Shakespeare im Kino
Es gibt keinen erfolgreicheren "Drehbuchautor" als William Shakespeare. Zwar starb der englische Dichter rund 280 Jahre vor Erfindung des Kinos - doch die Regisseure lieben seine literarischen Vorlagen.
Macbeth
Über ein Dutzend Mal ist das blutrünstige Königsdrama "Macbeth" bisher verfilmt worden. Im vergangenen Jahr feierte die neuste Version Weltpremiere in Cannes. Die Französin Marion Cotillard glänzte als Lady Macbeth, Michael Fassbender überzeugte in der Titelrolle.
Ein Sommernachtstraum
Schon zu Stummfilmzeiten entstanden etliche Shakespeare-Adaptionen fürs Kino. In den 1930er Jahren gelang dem großen österreichischen Theatermann Max Reinhardt gemeinsam mit Regisseur William Dieterle in Hollywood eine kongeniale und sehr phantasievolle Tonfilm-Version des Stücks "Ein Sommernachtstraum".
Hamlet
An der Spitze aller Shakespeare-Verfilmungen steht bis heute "Hamlet". Das Stück vom unglücklichen Herrschaftsstreben des dänischen Prinzen wurde über 75 Mal verfilmt. Eine der berühmtesten Filmversionen ist die aus dem Jahre 1948. Englands Theaterstar Laurence Olivier inszenierte und übernahm die Hauptrolle.
Julius Cäsar
Legendär ist auch die Shakespeare-Verfilmung "Julius Cäsar" aus dem Jahre 1953. Dabei stahl Marlon Brando als "Marcus Antonius" Hauptdarsteller Louis Calhern in der Titelrolle die Schau.
Heinrich V.
Ein fulminantes Kinodebüt feierte 1989 der Brite Kenneth Branagh mit seiner Verfilmung von "Heinrich V.". Branagh spielte selbst die Hauptrolle in dem mitreißenden Film. Es war eine der besten Shakespeare-Adaptionen für die große Leinwand.
Viel Lärm um nichts
Branagh, auch ein versierter Shakespeare-Bühnendarsteller, spezialisierte sich daraufhin als Shakespeare-Regisseur. Ihm gelangen noch einige bemerkenswerte Filmadaptionen nach Vorlagen des berühmten englischen Dichters. Eine davon war "Viel Lärm um nichts" 1993.
Macbeth II
Ungekrönter Shakespeare-Regisseur und Schauspieler ist aber der US-Amerikaner Orson Welles. Seine Adaptionen der Stücke des Dichters sind auch viele Jahrzehnte nach ihrer Entstehung unbedingt sehenswert - auch wenn sie zum Teil mit wenig Geld realisiert wurden. 1948 inszenierte er "Macbeth" - in der Titelrolle: natürlich Orson Welles selbst.
Macbeth III
Doch nicht nur aus Großbritannien und aus Hollywood kamen großartige Macbeth-Filme. Eine der eindrucksvollsten Verfilmungen des englischen Königsdramas entstand 1957 in Japan: "Das Schloss im Spinnwebwald". Akira Kurosawa schuf eine packende Umsetzung des Stoffes, versetzte ihn in eine andere Zeit und in einen anderen Kulturkreis.
Macbeth IV
Schließlich versuchte sich auch der polnisch-französische Regisseur Roman Polanski an dem Stück des englischen Dichters. Seine "Macbeth"-Version von 1971 fiel sehr blutig aus. Man deutete das auch als Verarbeitung des privaten Schicksals des Regisseurs. Zwei Jahre zuvor war Polanskis Frau Sharon Tate bestialisch ermordet worden.
Othello
Orson Welles versuchte sich vier Jahre nach seinem "Macbeth" an einer Leinwand-Umsetzung von Shakespeares "Othello". Wieder hatte Welles kaum Geld für die Produktion. Doch die künstlichen Kulissen taten der Wirkung des Films - und vor allem der Sprache - keinen Abbruch. Welles spartanischer "Othello" ist noch heute faszinierend anzuschauen.
Othello II
Spielte Orson Welles in seiner "Othello"-Version noch selbst die Titelrolle, die eines Schwarzen, verpflichtete Regisseur Oliver Parker 1995 Laurence Fishburne als Othello. Kenneth Branagh agierte an seiner Seite als Jago.
Der Sturm
Eine der ausgefallensten Shakespeare-Verfilmungen der Kinogeschichte stammt vom Briten Derek Jarman. Der Regisseur inszenierte 1979 eine sehr eigenwillige Version des Bühnenstücks "Der Sturm" mit Traumsequenzen und einer zeitenthobenen Ausstattung.
Romeo und Julia
Die bei einem jüngeren Publikum populärste Shakespeare-Verfilmung aus der letzten Zeit dürfte "Romeo und Julia" vom Australier Baz Luhrmann sein. Der Regisseur inszenierte 1996 mit dem blutjungen Leonardo DiCaprio und dem späteren "Homeland"-Star Clare Danes eine schmissige musikalische Version des Klassikers.
Shakespeare aktuell
In einer weiteren "Macbeth"-Verfilmung, dieses Mal vom Regisseur Justin Kurzels, bestachen Marion Cotillard und Michael Fassbender als Traumpaar Lady und Lord Macbeth. Das Stück handelt von einem machthungrigen Diktator, der Schrecken und Gewalt verbreitet, nur um schließlich dem Wahnsinn anheim zu fallen und von seinem Rivalen Macduff gestürzt zu werden, der die alte Ordnung wieder herstellt.