So verspielt Sebastian Vettel die Formel-1-WM
Sebastian Vettel und Lewis Hamilton wollten in diesem Jahr ihren fünften WM-Titel in der Formel 1 holen. Kurz vor Ende der Saison liegt der Brite weit in Front, weil sich Vettel und Ferrari zu viele Fehler erlaubt haben.
Spieglein, Spieglein in meiner Hand...
...wer ist der schnellste Mann im Land? Die Antwort auf diese Frage lautet zu Beginn der Saison ganz klar: Sebastian Vettel. Mit zwei Siegen zum Auftakt - in Melbourne und Bahrain - gelingt dem Ferrari-Piloten ein Saisonstart nach Maß. Hamilton wird Zweiter und Dritter und muss seinem Konkurrenten erstmal beim Jubeln zuschauen.
Pirouette ins Hinterfeld
Beim dritten Saisonrennen in Shanghai reißt die Vettelsche Erfolgsserie: Auf Rang zwei liegend wird der Ferrari-Pilot (l.) von Verstappen (2.v.r.) attackiert. Die Boliden berühren sich und drehen eine Pirouette. Hamilton (r.) und Räikkönen ziehen vorbei. Auch Hülkenberg und Alonso muss Vettel noch passieren lassen. Er wird nur Siebter und verliert wichtige Punkte auf den Zweiten, Hamilton.
Verbremst
Das hätte besser laufen müssen: Nach einer Safety-Car-Phase will Vettel auf dem engen Kurs von Baku zu schnell zu viel, setzt zum Überholen gegen Bottas an und verspielt alles. Er bremst zu spät und zu hart. Die Folge: eine Unwucht im Reifen, die ihn Plätze kostet. Hamilton, Räikkönen und Perez überholen. Weil Bottas kurz vor Rennende der Reifen platzt, feiert Hamilton seinen ersten Saisonsieg.
An der Box verzockt
In Barcelona kann Vettel dem Tempo des Mercedes von Hamilton nicht folgen. Ferrari setzt in seiner Verzweiflung auf eine neue Strategie und lässt bei Vettel in einer virtuellen Safety-Car-Phase frische Reifen aufziehen. Doch der zusätzliche Boxenstopp kostet den Deutschen letztlich das Podium. Hinter Hamilton, Bottas und Verstappen wird er erneut nur Vierter.
Wieder obenauf
Nachdem Vettel in Monte Carlo als Zweiter einen Platz vor Hamilton landet, kann es beim sechsten Saisonrennen in Montreal nicht besser für ihn laufen: Pole Position, anschließend 50. Grand-Prix-Sieg der Karriere und Übernahme der WM-Führung. Für Vettel ist das Rennwochenende ein einziger Erfolg. Hamilton beendet das Rennen nur als Fünfter und schiebt Frust.
Postwendender Rückschlag
Die Freude im Ferrari-Lager währt aber nur kurz: Beim nächsten Rennen in Le Castellet kollidiert Vettel schon beim Start mit Bottas und fällt zurück - auch weil er anschließend wegen der Kollision eine Zeitstrafe aufgebrummt bekommt. Der Deutsche kämpft sich von ganz hinten zwar noch auf Rang fünf vor, doch der Tagessieger heißt Hamilton. Der Brite erobert auch die WM-Führung zurück.
Auswärtssieg
Der Sommer gehört Ferrari: In Österreich, wo Vettel Dritter wird, profitiert er vom Ausfall Hamiltons. In Silverstone (Foto) setzt er sich im "Feindesland" die Krone auf. Beim Start überholt er den von der Pole gestarteten Hamilton, der dann bei einem Unfall mit Räikkönen weit zurückfällt. Hamilton schafft zwar eine grandiose Aufholjagd - mehr als Rang zwei hinter Vettel ist aber nicht mehr drin.
