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G8-Gipfel in Italien

9. Juli 2009

Erstmals haben die G8-Staaten mit den Schwellenländern eine gemeinsame Erklärung zu globalen Fragen verabschiedet - so haben sie sich auf gemeinsame Klima-Ziele verständigt. Viel konkreter wurden sie allerdings nicht.

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Runder Tisch auf dem G8 Gipfel in L`Aquila, Italien: Die G8 diskutieren mit den fünf am schnellsten wachsenden Nationen unter anderem über das Klima (Foto: AP)
Klimagespräch: G8 mit den fünf am schnellsten wachsenden NationenBild: AP

G8 plus G5 ist gleich eine starke Stimme? Fast könnte man den Eindruck haben, wenn man sich anschaut, was am Ende des Tages auf den vielen Papieren steht, die im Pressezentrum in L'Aquila verteilt wurden. Mit Spannung war erwartet worden, wie die Schwellenländer - also China, Indien, Brasilien, Südafrika und Mexiko - auf den Klima-Beschluss der G8 vom Vortag reagieren würden. Um nicht mehr als zwei Grad soll sich die Erde bis 2050 erwärmen, darauf hatte sich die Acht geeinigt. Um das zu schaffen, müssen aber die Schwellenländer mit im Boot sein, deren CO2-Ausstoß ebenfalls immens zulegt. Und siehe da: Die G5 wollen bei diesem Ziel mit den G8 an einem Strang ziehen. Und weil mit Indonesien, Südkorea und Australien noch drei weitere Länder hier in L'Aquila ihr Okay gaben, steigen die Chancen, in Kopenhagen Ende des Jahres zu einem neuen Weltklimaabkommen zu gelangen.

Von links: Südafrikas Präsident Jacob Zuma, Brasiliens Präsident Luiz Inacio Lula da Silva, Indiens Premier Manmohan Singh, der britische Premier Gordon Brown, US-Präsident Barack Obama, Bundeskanzlerin Angela Merkel, Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy, Kanadas Premier Stephen Harper, Italians Premier Silvio Berlusconi, Japans Premier Taro Aso, Russlands Präsident Dmitri Medwedew, EU-Kommissionschef Jose Manuel Barroso, Ägyptens Präsident Hosni Mubarak und Mexikos Präsident Felipe Calderon (Foto: dpa)
Die Krise macht es möglich: Industrie- und Schwellenländer rücken enger zusammenBild: picture alliance/dpa

Noch viel zu tun bis Kopenhagen

Bundeskanzlerin Angela Merkel sieht bis dahin aber noch reichlich Arbeit. Zwar sei nun der Rahmen für die Verhandlungen in Kopenhagen gesetzt. "Wir haben allerdings noch viele Dinge zu tun." Die Schwellenländer erwarteten von den entwickelten Ländern mittelfristige Ziele. Mit der klimapolitischen Trendwende in den USA sei man zwar gute Schritte vorangekommen. "Aber wir müssen bis Kopenhagen noch mehr liefern." Besonders angetan aber war die Bundeskanzlerin davon, dass man hier in L'Aquila zum ersten Mal ein Dokument habe, in dem die Schwellenländer deutlich machen, dass sie bereit sind, von ihrem bisherigen Weg - also vom business as usual - abzuweichen. "Das ist noch niemals schriftlich niedergelegt worden und ist deshalb auch ein Riesen-Fortschritt", so die Kanzlerin.

"G8 sind Antworten schuldig geblieben"

Angela Merkel in L'Aquila (Foto: dpa)
Es ist noch viel zu tun, so die Kanzlerin in L'AquilaBild: picture alliance / dpa

Für Klimaforscher wie Hans-Joachim Schellnhuber ist der Zwei-Grad-Beschluss ein entscheidender Schritt, weil dies automatisch impliziere, was die Industrieländer in den kommenden Jahren zu tun hätten: Nämlich 40 Prozent weniger Kohlendioxyd bis 2020 auszustoßen - und 80 Prozent bis 2050. Das wäre praktisch das Ende des Kohlenstoffzeitalters. Doch eben solche konkreten Aussagen vermissen Umweltschützer in den G8-Papieren. Kathrin Gutmann vom World Wildlife Fonds (WWF) hält die Zwei-Grad-Einigung zwar prinzipiell für einen Fortschritt. Einen Durchbruch kann sie aber nicht erkennen, weil ihr die Antwort auf die Frage fehlt, wie dieses Ziel erreicht werden soll. Zudem bleibe auch unklar, wie viel Geld die Industriestaaten den Entwicklungsländern zur Verfügung stellen wollen, damit auch diese ihre Emissionen zurückfahren können. "Damit wissen wir nicht, ob das mit den zwei Grad wirklich ernst gemeint ist. Hier sind uns die G8 die Antwort schuldig geblieben."

Welthandelsrunde soll endlich abgeschlossen werden

Eine Antwort hingegen gab es auf eine andere oft gestellte Frage: Wie geht es weiter mit der Welthandelsrunde, die seit 2001 vor sich hin dümpelt? Hier hatten die Schwellenländer im Vorfeld Druck gemacht: Die Industrienationen würden mit ihren Konjunkturpaketen vor allem die eigenen Volkswirtschaften stärken und die Agrarsubventionen schadeten vor allem den armen Ländern. Der Abschluss der so genannten Doha-Runde müsse vor allem eben den Ärmsten zu Gute kommen. Auch hier war man sich am Ende einig: Noch vor dem G20-Treffen Ende September in Pittsburgh sollen die Verhandlungen wieder aufgenommen und im nächsten Jahr abgeschlossen werden. So bleibt am Ende des zweiten Gipfeltages von L´Aquila festzuhalten: Industrie- und Schwellenländer sind inmitten der italienischen Abruzzen enger zusammen gerückt.

Autor: Henrik Böhme, zzt. in L'Aquila

Redaktion: Manfred Götzke