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Politik

SIPRI: Corona wird Konflikte verschärfen

12. Mai 2020

Es ist eine der schlimmsten Auswirkungen der Pandemie: Das Forschungsinstitut sieht einen Frieden in vielen Konfliktzonen durch die Corona-Krise in noch weitere Ferne rücken. Auch ein früherer Obama-Berater ist besorgt.

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Ein Demonstrant in Bagdad bei einer Protestkundgebung vor zwei Tagen gegen die irakische Regierung (Foto: Getty Images/AFP/A. Al-Rubaye)
Ein Demonstrant in Bagdad bei einer Protestkundgebung vor zwei Tagen gegen die irakische Regierung Bild: Getty Images/AFP/A. Al-Rubaye

Der Direktor des Stockholmer Friedensforschungsinstituts SIPRI, Dan Smith, hat vor einer Verschärfung der internationalen Konflikte und einer Zunahme des Terrors als Folge der Corona-Krise gewarnt. "Das trifft insbesondere auf den Irak und Syrien zu. Im Irak gibt es bereits Anzeichen für ein Wiederaufflammen der Aktivitäten der Terrormiliz 'Islamischer Staat'", sagte Smith den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. "Im Jemen könnten sich die Fronten verhärten. In Afghanistan ist im Zuge der Corona-Krise mit einem Wiedererstarken der radikalislamischen Taliban zu rechnen."

Dan Smith, der Direktor des Stockholmer Friedensforschungsinstituts SIPRI (Foto: picture-alliance/TT/K. Tornblom)
Dan Smith, der Direktor des Stockholmer Friedensforschungsinstituts SIPRIBild: picture-alliance/TT/K. Tornblom

Aber auch am Horn von Afrika und in Teilen Westafrikas wie zum Beispiel in Nigeria oder Mali drohten neue Spannungen, betonte Smith. Dort sei in einigen Regionen wegen der Ausbreitung der Seuche die Infrastruktur des Staates sehr geschwächt. Die Menschen bekämen nicht die Unterstützung, die sie brauchten. "Einige werden sich daher gewalttätigen Milizen anschließen, die ihnen Hilfe wie etwa den Zugang zu Nahrungsmitteln versprechen", so der SIPRI-Chef weiter.

"Am Beginn einer Ära von Unruhen"

Auch der Präsident der Denkfabrik International Crisis Group, Robert Malley, rechnet mit einer Zunahme der internationalen Spannungen. "Der wirtschaftliche Zusammenbruch im Zuge der Corona-Krise wird Konsequenzen in allen Konfliktgebieten haben", sagte Malley. "Wir stehen am Beginn einer Ära von Unruhen, die sich in einem Land nach dem anderen beschleunigen werden."

Robert Malley von der Denkfabrik International Crisis Group (Foto: picture-alliance/AA/R. De Luca)
Robert Malley von der Denkfabrik International Crisis GroupBild: picture-alliance/AA/R. De Luca

Bereits vor der Corona-Krise seien viele Menschen aus Unzufriedenheit über die Politik in Hongkong, im Irak, Sudan, Libanon, in Algerien oder Lateinamerika auf die Straße gegangen, so Malley, der unter US-Präsident Barack Obama Nahost-Koordinator im Weißen Haus war. "Die zugrundeliegenden Ursachen wie langanhaltende Rezession, der Mangel an Nahrung, Arbeitsplätzen und lebensnotwendigem Einkommen werden sich infolge der Pandemie noch verschlimmern."

sti/se (dpa, kna)