreicht. "Die Konkurrenz hat aufgeholt. Die internationale Situation ist sehr viel schwieriger geworden", betonte Vesper und bezifferte den Zielkorridor erneut auf 27 bis 42 Medaillen. "Wir wollen auf dem Treppchen der besten drei Nationen landen", sagte Vesper.
Um diese Ziele zu erreichen, wurden die Prämien für erfolgreiche Sportlerinnen und Sportler noch einmal um rund 30 Prozent erhöht. Für einen Olympiasieg werden jetzt 20.000 Euro, für eine Silbermedaille 15.000 Euro und für Bronze 10.000 Euro ausgeschüttet. Bei den 98 Wettbewerben in Sotschi sind insgesamt 153 Deutsche am Start - 77 Frauen und 76 Männer. Ski-Star Maria Höfl-Riesch hofft derweil darauf, an ihre Erfolge von Vancouver anknüpfen zu können. "Olympia ohne Medaille wäre für mich schon eine Enttäuschung", sagte die 29-Jährige, die vor vier Jahren zweimal Gold gewonnen hatte, der Deutschen Presseagentur.
wl/qu (dpa, afp, sid)