Projekt Schulsport
10. Dezember 2009Sportwissenschaftler haben schon längst festgestellt, dass man durch Bewegung die Konzentration steigern kann. Die Ergebnisse einer bundesweiten Studie beweisen noch mehr. Dreieinhalb Jahre lang wurden gut 2800 Schüler in ganz Deutschland zu vier verschiedenen Zeitpunkten untersucht. Dabei waren Kinder, die an dem Projekt "Klasse in Sport" teilgenommen haben und Kinder in Kontrollgruppen.
Magath: "Sport macht zufriedener und ausgeglichener"
Schalke-Trainer Felix Magath unterstützt das Projekt. "Meine Frau und ich legen großen Wert darauf, dass unsere Kinder Sport treiben. Wir sind überzeugt, dass Kinder, die sich bewegen, nicht nur besser lernen, sondern auch zufriedener und ausgeglichener sind." Magath ist nämlich nicht nur Profi-Trainer, er ist auch Vater von drei schulpflichtigen Kindern. Im Gegensatz zu vielen anderen Eltern ärgert er sich, wenn in der Schule mal wieder der Sport ausfällt. Er hat seine Kinder zusätzlich in Tennis- und Fußballvereinen angemeldet.
In Deutschlands Schulen gibt es in der Regel zwei bis drei Stunden Sport pro Woche – zu wenig, findet Corinna Roll, Rektorin der Astrid-Lindgren-Grundschule in Köln. Ihre Schule macht mit bei dem Projekt der Sporthochschule. Es bietet ein breiteres Sportangebot für die Kinder, Spiel- und Sport-Material nicht nur für die Pause und Weiterbildung aller Lehrer – ein voller Erfolg. Jetzt gibt es die "Bewegungspause" und Sport auch außerhalb der Sporthalle. "Im Englisch-Unterricht werden bestimmte Verben mit Bewegung dargestellt. Oder im Mathe-Unterricht wird das kleine Einmaleins gehüpft", sagt Roll. "Und wenn die Luft raus ist, geht die ganze Klasse auf den Schulhof, alle springen Seil oder laufen mit den Stelzen durch die Gegend." Die Kinder kämen dann viel ruhiger und entspannter wieder zurück in die Klasse.
Sport ist genauso wichtig wie Deutsch und Mathe
Das belegen auch die wissenschaftlichen Ergebnisse. "Die Kinder sind wesentlich konzentrierter geworden, das Sozialverhalten hat sich sehr stark verbessert", zieht Professor Jürgen Buschmann von der Deutschen Sporthochschule Köln zufrieden Bilanz. "Und wir hatten kein übergewichtiges Kind mehr nach der vierten Klasse." Ergebnisse, die Sportwissenschaftler nicht überraschen. "Wir behaupten: Toben macht schlau. Bewegung ist genauso wichtig wie eine Stunde zusätzliches Lesen oder Schreiben. Das konnten wir mit unserem Projekt auch nachvollziehen."
Sportverbände machen Druck auf Politik
Die Politik müsse bereit sein, die Ergebnisse der Sportwissenschaft stärker zu berücksichtigen, so Professor Walter Tokraski, der Rektor der Deutschen Sporthochschule Köln. "Man sollte im Sinne von PISA Bewegung mit zum Beispiel Mathematik kombinieren. Wir können nachweisen, dass durch Sport die schulischen Leistungen in Mathematik und in anderen Fächern besser werden." In einem gemeinsamen Memorandum fordern der Deutsche Olympische Sportbund, die Deutsche Vereinigung für Sportwissenschaft und der Deutsche Sportlehrerverband, dass Bewegung stärker in den Schulunterricht eingebaut werden muss.
Das wäre dann ganz nach dem Geschmack von Felix Magath. Denn selbstverständlich verbessert man nebenbei auch sein motorisches Geschick. Ein Manko bei vielen Bundesliga-Profis. "Zum Beispiel beim Purzelbaum – also bei der Rolle vorwärts", lächelt er. "Das wird bei einigen Fußball-Profis zum Problem: Wenn die sich zwei-, dreimal gedreht haben, dann wird denen schon schwindelig."
Autorin: Olivia Fritz
Redaktion: Wolfgang van Kann