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Europa im All

Christina Bergmann7. Februar 2008

Shuttle-Spezialauftrag: Zum ersten Mal wird mit der Mission "Columbus" ein europäisches Modul an die Internationale Raumstation angeschlossen. An Bord des Shuttles ist auch der Deutsche Hans Schlegel.

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(AP Photo/Chris O'Meara)
Um 14.45 Uhr Ortszeit (20.45 Uhr MEZ) hob die Raumfähre Atlantis vom Kennedy-Raumfahrtzentrum bei Cape Canaveral abBild: AP
v.l. Astronaut Leopold Eyharts, Stanley Love, Hans Schlegel, Rex Walheim, Leland Melvin, Pilot Alan Poindexter und Kommandant Stephen Frick(3.12.2007, Quelle: AP)
Eine internationale Crew: das Team der Columbus-MissionBild: AP

Nach mehreren fehlgeschlagenen Versuchen ist am Donnerstag (07.02.2008) die Raumfähre "Atlantis" zur Internationalen Raumstation (ISS) aufgebrochen. Damit wird diese endlich ihrem Namen gerecht. Denn erst mit dem Anbringen des ersten europäischen Raumlabors "Columbus", wird die Station international, sagt Astronaut Hans Schlegel: "Bisher gibt es nur bewohnbare Module von den Russen und den Amerikanern. Nun kommt Europa dazu, wenige Monate später wird das japanische Modul nach oben kommen."

Das "Columbus"-Modul sieht aus wie eine riesige Konservendose - knapp sieben Meter lang, mit einem Durchmesser von rund viereinhalb Metern. Bis zu drei Astronauten können darin die verschiedenste Experimente durchführen und verfolgen: Wie sich Flüssigkeiten unter Schwerelosigkeit verhalten oder wie es Mikroorganismen, Pflanzen und kleinen Tieren im All ergeht.

Heikler Weltraumspaziergang

Der deutsche Astronaut Hans Schlegel (AP Photo/John Raoux)
Auf dem Weg ins All - der deutsche Astronaut Hans SchlegelBild: AP

Der letzte Startversuch, Anfang Dezember 2007, war fehlgeschlagen. Aber jetzt soll es klappen, soll die "Atlantis" drei Tage nach dem Start an die ISS andocken. Am vierten Tag muss die "Columbus" aus der Ladebucht des Shuttles geholt und mit der ISS verbunden werden. Das ist eine Aufgabe für Hans Schlegel. Im Weltall war der 56-Jährige bereits 1993, aber diesmal wird er zum ersten Mal aussteigen. "Ich werde im Raumanzug nach draußen gehen und versuchen, 'Columbus' so auszustatten, dass wir es sicher und gut an die internationale Raumstation anbauen können."

Das ist leichter gesagt als getan - denn alles Üben auf der Erde, so sagen die Astronauten, kann einen doch nicht ganz darauf vorbereiten, wie sich die Schwerelosigkeit tatsächlich anfühlt. "Es ist alles anders. Ich gucke aus dem Fenster und sehe die Erde unter mir. Nein, stimmt ja gar nicht, ich liege auf dem Rücken und sehe die Erde über mir. Das ist das gleiche. Dieser Unterschied findet nur in meinem Kopf statt. Es gibt kein oben und unten, folglich gibt es auch kein rechts und links."

Keine Kommunikationsprobleme

Betriebsbereit ist "Columbus" dann aber noch immer nicht. Denn damit auf dem Weg ins All nicht alles durcheinander wirbelt, sind die Regale und die wissenschaftlichen Instrumente im Labor gut verstaut. Sie müssen also erst wieder an die richtige Stelle gerückt werden. Dafür ist, am 5. Tag, der Franzose Léopold Eyharts zuständig. Er wird auch der erste sein, der "Columbus" betritt.

Gesteuert werden die Experimente vom Deutschen Raumfahrtkontrollzentrum in Oberpfaffenhofen. Ein Modell von "Columbus" zu Trainingszwecken steht auch im Europäischen Astronautenzentrum in Köln. Atlantis-Kommandant Stephen Frick ist dort gewesen und arbeitet mit Hans Schlegel und Léopold Eyharts schon seit 1998 zusammen: "Wenn Sie fragen, ob es zu Sprachproblemen kommen könnte, dann haben wir keine Bedenken. Im Gegenteil: Oft ist ihre Grammatik besser als meine," sagt Schlegel.

Mission mit Verspätung

Zehn Jahre soll "Columbus" in Betrieb bleiben - länger, als die Amerikaner sich nach den jetzigen Plänen auf der ISS engagieren wollen. Eigentlich sollte "Columbus" schon vor drei Jahren ins All gebracht werden. Doch die Explosion des Space Shuttles "Columbia" im Februar 2003 brachte das ganze Programm durcheinander. Und nur die Shuttles können eine so große Nutzlast ins All bringen, wie es für "Columbus" nötig ist. Knapp 13 Tonnen wiegt die Konservendose. Sie ist ein Gemeinschaftsprojekt von zehn europäischen Staaten - Deutschland ist zur Hälfte daran beteiligt.