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Auf der Carpenter Street in Davao, dem berüchtigten Straßenstrich der größten Stadt der Philippinen, kämpfen Mädchen und junge Frauen täglich um ihr Überleben. Die jüngsten sind erst 13 Jahre alt. Aber mit ihrem grellen Make-up, im Mini-Rock und in den hohen Schuhen wirken sie nicht wie Kinder.
Sex für 7, 30 Euro
In der traditionell patriarchalischen Gesellschaft der Philippinen haben es Frauen sehr schwer. Häufig werden Mädchen und Frauen Opfer von Gewalt und sexuellem Missbrauch in ihren eigen vier Wänden. Im Beruf verdienen Frauen oft nur die Hälfte des Gehalts der Männer. In ärmeren Familien müssen Mädchen ihre Schulausbildung zugunsten ihrer Brüder aufgeben. Ungebildete Mädchen werden aber leicht Opfer von Gewalt - ein Teufelskreis.
Aus finanzieller Not heraus gehen viele Mädchen in die Stadt um zu arbeiten. Nicht selten rutschen sie in die Prostitution ab. Eine andere Möglichkeit Geld zu verdienen bietet der japanische Markt. Japayuki, eine „die Richtung Japan“ geht, so werden die Mädchen genannt, die in japanischen Bars tanzen und sich auch prostituieren. Mit einem Vertrag als “Entertainerinnen“ im fernen Japan werden sie zu Heldinnen der Familie, denn das Sexgeschäft ist lukrativ und nährt die Angehörigen.
Sex sells – eine Doppelmoral?
Die Behörden verdienen enorm am Sexgeschäft – durch die Vergabe von Gewerbescheinen und dem Einziehen von Steuergeldern der Clubbesitzer. Inzwischen erwirtschaftet die Sexindustrie den viertgrößten Anteil am Bruttosozialprodukt. Der philippinische Staat verdient außerdem enorm an den Japayukis. Mehrere 100 Millionen Euro überweisen diese Mädchen jährlich in die Heimat zurück. Eine Riesensumme für ein Land, dessen Auslandsverschuldung ständig steigt. Und so ist Prostitution zwar illegal, aber weitgehend akzeptiert.
In den vergangenen 15 Jahren hat die philippinische Regierung viele Gesetze beschlossen, um die Rechte von Frauen und Kindern zu stärken. Außerdem gibt es zahlreiche Nichtregierungsorganisationen, die Frauen und Mädchen helfen. Doch für die philippinische Gesellschaft ist es noch ein weiter Weg, bis sich Gleichberechtigung auch in den Köpfen der Menschen festgesetzt hat.
Autorinnen: Magnolia Yrasuegui und Priya Esselborn
Redaktion: Peter Koppen