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Sorge um Chinas Tennisstar Peng Shuai

15. November 2021

Seitdem Tennisspielerin Peng Shuai einen hohen Parteifunktionär eines sexuellen Übergriffs beschuldigt hat, gab es keinen Kontakt aus dem Ausland mehr zu ihr. Der Weltverband und prominente Spielerinnen sind besorgt.

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Australian Open Tennis | Peng Shuai
Die Chinesin Peng Shuai feierte zwei Grand-Slam-Turniersiege im DoppelBild: Andy Brownbill/AP Photo/picture alliance

Wo ist Peng Shuai? Seit anderthalb Wochen ist die chinesische Weltklasse-Tennisspielerin im Doppel angeblich verschwunden. Auf der chinesischen Social-Media-Plattform Weibo hatte die 35-Jährige am 2. November den früheren Vizepremier Zhang Gaoli beschuldigt, sexuell übergriffig geworden zu sein. Nachdem sie vor zehn Jahren vorübergehend eine Affäre gehabt hätten, habe Zhang sie 2018 in seiner Wohnung gegen ihren Willen zum Sex zwingen wollen, schrieb Peng: "Ich kann nicht beschreiben, wie angewidert ich war und wie oft ich mich gefragt habe, ob ich noch ein Mensch bin. Ich fühle mich wie eine wandelnde Leiche." Der Post war wenig später gelöscht worden, Suchanfragen nach Peng auf Weibo hatten keine relevanten Ergebnisse mehr gebracht, Diskussionen zum Thema waren blockiert worden. Danach hatte sich die Spur der Tennisspielerin verloren.

WTA: "Vorwürfe ohne Zensur untersuchen"

Der Weltverband der Profitennisspielerinnen (WTA) ist alarmiert. "Die jüngsten Ereignisse in China, die die WTA-Spielerin Peng Shuai betreffen, geben Anlass zu großer Sorge", ließ WTA-Chef Steve Simon wissen. Die Chinesin habe "bemerkenswerten Mut" gezeigt: "Wir erwarten, dass diese Angelegenheit angemessen behandelt wird. Das heißt, die Vorwürfe müssen vollständig, fair, transparent und ohne Zensur untersucht werden." Die frühere Weltklassespielerin Martina Navratilova bewertete die Erklärung Simons auf Twitter als "eine sehr starke Haltung der WTA - und die richtige Haltung".

In den vergangenen Jahren hatte die WTA auf dem chinesischen Markt stark expandiert. 2019 waren in China neun WTA-Turniere ausgetragen worden, mit dem Höhepunkt des WTA-Finals in Shenzhen. Wegen der Corona-Pandemie war das Saisonfinale 2020 ausgefallen und in diesem Jahr nach Guadalajara in Mexiko verlegt worden. Die WTA hatte aber angekündigt, dass das prestigeträchtige Turnier von 2022 bis 2030 wieder in Shenzhen über die Bühne gehen werde.

Französin Cornet startete Twitter-Kampage

Laut WTA-Chef Simon hat niemand aus der Tennisszene seit der Veröffentlichung des Posts auf Weibo Kontakt zu Peng Shuai aufnehmen können. Der chinesische Tennisverband CTA habe ihm jedoch versichert, dass Shuai in Sicherheit und "keiner physischen Bedrohung ausgesetzt" sei, sagte Simon der Zeitung "New York Times". 

Die französische Profispielerin Alizé Cornet hatte auf Twitter unter dem Hashtag WhereIsPengShuai (Wo ist Peng Shuai) dazu aufgerufen, sich für die Chinesin einzusetzen: "Wir sollten nicht schweigen." Auch die früheren Tennis-Superstars Chris Evert und Billie Jean King äußerten sich besorgt über das Schicksal Pengs. "Ich kenne Peng, seit sie 14 Jahre alt ist", twitterte Evert. "Wir sollten alle besorgt sein; das ist ernst; wo ist sie? Ist sie in Sicherheit? Jede Information wäre sehr willkommen."

Peng Shuai galt bislang als chinesische Vorzeige-Tennisspielerin, in deren Glanz sich auch die Führung in Peking gerne sonnte. 2013 hatte sie mit ihrer Doppelpartnerin Hsieh Su-wei aus Taiwan das Grand-Slam-Turnier in Wimbledon gewonnen, 2014 die French Open in Paris. 20 Wochen lang hatte Peng an der Spitze der Doppel-Weltrangliste gestanden. Der von ihr beschuldigte Zhang Gaoli saß von 2007 bis 2017 im Politbüro der chinesischen KP, von 2013 bis 2018 war der inzwischen 75 Jahre alte Politiker stellvertretender Ministerpräsident.

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter