"Smart Cities"
13. März 2014Ein kurzer Blick aufs Smartphone und der Autofahrer ist nur wenige Klicks und Minuten von einem Parkplatz mitten im historischen Zentrum von Pisa entfernt. Vom Parkplatz auf der Piazza Carrara sind es nur einige hundert Meter bis zum Wahrzeichen der Stadt, dem schiefen Turm von Pisa.
"Wir verbauen kleine Sensoren in den Boden der historischen Altstadt. Diese überprüfen, ob die Parkplätze frei oder belegt sind. Die Daten gelangen über das Mobilfunknetz an eine zentrale Station", erklärt Jürgen Hase, Leiter des M2M Competence Center Deutsche Telekom.
Diese Informationen kann der Autofahrer dann über die App "Tap and Park" abrufen und sich zu einem freien Parkplatz lotsen lassen. Auch die Parkgebühr lässt sich via Smartphone entrichten. Laut der Deutschen Telekom verursacht die Parkplatzsuche schätzungsweise 30 Prozent des Verkehrsaufkommens in Großstädten. Mit dieser Technologie könnten in Zukunft nicht nur Staus vermieden, sondern auch der CO2-Ausstoß gesenkt werden.
Stromsparende Lampen und schlaue Stadien
Auch Straßenbeleuchtungen sollen im Rahmen des Projekts effizienter gestaltet werden, um die Stromkosten der Stadt zu minimieren. "Dabei wollen wir nicht die historischen Lampen gegen teure LED-Lampen auswechseln", beteuert Hase. Die Lampen werden dafür mit Sensoren ausgestattet, die Daten vor Ort sammeln. Die Laternen werden elektronisch gesteuert und können so aus der Ferne kontrolliert werden. So werde man in Zukunft beispielsweise nur jedes zweite Licht anschalten. Mit Hilfe solcher Maßnahmen könne eine Stadt bis zu 70 Prozent an Stromkosten sparen.
Die Telekom arbeitet in Kooperation mit der IBM auch an einem "Smart Stadium" – einem intelligenten Stadion. Fest installierte Kameras zeichnen dort Besucherströme auf. Die Daten landen in einem zentralen System, das die Videos analysiert und auswertet. Besucher können zum Bespiel von einer längeren zu einer kürzeren Schlange umgeleitet werden, so dass kürzere Wartezeiten beim Ticketverkauf oder beim Anstehen an Getränkeständen während der Pausen entstehen.
Andere Länder, andere Lösungen
Smart Cities - das ist kein kurzfrister Trend, sondern eine jahrzehntelange Herausforderung für viele Städte. "Der Klimawandel, die Energiewende und der demografische Wandel stellen die Städte vor eine neue Aufgabe", erklärt Elke Pahl-Weber vom Institut für Stadt- und Regionalplanung der Technischen Universität Berlin. Viele Bürgermeister und Städteplaner entwickeln deshalb Lösungen für den Umbau und die Modernisierung der kompletten Infrastruktur ihrer Städte. Jede Metropole hat jedoch ihre individuellen Anforderungen.
Das zeigt auch ein Projekt aus der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá. Dort schwelt unter vielen Stadtbewohnern die Angst, während einer Taxifahrt vom Taxifahrer überfallen zu werden. Die Gründer der Firma Tappsi haben eine App entwickelt, mit der man nicht nur Taxis rufen kann, sondern die anderen Tappsi-Nutzern und Familienangehörigen automatisch den Aufenthaltsort des Taxis, den Namen des Taxifahrers und das Kennzeichen mitteilt. Das Konzept scheint aufzugehen: Bereits über 700.000 Mal wurde die App heruntergeladen.
Smart City - Big Data
Eine Smart City werde jedoch erst dann spannend, wenn verschiedene Daten zu einem großen Ganzen zusammengeführt würden. "Daraus kann ein ganz anderer Service generiert werden", sagt Jürgen Hase von der Telekom. "In einer Stadt gibt es viele unterschiedliche Technologien: Der eine Lieferant baut Parksysteme, der andere kümmert sich um Straßenbeleuchtung. Der dritte baut ein Stadion", sagt Hase. Die Datenquellen seien aber immer unabhängig voneinander betrieben und nie miteinander verknüpft worden. Das wird dann der nächste Schritt werden - allerdings verbunden mit sehr viel Aufwand.
Auch der soziale Aspekt dürfe nicht vergessen werden: "Eine intelligente Stadtumgestaltung sollte immer auch die Menschen miteinbeziehen", fordert Pahl-Weber. So sei Kopenhagen beispielsweise zwar eine sehr saubere, fahrradfreundliche Stadt mit einer Verkehrsinfrastruktur auf höchstem Niveau, doch seien dort die Mietpreise viel zu hoch. Sozial schwächer gestellte Menschen hätten dort kaum die Möglichkeit, sich den Standard einer Smart City zu leisten.