Shell muss nigerianische Bauern entschädigen
29. Januar 2021Ein nigerianisches Tochterunternehmen des Ölriesen Shell muss Bauern in dem Land für massive Umweltverschmutzung entschädigen. Das Unternehmen sei für Schäden haftbar zu machen, die 2004 und 2005 durch Lecks in Ölpipelines entstanden, befand ein Berufungsgericht im niederländischen Den Haag. Die Höhe der Zahlung wird später bestimmt.
Der Mutterkonzern Royal Dutch Shell hatte argumentiert, die Öllecks in dem Fördergebiet seien durch Sabotage entstanden; die Klage müsse in Nigeria verhandelt werden. Dem folgte das Gericht nicht. Es führte die meisten der undichten Stellen auf schlechte Wartung zurück.
Zur Modernisierung verdonnert
Die Richter kamen zu dem Schluss, der Konzern mit Sitz in Den Haag habe eine "Sorgfaltspflicht". Shell wurde dazu verurteilt, alte Ölleitungen mit Sensoren zur Entdeckung von Lecks auszurüsten.
In einer ersten Reaktion regierte der niederländische Ableger der Umweltorganisation Friends of The Earth hocherfreut. "Wir weinen vor Glück. Nach 13 Jahren haben wir gewonnen", schreibt Mileudefensie auf Twitter. Shell zeigte sich "enttäuscht".
Vier nigerianische Bauern und Friends of the Earth hatten die Klage 2008 angestrengt, weil Ackerland im Nigerdelta durch austretendes Öl verseucht worden war. Bereits 2013 war Shell-Nigeria in erster Instanz zur Zahlung von Schadenersatz in einem Fall verurteilt worden. Beide Seiten hatten hiergegen Berufung eingelegt.
Beobachter werten das jüngste Urteil als wegweisend für die Rechtsverantwortung und Haftung großer Unternehmen, da Forderungen gegen eine ausländische Tochterfirma am Hauptsitz des Konzerns durchgesetzt werden konnten. Im rohstoffreichen Nigerdelta gab es infolge der Ölförderung immer wieder Fälle schwerster Umweltverschmutzung. Auch gegen Shell werden weitere Vorwürfe erhoben.
jj/rb (dpa, afp, rtr, epd)