So lebten die Germanen
Wer waren die Germanen? Wo und wie lebten sie? Eine archäologische Ausstellung in der James-Simon-Galerie in Berlin gibt erstmalig Antworten.
Germanen: Handwerker und Selbstversorger
DIE Germanen gab es nicht, denn es gab nördlich der Alpen eine Vielzahl an germanischen Stämmen. Sie lebten in Dorfgemeinschaften - und produzierten hier alles, was sie zum Leben brauchten. Wichtigste Rohstoffe für Alltagsgegenstände waren Holz und Knochen, hier verarbeitet zu feinen Kämmen.
Feinste Schmiedearbeit
Barbaren, die alles kurz und klein schlagen? Von wegen! Diese sehr hochwertig erstellte Schmiedekunst zeigt, dass die Germanen durchaus auch Meister in schwierigen Kulturtechniken waren. Das Pressblech zeigt ein Tierfries, eingerahmt von menschlichen Köpfen. Vermutet wird, dass es als Randbeschlagung für einen Eimer verwendet wurde.
Heiße Ware
Geld hatten die Germanen nicht, sie betrieben aber trotzdem regen Handel - und sie exportierten ihre Waren. Ein Verkaufsschlager war Bernstein, besonders bei den Römern gefragt. Was sie im Tausch dafür erhielten, ist nicht genau bekannt. Auch wenn die Germanen keine monetäre Wirtschaft hatten, ist es gut möglich, dass sie römische Silber- und Goldstücke einschmolzen, um Schmuck daraus zu fertigen.
Germanisch-römische Beziehungen
Den Römern, genauer gesagt dem Historiker Tacitus, verdanken die Germanen ihren Namen - bis heute. Zahlreich waren die Zusammenstöße, mal wollte sich das Römische Reich westlich des Rheins ausdehnen, mal waren die Germanen auf Beutezug. Jenseits des Schlachtfelds waren die Beziehungen durchaus beflügelnd, wie dieses Gefäß zeigt: eine germanische Keramikimitation eines römischen Kessels.
Letztes Geleit
Wie in vielen Kulturen üblich, legten auch die Germanen ihren Toten Grabgaben bei. Der hier Bestattete, vermutlich ein Stammesfürst, wurde üppig beschenkt: Neben römischen Gefäßen und Glasschalen fand sich auch ein typisch germanisches Trinkhorn. Stammesübergreifende Herrscher gab es mit wenigen Ausnahmen keine. Die germanische Welt war lokal strukturiert und hierarchisch wenig differenziert.
Sklavenhandel
Gefesselt an Händen und Füßen - auch unter den Germanen gab es Sklaven. Besiegte Gegner wurden zur Beute und damit versklavt. Im regen Austausch mit Rom wurden diese Sklaven als Arbeitskräfte dorthin verkauft. Auch Kriegsgefangene römischer Truppen wurden zu Sklaven - und anschließend auch wieder freigekauft.
Im Moor versunken
Im Vergleich zu anderen Kulturen aus der Zeit existieren eher wenige archäologische Funde der germanischen Stämme. Die Ausnahmen lagen ausgerechnet im Moor: Nach gewonnenen Kämpfen warfen die Germanen die Waffen des verfeindeten Stammes hier hinein - als rituelles Symbol für den endgültigen Sieg. Hier wurden selbst Holzgegenstände wie dieses Schild gut konserviert.