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Siemens und Alstom: Zugfusion unter Gleichen

27. September 2017

In Frankreich herrscht noch Skepsis, ob der TGV-Hersteller Alstom beim Zusammenschluss mit dem deutschen Industrieriesen Siemens nicht unter die Räder kommt. Doch die Konzernchefs beschwören die Vorteile des Bündnisses.

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Frankreich  EU Siemens Alstom
Bild: picture-alliance/AP Photo/T.Camus

Mit einer Zug-Allianz auf Augenhöhe wollen die Chefs von Siemens und Alstom die beiden Konzerne fit für den harten Wettbewerb machen. "Wir setzen die europäische Idee in die Tat um", sagte Siemens-Chef Joe Kaeser am Mittwoch bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Alstom-Chef Henri Poupart-Lafarge in Paris. Er spielte damit auch auf den erst am Vortag vorgestellten Europa-Plan des französischen Präsidenten Emmanuel Macron an.

Zugleich bemühten sich beide Konzernlenker, Bedenken zu zerstreuen, dass der deutsche ICE-Hersteller Alstom mit seinem Aushängeschild TGV überrollen könnte. Es mache keinen Sinn, etwa über die Mehrheitsverhältnisse in dem kombinierten Unternehmen zu diskutieren. Ausschlaggebend sei der Erfolg bei den Kunden.

ICE und TGV
Voller Symbolik: Auf der Rheinbrücke bei Kehl an der deutsch-französischen Grenze treffen sich ein ICE und ein TGV. Bild: picture-alliance/dpa/M. Murat

Am Vorabend hatten die Aufsichtsgremien beider Konzerne grünes Licht für das Zug-Bündnis gegeben, mit dem sie vor allem der Konkurrenz aus China die Stirn bieten wollen. Der dort ansässige Gigant CRRC, der vor zwei Jahren aus dem Zusammenschluss der beiden größten chinesischen Zughersteller hervorgegangen ist, bringt die Branche kräftig unter Druck. CRRC ist allein etwa doppelt so groß wie das neue kombinierte Unternehmen Siemens/Alstom, das auf gut 15 Milliarden Euro Umsatz und weltweit rund 62.300 Beschäftigte kommt.

Siemens soll mit knapp über 50 Prozent die Mehrheit an dem künftigen Unternehmen halten, das von Poupart-Lafarge geführt und an der französischen Börse notiert sein wird. Die Kartellwächter müssen noch zustimmen, Kaeser sieht aber "kein grundsätzliches Risiko". Künftig könnte das Unternehmen eine globale Zugplattform entwickeln, die sowohl in Frankreich als auch in Deutschland gebaut werde, sagte der Alstom-Chef auf die Frage, ob das neu formierte Unternehmen künftig einen gemeinsamen Hochgeschwindigkeitszug anbieten könnte.

Positive Signale aus der Politik

Die Bundesregierung hat die geplante Zusammenlegung begrüßt. Dies sei ein Kooperationsprojekt von europäischem und globalem Rang, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Mittwoch in Berlin. Die Entscheidung sei ein klares Signal, dass der europäische Binnenmarkt auch in der Realität der Unternehmen zusammenwachse. Die Bahnindustrie in Deutschland und Europa sei ein wichtiger Wirtschaftszweig und ein Motor der Innovation für die Mobilität der Zukunft, so Seibert weiter.

Positiv hat sich auch Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) geäußert: "Der Zusammenschluss von Siemens und Alstom kann angesichts eines harten internationalen Wettbewerbs eine wichtige Zukunftschance sein." Basis dafür seien eine klare Zukunftsstrategie, Perspektiven für die Beschäftigten sowie der Erhalt der Mitbestimmung.

Im Zuge der Fusionsentscheidung hatten sich Unternehmen und Arbeitnehmervertreter nach Angaben der IG Metall auch auf vierjährige Standort- und Jobgarantien, auf den Erhalt der Mitbestimmung und die Absicherung der Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten in Deutschland und Frankreich geeinigt. Die französische Gewerkschaft CFE-CGC nannte den Zusammenschluss am Mittwoch "unumgänglich". Sie äußerte aber zugleich aber "große Sorgen" über die sozialen Konsequenzen. Man werde "solide Garantien" verlangen, damit "das, was heute klar eine Übernahme zu sein scheint, wirklich eine ausgewogene Fusion zwischen Frankreich und Deutschland wird".

Die Deutsche Bahn verspricht sich Vorteile von der geplanten Fusion. Das Bündnis bedeute eine "Internationalisierung des Eisenbahnmarktes", die neuen Schwung in diesen Markt bringen werde, sagte eine Konzernsprecherin am Mittwoch in Berlin. Man halte es zudem für wahrscheinlich, dass das verbundene Unternehmen stärker als bisher Produktinnovationen hervorbringe. Zugleich gehe die Deutsche Bahn davon aus, dass Siemens die laufenden Verträge erfüllen werde. Sie hätten ein Volumen von 5,6 Milliarden Euro. Darin sind vor allem 130 Züge der neuen ICE-4-Flotte, die bis 2023 ausgeliefert werden sollen, enthalten.

zdh/dk (rtr, dpa)