Schreckgespenst Atomwaffen
6. August 2010Die erste Atombombe wurde am 6. August 1945 auf die japanische Stadt Hiroshima abgeworfen. Nur drei Tage später fiel eine zweite Bombe auf Nagasaki. Etwa 92.000 Menschen wurden getötet. Wetere 130.000 Menschen starben bis Jahresende an den Folgen, zahlreiche weitere leiden noch Jahrzehnte danach an Folgeschäden. Hiroshima und Nagasaki gelten bis heute als Symbole einer menschenverachtenden Kriegsführung.
Gleichzeitig war der Abwurf der Startschuss für ein atomares Wettrüsten auf der ganzen Welt, welches nach Ende des Krieges einsetzte. Wegen ihrer eigenen Atomwaffen waren die USA nach dem Ende des 2.Weltkriegs die einzige Weltmacht. Doch nur kurze Zeit später zog die Sowjetunion gleich. 1949 testete die UdSSR die erste Kernwaffe und rüstete rasant auf. Es begann die Phase der gegenseitigen Abschreckung, die im Kalten Krieg ihren Höhepunkt fand.
Die Wende zur nuklearen Abrüstung
1968 unterzeichneten die fünf damaligen offiziellen Atommächte USA, Sowjetunion, China, Großbritannien und Frankreich den Atomwaffensperrvertrag. Dieser sah vor das die fünf Länder keine Nuklearwaffen an Dritte weitergeben sollten. Dadurch sollte die Weiterverbreitung von Atomwaffen verhindert werden.
Nach Ende des Kalten Krieges wurden die Weichen auf nukleare Abrüstung gestellt. Allein zwischen 1994 und 2009 haben die Vereinigten Staaten nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums mehr als 8700 atomare Sprengköpfe verschrottet. Aber auch heute noch sind Russland und die USA die beiden Staaten mit den meisten Sprengköpfen. 2010 gaben die USA offiziell bekannt noch 5113 Atomwaffen zu besitzen. Die Russen sind mit Angaben zu ihren Arsenalen weniger offen. Nach Schätzungen von Experten sollen sie noch über 14.000 Nuklearwaffen verfügen. Zehn bis 20 der amerikanischen Sprengköpfe lagern übrigens in Deutschland. Obwohl nie offiziell bestätigt, gilt es als offenes Geheimnis, dass sie in Büchel in Rheinland-Pfalz eingelagert sind. Am Fliegerhorst der Bundeswehr kommt es deshalb regelmäßig zu Demonstrationen von Friedensaktivisten.
Obamas für eine atomwaffenfreie Welt
Der amtierende US-Präsident Barack Obama setzte sich seit seinem Amtsantritt wieder verstärkt für eine Abrüstung ein und plädierte im April 2009 in Prag für eine atomwaffenfreie Welt. "Als einzige Atommacht, die eine Atomwaffe eingesetzt hat, haben die Vereinigten Staaten eine moralische Verantwortung zu handeln. Wir können dieses Unterfangen nicht alleine zum Erfolg führen, aber wir können es anführen. Daher bekunde ich heute klar und mit Überzeugung, dass die Vereinigten Staaten entschlossen sind, sich für den Frieden und die Sicherheit einer Welt ohne Atomwaffen einzusetzen," sagte Obama in seiner viel beachteten Rede auf dem EU-USA-Gipfel in Prag. Seine Bemühungen sind ein Grund, warum man ihm den Friedensnobelpreis 2009 zusprach.
Neben die beiden Supermächten verfügen in Europa, Frankreich und Großbritannien über Atomwaffen. Die Franzosen besitzen nach Schätzungen ungefähr 300 atomare Sprengköpfe, die Briten knapp über 200. Zu den offiziellen Atommächten gesellt sich noch China mit mehr als 200 Nuklearwaffen. Außerdem gibt es noch drei weitere Staaten die Atomwaffen besitzen: Israel, Indien und Pakistan. Keines der drei Länder besitzt mehr als 100 Nuklearwaffen und keines hat den Atomwaffensperrvertrag unterzeichnet.
Problemfälle Nordkorea und Iran
Das kommunistische Nordkorea trat 2003 aus dem Atomwaffensperrvertrag aus. 2005 gab das Regime in Pjöngjang öffentlich bekannt, einsatzfähige Atomwaffen zu besitzen, ein Jahr später wurde der erste Sprengkopf gezündet. Das Regime in Pjöngjang soll über bis zu zehn Kernwaffen verfügen. 2009 forderte US-Präsident Obama Nordkorea auf, sein Kernwaffenprogramm aufzugeben und sein "provokatives Verhalten" zu beenden. Die Vereingten Staaten wollten "das Wohl des nordkoreanischen Volkes". Doch alle internationalen Bemühungen, die kommunistische Machthabe zu einer Abkehr von ihrem nuklearen Rüstungskurs abzubringen, blieben bislang ohne Erfolg.
Seit längerem schwelt inzwischen auch der Atomstreit mit dem Iran. Der Westen verdächtigt den Staat mit Präsident Mahmud Ahmadinedschad an der Spitze an der Entwicklung von Atomwaffen zu arbeiten. Im Mai 2009 testeten die Iraner eine neue Rakete mit einer Reichweite von rund 2.000 Kilometern. Diese könnte Israel und amerikanische Stützpunkte erreichen. Dies ist natürlich vor allem Israel und den USA ein Dorn im Auge.
Aber auch in Europa hat der Atomstreit mit dem Iran einen hohen Stellenwert. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte in ihrer Rede vor dem US-Kongress im November 2009 in Washington "Null Toleranz" gegen den Iran. Sollte das Land an Massenvernichtungswaffen gelangen, könne dies "unsere Sicherheit bedrohen", sagte Merkel. Die 27 EU-Außenminister einigten sich vor diesem Hintergrund im Juli 2010 in dem Atomstreit mit dem Iran auf die bislang schärfsten Sanktionen gegen Teheran. Sie umfassen Handelsbeschränkungen für Chemikalien, für Software, Laser und Navigationsgeräte, Anmeldepflicht für Geldtransfers und Reiseverbote für verdächtige Personen.
Autor: Arne Lichtenberg
Redaktion: Manfred Böhm