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Simbabwe sucht Ersatz für Mugabe

Daniel Pelz22. August 2013

Simbabwes 89-jähriger Präsident Robert Mugabe tritt seine siebte und voraussichtlich letzte Amtszeit an. Doch schon jetzt wird über seinen Nachfolger diskutiert. Auch Oppositionsführer Morgan Tsvangirai ist umstritten.

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Robert Mugabe und Morgan Tsvangirai (Foto: AP)
Bild: AP

Nur einer in Simbabwe meint, dass Robert Mugabe (im Bild links) keinen Nachfolger braucht: Robert Mugabe selbst. Der 89-Jährige beginnt gerade (22.08.2013) seine siebte Amtszeit als Präsident des afrikanischen Landes. "Möchten Sie nicht, dass ich die ganze Zeit im Amt bleibe? Wieso sollte ich zur Wahl antreten und dann hinterher zurücktreten?" knurrte er am Wahltag Reporter an. Die hatten zuvor gefragt, ob er wirklich bis 2018 im Amt bleiben oder vorher zugunsten eines Nachfolgers zurücktreten wolle.

Trotzdem: Mit der Ansage des Staatschefs geben sich nur wenige Simbabwer zufrieden. "Die Menschen wissen, dass dies Mugabes letzte Amtszeit sein wird", sagt Wilf Mbanga, Chefredakteur der oppositionellen Zeitung "The Zimbabwean" im DW-Interview. Mugabe ist seit 33 Jahren an der Macht und zeigt inzwischen erste Alterserscheinungen. Zudem geht seit Jahren das Gerücht um, er sei krebskrank. Häufige Behandlungen im Ausland haben wenig dazu beigetragen, die Gerüchte zu ersticken.

In seiner langen Amtszeit hat Mugabe zwar zahlreiche Gegner ins Abseits manövriert, aber nie einen Nachfolger ernannt. Taktik, vermuten Beobachter, damit ihm niemand die Macht streitig machen kann. Zwei Kronprinzen werden dennoch immer wieder genannt: Vizepräsidentin Joice Mujuru und Verteidigungsminister Emmerson Mnangagwa.

Wunschnachfolgerin Joice Mujuru?

"Mugabes Entscheidungen in der letzten Zeit zeigen, dass er ein Faible für Joice Mujuru zu haben scheint", erklärt Thomas Deve, politischer Analyst in Harare. Eigenhändig soll Mujuru während des Bürgerkrieges 1974 mit einer Maschinenpistole einen Hubschrauber vom Himmel geholt haben. Mit nur 25 Jahren wurde sie 1980 nach der Unabhängigkeit Simbabwes von Großbritannien Ministerin. Zwischen Kabinettssitzungen und Parlamentsdebatten holte sie ihr Abitur nach. Zwischenzeitlich trat sie von ihren Ämtern zurück. "Mugabe hat sie aber immer wieder zurückgeholt", sagt Thomas Deve.

Wahlen 2013 in Simbabwe (Foto: EFP)
Präsident Robert Mugabes ZANU-PF gewann die letzten Wahlen mit deutlichem VorsprungBild: picture-alliance/dpa

Gemäß der neuen Verfassung bekäme sie die Macht trotz ihres Vize-Postens nicht automatisch, falls Mugabe während seiner Amtszeit verstirbt. In diesem Fall soll der Parlamentspräsident einen Nachfolger ernennen, bis Neuwahlen stattfinden können. Der Regierungspartei ZANU-PF würde dann allerdings erstmal ein heftiger Konflikt drohen. "Mugabe ist der Kleber, der diese Partei zusammenhält. Sollte er nicht mehr da sein, wird es zu Kämpfen zwischen den Lagern kommen", sagt der erfahrene Journalist Mbanga.

