Schneechaos in Westeuropa
26. November 2005Tausende steckten Stunden lang in Autos und Zügen fest oder mussten die Nacht in Notunterkünften verbringen. In Deutschland waren vor allem die Region Osnabrück und das Münsterland betroffen. "Das war das blanke Chaos", sagte ein Polizeisprecher. Auch im europäischen Ausland sorgten Schnee und Sturm für erhebliche Behinderungen.
Der Bahnverkehr in Osnabrück wurde bis zum Morgen völlig eingestellt. 250 Bahnreisende verbrachten die Nacht in einer Schule. Auch Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern hatte das Tief "Thorsten" fest im Griff. Am Samstag begann sich die Verkehrssituation wieder zu entspannen, nur im Münsterland dauerte das Schneechaos an. Mehr als 1000 Helfer waren dort im Einsatz, auch Soldaten der Bundeswehr halfen mit.
Probleme mit der Stromversorgung
Beim Regierungspräsidium Münster wurde ein Krisenstab eingerichtet. Problem war vor allem die teils zusammengebrochene Stromversorgung. Das Krankenhaus im westmünsterländischen Vreden musste mit einem Notstromaggregat betrieben werden. In Coesfeld wurde ein Altenheim evakuiert. Grund für die Stromausfälle waren umgeknickte Hochspannungsmasten, die der Last von Schnee und Eis nicht standhalten konnten. In den Kreisen Borken und Steinfurt wurde Katastrophenalarm ausgelöst, nachdem bis zu einem halben Meter Schnee gefallen war..
Auch auf mehreren Autobahnen herrschte Chaos und machte die Nacht für viele zum Albtraum. Auf der A 31 bei Gronau staute sich der Verkehr wegen eines herabgestürzten Starkstromkabels fast 15 Stunden lang zeitweise auf bis zu 45 Kilometer Länge. Die Autobahn ist nach wie vor gesperrt. Auch das Ruhrgebiet war von den Schneefällen stark betroffen. Die Verkehrsbetriebe in Essen stellten zeitweise den Betrieb ein. Der Flughafen Düsseldorf blieb am Samstag für vier Stunden geschlossen.
Staurekord
In den Niederlanden verursachte der Wintereinbruch ebenfalls massive Probleme. Der Osten des Landes war stundenlang weder über Straßen noch mit der Bahn erreichbar. Niederländische Armee-Einheiten kamen eingeschneiten Autofahrern mit Geländefahrzeugen zu Hilfe. Mit 800 Staukilometern wurde auf den Autobahnen des Landes ein Rekord registriert.
In Südwestengland verbrachten rund 500 Menschen, die in ihren Autos in Cornwall und Devon im Schnee stecken geblieben waren, die Nacht in Notunterkünften. Auch in Spanien wurden für die nächsten Tage Unwetterwarnungen herausgegeben. In Österreich kam in den Bundesländern Kärnten und Steiermark der Verkehr bei bis zu 40 Zentimetern Neuschnee zum Erliegen. Anhaltende Schneefälle lösten in Frankreich starke Verkehrsbehinderungen aus, der Flugverkehr auf dem größten Pariser Flughafen Roissy-Charles-de-Gaulle war massiv gestört. Auch in Belgien führte der Wintereinbruch zum Verkehrschaos.
In Deutschland "ist das Schlimmste durch", sagte ein Meteorologe des Wetterdienstes Meteomedia am Samstag. Immerhin sorgten die ergiebigen Schneefälle vielerorts schon jetzt für gute Wintersportbedingungen. Auf dem höchsten Berg Deutschlands, der 2962 Meter hohen Zugspitze, begann am Samstag offiziell die Skisaison - bei Bilderbuchwetter.