Simbabwes Regime feiert 30. Jahrestag
19. April 2010Vor 30 Jahren wurde Robert Mugabe als Held der Nation und Liebling des Westens umjubelt. Heute finden nur noch Wenige positive Worte über den einstigen Freiheitskämpfer, der Simbabwe 1980 in die Unabhängigkeit von der britischen Kolonialmacht führte. Simbabwes Wirtschaft liegt in Trümmern und erholt sich seit einem Jahr, seit Mugabe mit der Opposition unter Morgan Tsvangirai eine Regierung der nationalen Einheit einging, nur schleppend. Die Arbeitslosigkeit liegt bei über 90 Prozent und Millionen Menschen benötigen Lebensmittelhilfe. Weit über drei Millionen Menschen sind ins Exil geflüchtet. Ihnen ist, wenn auch die Festivitäten in Simbabwe üppig ausfallen werden, überhaupt nicht nach Feiern zumute.
Keine Freiheit in Simbabwe
"Wir sind nicht unabhängig", sagt Edson T. (er möchte seinen Nachnamen nicht nennen - aus Angst vor Repressalien und Mugabes Spitzeln, die selbst in Südafrika operieren), während er Tee aus seinem Blechbecher trinkt. Er war einmal Soldat für Mugabes Truppen. Aber als sie vor 10 Jahren Farmland besetzen und die rund 4500 kommerziellen weißen Farmer, die weitgehend für Simbabwes Wohlstand verantwortlich zeichneten, mit Brutalität und Waffengewalt vertreiben sollten, desertierte er. Zunächst flüchtete er nach Botswana und seit zwei Jahren findet er in Johannesburgs Innenstadt in der Kirche der Methodisten Unterschlupf. Da er einen schweren Autounfall hatte, geht er auf Krücken und gehört zu denjenigen die eine leicht privilegierte Schlafstätte okkupieren dürfen: er teilt sich mit drei anderen etwa sechs Quadratmeter Linoleumboden, direkt vor einem nicht mehr funktionierenden Aufzug.
Unter den Briten ging es uns besser
Rund 1200 Exilsimbabwer kommen jede Nacht in der methodistischen Kirche unter. Sie schlafen im Flur, auf den Treppenstufen, in jedem freien Winkel des neunstöckigen, desolaten Gebäudes. Dennoch zieht Edson es eher vor hier zu sein, als in Simbabwe. "Zu Kolonialzeiten unter den Briten waren wir unabhängiger und freier als jetzt", meint der 50-Jährige. Damals gab es noch ein gut funktionierendes Bildungswesen und Krankenhäuser und Ärzte, die einen behandeln konnten. Die Briten hätten ihnen 1980 einen funktionstüchtigen Staat überlassen und die ersten fünf Jahre hätte Mugabes Regierung davon profitiert. Aber dann schon wären Repressalien gegen Andersdenkende und Korruption eingezogen. "Mugabe ließ über 20.000 Ndebele in Matabeleland umbringen", erzählt der sportlich aussehende Mann aufgebracht. Da habe keiner vom Westen gewagt den "neuen afrikanischen Held" zu kritisieren. Damals schon, urteilt Edson, habe Mugabe sein wahres Gesicht gezeigt.
Vom Held zum Schurken
Ab Mitte der 1980er Jahre folgten wirtschaftliche Engpässe bedingt durch die Globalisierung und gleichzeitig besetzte Mugabe alle wichtigen Entscheidungsträgerposten auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene mit seinen Parteigenossen der Zanu PF. Als dem Staat das Geld ausging, begannen Kleptokratie und Leben auf Kosten der Staatskasse. Die Folge: Ein Land im Absturz bedingt durch Korruption und Selbstbedienung durch Staatsbeamte. Als vermeintlichen Rettungsanker setzte Mugabe die heftig umstrittenen Landreformen um, in deren Folge fast alle weißen kommerziellen Farmer des Landes vertrieben wurden. Die Kornkammer Afrikas, die in Hungersnöten Getreide liefern konnte, war geleert.
An der Macht festhalten
"Mugabe ist unfähig die Macht abzugeben", da er machtbesessen und selbstherrlich sei, schimpft der Exil-Simbabwer. Er habe so viele Opfer getroffen, die von Mugabes treuen Helfern und den "green bombers" - regimetreuen Jugendmilizen - gefoltert, geschlagen und terrorisiert worden seien, dass er sich nicht vorstellen kann, solange Mugabe lebt, je wieder nach Simbabwe zurückzukehren. Er sehe dort keinerlei Perspektiven für sich. "Da ertrage ich lieber ein Leben hier in Südafrika", das seit zwei Jahren immer wieder mit gewalttätigen ausländerfeindlichen Übergriffen und Hetzjagden Schlagzeilen macht, seufzt Edson. Dann nimmt einen weiteren Schluck Tee aus dem Blechbecher und macht sich wieder auf den Weg nach draußen, um vielleicht doch zumindest einen Tagelöhnerjob zu ergattern.
Autorin: Dagmar Wittek
Redaktion: Dirk Bathe