Schwulenhass in Uganda
31. Januar 2011Der Sarg steht offen unter einem Sonnenzelt im Vorgarten des Elternhauses von David Kato – in einem kleinen Dorf unweit der Hauptstadt Kampala. Darin liegt der 46-jährige David Kato. Er war ein führender Aktivist in Ugandas Organisation für Sexuelle Minderheiten, SMUG. Vergangenen Mittwoch (26.01.2011) wurde er brutal ermordet.
Raubmord unwahrscheinlich
Fast hundert von Katos schwulen und lesbischen Freunden sind zur Beerdigung in das kleine Dorf gekommen. Sie tragen T-Shirts mit einem Portrait des Verstorbenen auf der Brust. Katos SMUG-Kollegin Julian Pepe erzählt, sie habe nur wenige Stunden vor seinem Tod mit ihm telefoniert. Kato habe Morddrohungen erhalten: "Wir wollten uns treffen, um über Sicherheitsmaßnahmen zu sprechen. Er werde in seinem Dorf verfolgt und bedroht. Er sagte, er habe kein Geld, um in die Stadt zu fahren. Er wollte aber auch nicht, dass ich ihn zu Hause besuche. Dies sei nicht sicher für uns. Als ich dann von seinem Tod hörte, war ich entsetzt."
Kato war am vergangenen Mittwoch in seinem Haus mit einem Hammer mehrmals am Kopf verletzt worden. Ein Nachbar fand ihn bewusstlos, er starb auf dem Weg ins Krankenhaus. Die Polizei nahm einen Verdächtigen fest. Es handle sich um einen Raubmord, teilte die Polizei mit. Mit seiner sexuellen Orientierung habe der Mord nichts zu tun, so die Behörden. Doch Katos Kollegin von SMUG, Sandra Entebi, glaubt das nicht: "Die Polizei fürchtet doch die Wahrheit. Deswegen sagt sie, es war nur ein Raubüberfall. Doch wer nimmt sich einfach so einen Hammer und zerschmettert seinen Kopf? Ich kann das nicht glauben." Die Behörden hätten Angst vor einem schlechten Image in der Welt, sagt Sandra Entebi. "Uns, von SMUG, hat Davids Tod nun entschlossener gemacht, wir werden weiter für unsere Rechte kämpfen. Wir können ihn nicht so sterben lassen."
"Hängt Sie" – stand neben Katos Foto
Auch Vertreter der deutschen, irischen und amerikanischen Botschaft sind zu der Beerdigung angereist. Sie legen Blumenkränze nieder. Der Mord an Ugandas Schwulenaktivist hat weltweit Schlagzeilen gemacht. In Uganda ist Homosexualität illegal. Im Parlament wurde sogar ein Gesetz debattiert, das die Todesstrafe für Homosexualität vorsieht. Die Kirchen wettern gegen die Homosexualität und auch die Boulevardzeitungen hetzen. Die Zeitung Rolling Stone hatte im November eine Serie herausgegeben: Mit Fotos, Namen und Wohnort outete sie Schwule. Katos Bild war auf der Titelseite. Dazu die Überschrift "Hängt sie". Kato ist vor Gericht gezogen und gewann zu Beginn des Monats den Prozess. Der Richter entschied: Medien dürfen nicht mehr gegen Schwule hetzen.
Der Prozess war ein kleiner Meilenstein. Und genau deswegen sei es auch wichtig, dass die Polizei hier ermittle, sagt Maria Burnett von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch. "Die Regierung hat sich in Hinsicht auf die Rechte von Schwulen und Lesben in Uganda völlig falsch verhalten. Wir rufen immer wieder dazu auf, Hetze und Hassreden zu verbieten."
Hetze bis ans Grab
Als der Pfarrer seine Predigt hält, werden Katos Freunde wütend. Selbst am offenen Grab hetzt der Dorfpriester gegen Schwule. Gott habe keine Männer geschaffen, die andere Männer lieben, sagt der Pfarrer. Gott würde diese nicht im Himmel begrüßen. Katos Freunde sind entsetzt. "Er ist noch nicht einmal beerdigt, da wird nun schon wieder Hass gegen uns geschürt", rufen sie. Sie versuchen, dem Pfarrer das Mikrofon aus der Hand zu reißen. Männer aus Katos Dorf verteidigen den Priester. Es kommt zum Handgemenge. Schließlich muss die Polizei eingreifen. Die Trauerfeier findet ein jähes Ende.
Autorin: Simone Schlindwein
Redaktion: Christine Harjes