Studie: Kaum digitaler Schulunterricht
22. Juni 2017"Drei von vier Neuntklässlern nutzen zu Hause fast täglich den Computer, aber nur ein Prozent auch in der Schule", erklärt Ortwin Renn. Der wissenschaftliche Leiter des gerade veröffentlichten "MINT-Nachwuchsbarometers 2017" kritisiert die große Lücke, die in Deutschland zwischen Kinderzimmer und Klassenraum klafft. Die bundesweite Studie wird jährlich von der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften Acatech und der Hamburger Körber-Stiftung in Auftrag gegeben und soll das Interesse an Naturwissenschaften und Technik bei Kindern und Jugendlichen erforschen.
"In Deutschland erwerben Schülerinnen und Schüler ihr digitales Know-how weitgehend in der Freizeit", bedauert Renn. So werde in Grundschulen nur wenig mit digitalen Mitteln gelehrt: 20 Prozent der Sechs- bis Achtjährigen hätten regelmäßig Unterricht am Computer oder nutzten ihn in Pausen oder Nachmittagsangeboten. An weiterführenden Schulen seien Lehrinhalte oft lediglich auf Internet-Recherchen und die Bedienung von Programmen ausgerichtet. Technische Grundlagen oder das Programmieren von Websites würden seltener vermittelt, so die Experten.
Eltern oft keine Hilfe
"Digital mündig werden Schüler erst, wenn sie die Technik in ihrer grundlegenden Funktionsweise sowie ihrer sozialen und ethischen Dimension verstehen", heißt es von Seiten der Körber-Stiftung zu den Ergebnissen der Studie. Eltern seien in diesem Fall zwar die direkten Ansprechpartner, stießen aber laut eigener Aussage bei der Gerätenutzung selbst oft an ihre Grenzen.
Im Vergleich zum geringen technischen Verständnis in allen Generationen ist die Nutzung von Internetfunktionen gerade bei den Jüngeren außerordentlich hoch. Eine Umfrage der Wirtschaftsprüfungsgesellschat EY ergab, dass Deutsche im Alter von 21 bis 30 Jahren 6,9 Stunden täglich auf Internetdienste zugreifen. Dazu zählen nicht nur das Surfen per Browser, sondern auch Messengerdienste wie WhatsApp und Online-Spiele.
djo/stu (dpa, kna)