Ein "Krokodil" auf dem Weg zur Macht

Auch Mujurus ärgster Konkurrent, Emmerson Mnangagwa, ist in der Partei gut vernetzt. Mnangagwa - Spitzname Krokodil - ist Simbabwes Verteidigungsminister. Er diente Mugabe auch schon als Sicherheitsminister und Parlamentspräsident. Lange galt er als sein sicherer Nachfolger. 2004 die Wende: Mujuru sticht ihn aus und wird Vizepräsidentin. 2004 verlor Mnangagwa auch seinen Posten als Verwaltungschef der ZANU-PF. Beobachter vermuten, dass der machtbewusste Mnangagwa dem Präsidenten Mugabe zu stark geworden war.

Zuletzt zeigte sich Präsident Mugabe aber wieder mit ihm - was manche in Simbabwe als Comeback werten. Thomas Deve glaubt hingegen, dass Mnangagwa zurzeit das Nachsehen hätte. "Ihm fehlt die öffentliche und politische Unterstützung, die er zu anderen Zeiten hatte", sagt Deve. Denn im Volk wird Mnangagwa als Hardliner gefürchtet. In den 80er Jahren diente er als Sicherheitsminister. In seine Amtszeit fiel der Einsatz simbabwischer Elitesoldaten und Sicherheitskräfte gegen Anhänger des Mugabe-Rivalen Josuah Nkomo. 20.000 Menschen starben durch die Operation "Gukuharundi" Mitte der 80er Jahre.

Oppositionsführer dringend gesucht

Mit möglichen Nachfolgern muss sich auch Mugabes größter Gegenspieler auseinandersetzen. Für Oppositionschef Morgan Tsvangirai (Artikelbild rechts) und seine Partei "Bewegung für den demokratischen Wandel" (MDC) waren die Wahlen ein Desaster. Nur knapp 34 Prozent der Wähler stimmten für ihn - Robert Mugabe bekam 61 Prozent der Stimmen. "Es gibt eine Menge Groll und Unzufriedenheit in der MDC", sagt "Zimbabwean"-Chefredakteur Mbanga.

Der frühere MDC-Schatzmeister Roy Bennett (Foto: DPA)
Der frühere MDC-Schatzmeister Roy Bennett gehört zu den Gegnern von Parteichef Morgan TsvangiraiBild: picture-alliance/dpa

Die Bilanz Tsvangirais als Parteichef ist durchwachsen: Dreimal verlor er bei Präsidentschaftswahlen gegen Mugabe. Auch lasten ihm viele Parteifreunde an, dass er zusammen mit Mugabe von 2008 bis 2013 in einer Koalition regierte. Zudem verstrickten sich Abgeordnete seiner Partei in Korruptionsskandale, während Tsvangirai selbst mit Liebesaffären Schlagzeilen machte.

Spaltet sich die MDC?

Als möglicher Nachfolger an der Parteispitze wird vor allem Finanzminister Tendai Biti genannt. Unter seiner Führung wuchs die Wirtschaft nach jahrelangem Niedergang in manchen Jahren um bis zu neun Prozent. Die Inflation ist wieder unter Kontrolle, Simbabwe erzielt Rekordumsätze beim Verkauf von Gold, Platin und Baumwolle. Trotzdem glaubt Thomas Deve nicht, dass Biti oder ein anderes Führungsmitglied der MDC Tsvangirai den Parteivorsitz abnehmen werde. "Tsvangirai ist politisch gesehen immer noch stärker als alle seiner Herausforderer", sagt Deve.

Kritiker Tsvangirais gibt es allerdings viele in der MDC: Simbabwes Staatsmedien berichten genüsslich über Streit und Auseinandersetzungen in der Partei. Auch Roy Bennett, ehemaliger Vize-Landwirtschaftsminister und früherer Parlamentsabgeordneter, verließ die MDC inzwischen unter Protest. Am Dienstag gründeten ehemalige MDC-Mitglieder die neue Partei ZIA. Auch wenn Beobachter nicht glauben, dass die neue Partei die MDC als stärkste Oppositionskraft ablösen wird - schwere Zeiten stehen der Partei trotzdem bevor.