Sommerzeit ist Biergartenzeit
Die Entstehung des Biergartens ist dem Zufall zu verdanken - und dem bayerischen König Ludwig I. Er hatte nämlich bestimmt, dass Bier nur in den Wintermonaten gebraut werden durfte. Schon damals wurde in Süddeutschland gerne untergäriges Bier getrunken, das brauchte zum Gären allerdings eine Temperatur von vier bis acht Grad. Da es noch keine künstliche Kühlung gab, konnte es in der warmen Jahreszeit nicht gebraut werden.
Bier am angenehmen Ort
Um trotzdem im Sommer untergäriges Bier trinken zu können, ließen die findigen Brauer außerhalb der Stadt an den Flusshängen, wie zum Beispiel an der Isar, bis zu zwölf Meter tiefe Kellerhöhlen schlagen. Hier lagerte und reifte das Bier in Fässern unter riesigen Brocken von Natureis, das im Winter aus Flüssen und Seen geschlagen wurde. Zum Schutz vor der Sonnenwärme streuten die Brauer hellen Kies auf die Kellerhöhlen und pflanzten schattenspendende Kastanien oder Linden. An diesem angenehmen Ort wurde im Sommer das frische Bier ausgeschenkt, was Scharen von Durstigen anzog.
Salomonisches Urteil
Als die kleineren Brauereien Münchens sahen, wie gut der Bierausschank da draußen lief, zogen sie vor Gericht und protestierten. König Ludwig I. hatte Verständnis für ihre Klage. Mit salomonischer Weisheit verfügte er, dass zwar weiter Bier auf den Kellern ausgeschenkt werden durfte. Aber es war verboten, dort auch eine Brotzeit zu servieren. Hungrige Gäste, die sich gern von einer fertig servierten Mahlzeit verwöhnen ließen, zog es deshalb wieder in die bayerische Metropole.
Und dort sitzen sie noch heute. In keiner anderen Stadt in Deutschland gibt es so viele, so alte und so große Freiluftlokale. Allein im Münchner "Hirschgarten" könnte ein ganzes Dorf mit 8000 Einwohnern Platz nehmen. (pg)