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Sergej W. bestreitet Anschlag auf BVB

Calle Kops sid
28. April 2017

Der mutmaßliche Attentäter hat sein Schweigen gebrochen und verneint nun, ein Attentat auf die Mannschaft von Borussia Dortmund verübt zu haben. Die Behörden ermitteln mit Hochdruck.

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Der bei der Explosion beschädigte BVB-Bus
Bild: picture-alliance/AP Photo/M. Meissner

Zweieinhalb Wochen nach dem Sprengstoffanschlag auf die Mannschaft von Borussia Dortmund hat der mutmaßliche Attentäter sein Schweigen gebrochen - Erkenntnisse liefert Sergej W. allerdings keine. "Mein Mandant bestreitet die Tat. Das hat er dem Ermittlungsrichter und mir gesagt", berichtete W.s Anwalt Reinhard Treimer dem SID am Freitag.

Der Tübinger Rechtsanwalt bestätigte entsprechende Informationen der Recherchegemeinschaft aus NDR, WDR und SZ sowie des Nachrichtenmagazins Der Spiegel. "Es wird untersucht, ob es Hinweise darauf gibt, dass das am Tatort gefundene Material mit ihm in Verbindung gebracht werden kann. Davon wird abhängen, ob sich der Tatverdacht verdichtet oder nicht", sagte Treimer: "Davon hängt sehr viel ab, wenn nicht alles."

Am dringenden Tatverdacht hat sich "absolut nichts verändert", wie ein Pressesprecher der Bundesanwaltschaft auf SID-Anfrage am Freitag betonte. "Es liegt weder ein Geständnis vor, noch gibt es derzeit wesentliche neue Erkenntnisse."

Bomben Marken Eigenbau?

BVB-Profi Marc Bartra im Porträt (Foto: picture-alliance)
BVB-Profi Marc Bartra wurde bei dem Anschlag verletztBild: picture-alliance

Der in Untersuchungshaft sitzende W. hatte bisher zum Tatvorwurf geschwiegen. Die Bundesanwaltschaft beschuldigt den 28-Jährigen, am 11. April unmittelbar vor dem Dortmunder Champions-League-Heimspiel gegen den AS Monaco in einer Hecke drei Sprengsätze neben dem vorbeifahrenden BVB-Bus gezündet zu haben. Der spanische Innenverteidiger Marc Bartra wurde schwer an der Hand verletzt, das Spiel auf den folgenden Tag verschoben.

Laut NDR, WDR und SZ hat die bisherige Auswertung des während Durchsuchungen sichergestellten Materials "keine weiteren eindeutigen Belege" gebracht, die den Tatvorwurf erhärten. Der Sprecher der Bundesanwaltschaft erklärte dazu, dies könne sich "mit Auswertung der sichergestellten Kommunikationsmittel schnell ändern".

Bei der Untersuchung der Sprengsätze sollen Kriminaltechniker laut des Recherchekollektivs zu dem "vorläufigen Ergebnis" gekommen sein, dass es sich entgegen bisheriger Vermutung nicht um militärische Zünder und auch nicht um gewerbliche Stoffe gehandelt habe. Der Täter solle "eine Art Selbstlaborat mit den dafür üblichen Stoffen gebastelt" haben. Also: Bomben Marke Eigenbau.

Tatmotiv Habgier?

Polizisten stehen unter BVB-Fahnen (Foto: picture alliance/dpa/M. Becker)
Die Ermittlungen laufen weiter auf HochtourenBild: picture alliance/dpa/M. Becker

Die Ermittler vermuten, dass der Täter aus Habgier handelte. Sergej W. soll mit geliehenem Geld am 11. April sogenannte Put-Optionen gekauft haben, um am sinkenden Kurs der BVB-Aktie nach dem Anschlag zu verdienen. Dafür wollte er laut Bundesanwaltschaft möglichst viele Spieler des BVB töten.

W. wurde am 21. April durch Beamte der GSG 9 der Bundespolizei im Raum Tübingen vorläufig festgenommen. Ihm werden versuchter Mord, Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion sowie gefährliche Körperverletzung zur Last gelegt. Die Bundesanwaltschaft erließ Haftbefehl.

Eine Spur in dem Fall führt zu einem Autovermieter im baden-württembergischen Freudenstadt. Das berichtet die Tageszeitung Welt unter Berufung auf Ermittlerkreise. Sergej W. soll wenige Wochen vor der Tat einen Wagen gemietet und von Bekannten abholen lassen haben, obwohl er selbst einen PKW besitzt. Landes- und Bundeskriminalamt haben das Auto demnach untersucht. Die Behörden gehen bisher von einem Einzeltäter aus.

ck/og (sid)