Skandale im Sender: BBC-Chef stürzt
10. November 2012Die altehrwürdige BBC ist damit in ihren Grundfesten erschüttert. BBC-Chef Entwistle, erst seit zwei Monaten im Amt, zog die Konsequenzen aus einem falschen Bericht über den britischen Missbrauchsskandal: "Ich habe entschieden, dass es die angemessene Reaktion ist, zurückzutreten", sagte Entwistle am Samstagabend vor TV-Kameras in London. Als Generaldirektor sei er "letztlich verantwortlich für den gesamten Inhalt" der BBC-Sendungen.
Die Anschuldigungen waren falsch
Auslöser war ein TV-Bericht, in dem es um Vorwürfe des Kindesmissbrauchs ging. Unter Verdacht geriet daraufhin der frühere Politiker Alistair McAlpine. Der Film war in der investigativen Sendung "Newsnight" ausgestrahlt worden, deren Redaktion in diesem Fall offenbar nicht so sorgfältig recherchiert hatte.
"Newsnight" hatte in den vergangenen Tagen über Steve M. berichtet, der in den 70er Jahren in einem Kinderheim in Wales missbraucht worden war. Obwohl der Täter in der Sendung nicht namentlich identifiziert wurde, kursierte kurz darauf im Internet das Gerücht, es handele sich um McAlpine. Der frühere Schatzmeister der Konservativen bestritt am Freitag die Vorwürfe, und auch Steve M. selbst teilte mit, dass es sich bei McAlpine nicht um den Täter gehandelt habe. Er habe sich bei der Identität seines Peinigers geirrt.
Die tradionsreiche BBC steht im Moment ohnehin unter Druck. Der vor einem Jahr gestorbene Moderator der früheren Kultsendung "Top of the Pops", Jimmy Savile, soll während seiner Zeit bei der Rundfunkanstalt zahlreiche junge Menschen sexuell missbraucht haben. "Newsnight" hatte einen Bericht über die Vorwürfe gegen den einstigen BBC-Star nicht ausgestrahlt.
ml/fab (rtr, afp, dapd)