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Schulterschluss der Unbeliebten

Julian Ryall, Tokio/ gh7. Februar 2015

Moskau hat gemeinsame Militärmanöver mit Nordkorea angekündigt. Offenbar wollen beide Länder ihre Beziehungen vertiefen, Russland vor allem aus wirtschaftlichen, Nordkorea auch aus strategischen Erwägungen.

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Außenminister Lawrow und Ru Su Yong 01.10.2014 in Moskau (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/Sergei Karpukhin

Russland und Nordkorea sorgen reihenweise für Negativ-Schlagzeilen. Moskau steht wegen seiner Intervention auf der Halbinsel Krim und seiner Rolle im Konflikt in der Ostukraine in der Kritik. Die USA, die EU und viele andere Länder haben Sanktionen gegen Russland verhängt. Gegen Nordkorea hatten die Vereinten Nationen nach dem dritten unterirdischen Atomtest im Februar 2013 verschärfte Sanktionen beschlossen. Ein UN-Expertenteam wollte sogar die Führung in Pjöngjang wegen Menschenrechtsverbrechen vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag anklagen. Allerdings benötigt der Vorstoß die Zustimmung des Sicherheitsrats, in dem Russland das Veto-Recht besitzt. Moskau will offenbar den ehemaligen sozialistischen Bruderstaat in Schutz nehmen.

Freundschaft pur? Keinesfalls!

"Russland pflegt freundschaftliche Beziehungen zu Nordkorea aus rein wirtschaftlichem Interesse", sagt Daniel Pinkston, Koreaexperte der International Crisis Group in Seoul. Mit Blick auf die abgekühlten Beziehungen zu Europa nach der Krim-Krise suche Moskau verstärkt Handels- und Investitionsmöglichkeiten im Osten, so Pinkston weiter.

Auch Pjöngjang könnte von der Kooperation mit Russland profitieren. "Nordkorea braucht Technologien, Investitionen, neue Infrastruktur und Energie. Und sie holen es sich dort, wo sie es bekommen können", sagt Pinkston im Gespräch mit der DW.

"China als Verbündeter nicht mehr zuverlässig"

Weitere Überlegungen Nordkoreas seien, so Go Ito, Professor für Internationale Beziehungen an der Meiji Universität in Tokio, die Beziehungen zum langjährigen Schutzpatron China. "In Pjöngjangs Wahrnehmung ist China nicht mehr der zuverlässige Partner von früher", sagt Ito im Gespräch mit der Deutschen Welle. Seit Kim Jong Uns Machtübernahme im Dezember 2011 gab es eine Vielzahl von Provokationen - zum Beispiel Atomtests trotz internationaler Kritik. Deswegen denkt Peking über eine neue Strategie nach. Als allerersten Schritt hat China Hilfsleistungen an Nordkorea reduziert.

Grenze China Nordkorea Dandong (Foto: AFP/Getty Images)
Die Belastbarkeit der Freundschaftsbrücke nach China ist nicht grenzenlosBild: MARK RALSTON/AFP/Getty Images

Nun sollen die russischen Genossen helfen. Russland hatte Nordkorea bereits im vergangenen Jahr 90 Prozent der Schulden aus der Sowjetzeit in Höhe von elf Milliarden US-Dollar erlassen. Der Rest soll in Nordkorea investiert werden. Investoren aus Russland wollen mit 25 Milliarden Dollar das Eisenbahnsystem in Nordkorea modernisieren, weitere Milliarden sollen in andere Infrastrukturprojekte fließen. Mithilfe von Moskau soll das Stromnetz im nördlichen Teil von Nordkorea neu gebaut werden. Außerdem wollen beide Regierungen den eisfreien Hafen in Rason an der Grenze zu Russland gemeinsam erschließen, um Kohle aus Russland in die ganze Welt zu verschiffen. Moskau hat das Ziel, das bilaterale Handelsvolumen bis 2020 auf eine Milliarde Dollar zu verzehnfachen.

Erste Auslandsreise führt Kim nach Russland

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un reist anlässlich der Gedenkfeierlichkeiten in Russland zum Ende des Zweiten Weltkriegs vor 70 Jahren nach Moskau. Die Visite am 9. Mai wäre die erste Auslandsreise Kims, noch vor einem Besuch beim wichtigsten Verbündeten China. Marcus Nolan, Nordkoreaexperte am Peterson Institut für Internationale Wirtschaft in Washington, erwartet, dass während Kims Besuch in Moskau Rüstungsgeschäfte abgeschlossen werden. Kim will modernere Flugzeuge für seine Luftwaffe kaufen. Den letzte Waffendeal mit Russland hatte Kims Vater, Kim Jung Il, 2001 und 2002 bei seinem Russlandbesuch ausgehandelt. Damals wollte Nordkorea moderne Kampfflugzeuge vom Typ SU-35 erwerben. Seinerzeit, als die Beziehungen Russlands zum Westen deutlich entspannter waren als jetzt, wurde nichts aus dem Kauf. Heute ist die Situation eine andere.

Russland Kampfjet Sukhoi Su-35 (Foto: dpa/Picture alliance)
Objekt der nordkoreanischen Begierde - russischer Kampfjet Su-35Bild: picture-alliance/dpa

Nordkorea brauche Ersatzteile und moderne Waffensysteme, sagt ICG-Experte Pinkston. "Aber wir müssen auch daran denken, dass die Vereinten Nationen ein Waffenembargo gegen Nordkorea verhängt haben. Sollte Russland wirklich Waffen an Nordkorea liefern, wäre dies ein kalkulierter Schritt, um die Legitimation der UN-Sanktionen insgesamt infrage zu stellen."