'Sex and the City'
29. Mai 2008Mit ihrem entwaffnend frechen und unverhohlen selbstbewussten Mundwerk haben die New Yorkerinnen die Bildschirme der westlichen Welt im Sturm erobert. Schamlos waren sie nicht nur im Umgang mit ihren sexuellen Bedürfnissen, sondern vor allem auch mit ihrer Sucht nach luxuriöser Mode. So haben sich die Zeitgeist-Kolumnistin Carrie (Sarah Jessica Parker), PR-Agentin Samantha (Kim Cattrall), Anwältin Miranda (Cynthia Nixon) und die Galeristin Charlotte (Kristin Davis) in 94 Fernsehfolgen als moderne Prinzessinnen etabliert.
Nun kommt am Donnerstag (29.5.08) mit "Sex and the City" das Kondensat einer aktuellen Serie in die deutschen Kinos. Das Team nahm sich Zeit, um ein Konzept zu entwickeln, in dem die jahrelang gesponnenen Geschichten nicht einfach nur weiterplätschern. Das Frauenquartett ist ein Paradox zwischen konservativen und progressiven Werten, zwischen ungebundener Freiheit auf der einen Seite und der ungebrochenen Sehnsucht nach bürgerlicher Bindung auf der anderen.
Insgeheim haben alle denselben Wunsch
Doch hinter frecher Schnauze und selbstbewusster Geste schlummern dann doch nur kleine Mädchen, mit der großen Sehnsucht nach dem Traummann Mr. Big. Genau das zelebriert der Firm, in dem wie in der Serie die prickelnde Metropole New York und die aberwitzigen Kreationen der Kostümbildnerin Patricia Field weitere Hauptdarsteller sind.
Bekannte Schauplätze
Wie ernst man es mit der Authentizität des Serien-Appeals nahm, lässt sich auch daran ablesen, dass bekannte Schauplätze nachgebaut wurden. Mit Ausnahme einer persönlichen Assistentin für Carrie, die von Jennifer Hudson wunderbar beherzt und warmherzig gespielt wird, bleibt das Personal im Wesentlichen auf die bekannten Figuren beschränkt.
Dem Film vorzuwerfen, dass er nur eine auf 135 Minuten aufgeblasene Version der 25-minütigen Episoden sei, ist genauso müßig wie der Versuch, seine schamlos künstlichen Kreationen an der Wirklichkeit zu messen: Schließlich war Hollywood noch nie für Realitätstreue berühmt, und in den vierziger Jahren wäre auch niemand auf die Idee gekommen, den luxuriösen Stil der Screwball-Comedies als wirklichkeitsfremd zu verteufeln.
Vor vier Jahren endeten die vier experimentierfreudigen New Yorkerinnen zum Abschluss der Serie allesamt in festen Beziehungen. Am Anfang des Kinofilms sind aus den Thirtysomethings nun Fortysomethings und Almost-Fifties geworden. Während sich bei den anderen unter dem Druck des Alltags mit Arbeit und Kindern erste Risse in den Beziehungen zeigen, schickt sich Carrie an, ihren Mr. Big zu heiraten. Und was wäre besser geeignet als eine Hochzeit, um Konsumlust und Spaß am Sex, von jeher die Antriebsmotoren der Serie, für die Leinwand in Szene zu setzen?
Trotz konstruierter Gags und gewisser Holprigkeiten ist Michael Patrick Kings Kinodebüt gelungenes Entertainment. (se)