Schulze prescht bei Glyphosat-Ausstieg vor
6. November 2018Das Umweltbundesamt will den Einsatz des Unkrautvernichters Glyphosat nur noch unter strengeren Auflagen zulassen. Ab 2020 sollen Bauern rund zehn Prozent ihrer Ackerfläche unbehandelt lassen, wenn sie Pflanzenschutzmittel anwenden, die die Artenvielfalt schädigen. Das kündigten Bundesumweltministerin Svenja Schulze und die Leiterin des Bundesamtes, Maria Krautzberger, an.
Ein Komplettverbot von Glyphosat sei derzeit wegen der EU-Zulassung nicht möglich. Man wolle aber den Einsatz in sensiblen Gebieten, etwa an Gewässern, einschränken, sagte Schulze. Glyphosat steht im Verdacht, krebserregend zu sein. Als sogenanntes Totalherbizid schadet es der Vielfalt von Pflanzen und Tieren.
"Unkoordinierte Planung"
Innerhalb der Regierung sorgt der Vorstoß des SPD-geführten Umweltministeriums und des Bundesamtes für Misstöne. Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) erklärte, im Ziel, den Glyphosateinsatz zu mindern, sei man sich einig. Allerdings helfe es nicht, "bereits geregelte Zuständigkeiten wieder einmal in Frage zu stellen". Im Koalitionsvertrag hatte die Union mit den Sozialdemokraten vereinbart, die Glyphosatnutzung schrittweise zurückzufahren.
Der Industrieverband Agrar, in dem Pestizidhersteller organisiert sind, kritisierte, Ministerien und Behörden planten "unkoordiniert nebeneinander her". Der Chemiekonzern Bayer, dessen US-Tochter Monsanto den umstrittenen Wirkstoff produziert, warnt vor Wettbewerbsnachteilen für deutsche Landwirte, falls Glyphosat verboten würde.
Während die Umweltverbände Nabu und BUND Schulzes Initiative lobten, zeigten sich die Grünen skeptisch. "Das geht nach dem Motto: Ich würde ja gerne, wenn ich könnte", sagte Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt. "Schluss damit, den Leuten etwas vorzumachen." Ihr Parteikollege Harald Ebner ergänzte, Schulzes Pläne blieben ohne Einigung mit dem Landwirtschaftsministerium reine Luftschlösser. Und eine solche Einigung sei nicht absehbar.
jj/pg (dpa, afp)