Blackout beim Heimspiel
In dieser Saisonphase ist der Ferrari das überlegene Auto. Auch beim Rennen in Hockenheim sieht Vettel schon wie der sichere Sieger aus. Doch eine Unaufmerksamkeit auf regennasser Fahrbahn beendet das Rennen für den führenden Vettel 15 Runden vor Schluss im Kiesbett. Wütend hämmert er auf sein Lenkrad und muss anschließend zuschauen, wie der von Rang 14 gestartete Hamilton den Siegerpokal erhält.
Einer winkt, der andere denkt
In Budapest muss sich Vettel erneut Gedanken machen, wie es sein kann, dass er das bessere Auto hat, aber Konkurrent Hamilton ganz oben auf dem Treppchen steht. Die Antworten: schwaches Qualifying, verpatzter Boxenstopp, schlechte Reifenstrategie. Erst kurz vor Schluss kann sich Vettel noch an Bottas vorbei auf Rang zwei quetschen. Sieger Hamilton hat in der WM jetzt 24 Punkte Vorsprung.
Triumph in Belgien
Endlich mal wieder ein Rennen ohne Fehler bei Ferrari! So macht das Leben als Formel-1-Pilot Spaß. Vettel rast über die hügelige Strecke von Spa und feiert einen nie gefährdeten Sieg. Schon in der ersten Runde schiebt er sich am Ende einer langen Geraden an Hamilton vorbei und zeigt seinem Konkurrenten anschließend nur noch die Rücklichter. Die WM ist wieder offen.
Scuderia fatale
Beim Rennen in Monza kehrt Ferrari wieder zurück in den Katastrophenmodus: Weil Vettel seinem Teamkollegen Räikkönen im Qualifying Windschatten spenden muss, startet der Finne von Platz eins. Vettel kommt beim Start als Zweiter ins Gedränge und crasht in Hamilton. Hätte er mehr Geduld gehabt, er hätte Hamilton wohl früher oder später überholt. So ist die Chance dahin. Hamilton triumphiert
Nächster Fehlgriff
In Singapur liegt Ferrari beim Reifenpoker erneut daneben: Vettel bekommt in der Box ultrasofte Reifen, die Konkurrenz reagiert und wählt stattdessen die härtere Softmischung. Das Ergebnis: Hamiltons und Verstappens Reifen halten länger, und da der Brite und der Niederländer es schaffen, nach ihrem Boxenstopp vor Vettel wieder auf die Strecke zurückzukommen, ist der Deutsche früh chancenlos.
Mercedes-Stallorder gegen langsamen Ferrari
Ferrari das schnellste Auto? Das war mal! In Sotschi demonstriert Hamilton die Macht seines Boliden und hält Vettel in Schach. Nur kurz liegt der Deutsche vorne, bevor der Brite wieder vorbeizieht. Als Mercedes auch noch den bis dahin führenden Bottas dazu verdonnert, Hamilton auf Platz eins vorzulassen, ist der Tag gelaufen. Bottas spielt vor Vettel den Puffer, Hamilton feiert den nächsten Sieg.
Alles verloren?
Auch der Große Preis von Japan wird für Vettel zum Fiasko. Erst verdaddelt Ferrari im Qualfying die Chance auf eine schnelle Runde, Vettel startet nur als Achter. Im Rennen rauscht er dann Verstappen in die Seite und fällt weit zurück. Mehr als Platz sechs ist am Ende nicht drin. Hamilton gewinnt, hat 67 Punkte Vorsprung und in Austin Matchball zum fünften WM-Titel.
Schon wieder ein Dreher
"Es ist das dritte Mal, dass ich auf gleicher Höhe war und dann am Ende der bin, der sich dreht. Das ist bitter", kommentiert Vettel nach dem Grand Prix in den USA. Als Fünfter ins Rennen gegangen, kollidiert er in Runde eins mit Ricciardo und fällt weit zurück. Nur weil Hamilton Probleme mit seinen Hinterreifen hat und einmal mehr an die Box muss, wird die WM-Entscheidung nochmal verschoben.