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Sibirien: Waldbrände breiten sich weiter aus

7. August 2019

Eine Fläche von der Größe Nordrhein-Westfalens wurde durch die Brände in Russland bereits zerstört. Rauch behindert das Leben in vielen Städten. Die Löscharbeiten kommen in den entlegenen Gebieten nur langsam voran.

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Russland Waldbrände in der Region Krasnojarsk
Vor allem die Abgeschiedenheit der Gebiete erschwert die Löscharbeiten Bild: Imago Images/ITAR-TASS

Die verheerenden Brände in Sibirien breiten sich weiter aus. In den vergangenen Tagen hätten sich weitere Feuer auf einer Fläche von 680 Quadratkilometern vergrößert, meldete die Agentur Interfax unter Berufung auf die Forstbehörden. Vor allem sehr abgelegene Gebiete seien bedroht, in denen die Einsatzkräfte aufgrund der Entfernungen nur schwer löschen können. Zunächst hatten die Behörden in diesen Regionen aus Kostengründen auf die Einsätze verzichtet. Die Folgen sind verheerend. "Die Fläche der Brände hat sich so erhöht, weil es eine lange Dürreperiode gab und zugleich die aktiven Maßnahmen ausblieben, die meisten Brände zu löschen," sagte der Experte Sergej Abanin im russischen Zivilschutzministerium.

Russland sieht die Schuld für einige der Feuer bei illegalen Abholzungsaktivitäten: "Wir haben solche Fälle in der Irkutsk-Region entdeckt, bei denen es so scheint als ob die Feuer illegale Abholzungen verbergen sollten", teilte die Generalanwaltschaft mit. Außerdem gab es Theorien, nach denen die Feuer durch Blitzeinschläge oder unachtsamen Umgang mit Feuer durch die Bewohner ausgelöst wurden. 

Eine "Klimakatastrophe"

Seit Wochen toben in der Taiga, dem für das Weltklima wichtige Waldgürtel in Sibirien, riesige Waldbrände. Besonders die Gebiete Irkutsk, Krasnojarsk und Jakutien sind davon betroffen. Eine Fläche von der Größe Nordrhein-Westfalens ist bereits abgebrannt - mehr als 30.000 Quadratkilometer. Zudem ziehen gefährliche Rauchschwaden Hunderte Kilometer weit durch Städte und Dörfer. Viele Menschen klagten in russischen Medien, dass selbst weitab der Brandherde die Lage wegen des Smogs unerträglich sei. "Es ist ein Gefühl, als ob man nicht in einer Stadt, sondern in einem Chemielabor lebt. Zu Hause, auf der Straße - überall ist dieser Brandgeruch zu spüren", berichtete ein Bewohner in der sibirischen Stadt Kemerowo.

Und der Rauch ist nicht nur schädlich für die Menschen dort: Die Umweltschutzorganisation Greenpeace bezeichnet die Brände als eine "Klimakatastrophe". Es würde dabei so viel CO2 freigesetzt, wie 36 Millionen Autos in einem Jahr produzieren. Außerdem werde es nach der Meinung von Forstexperten 100 Jahre dauern, bis sich der Waldbestand erholt. Sie kritisieren den späten Löscheinsatz auch deshalb, weil sich das Feuer bisweilen tief in den Torfboden frisst und dort über Monate weiter kokelt.

Russland Sibirien Wetter | Waldbrände, Rauch in Kemerovo
Auch in hunderte Kilometer entfernten Städten klagen die Anwohner unter anderem über Schwindel und AtemproblemeBild: picture-alliance/dpa/Tass/D. Akin

Tausende Einsatzkräfte und auch das Militär kämpfen gegen die Feuersbrunst. Mit Löschflugzeugen und Spezialgerät sind die Fachkräfte rund um die Uhr im Einsatz und konnten bereits kleinere Erfolge verzeichnen. Umweltschützer gehen allerdings davon aus, dass es noch Monate dauern könnte, bis sich die Situation normalisiere.

Sibirien kommt seit Monaten nicht zur Ruhe. Bereits im Frühjahr hatte es schlimme Wald- und Steppenbrände mit zerstörten Gebäuden gegeben. Im Juni gab es dort eine Rekordhitze. Zuletzt kämpften Teile Sibiriens nach langen Regenfällen mit einem Jahrhundert-Hochwasser. Dutzende Menschen starben, Hunderte wurden verletzt, Tausende Häuser wurden zerstört.

rku, sti (dpa/rtr/ap)