Schießerei bei Polizeiaktion in Paris
18. November 2015Wie es in Agenturberichten heißt, waren im Pariser Vorort Saint-Denise unter anderem Polizisten der Eliteeinheit Raid im Einsatz. Unklar ist, ob ein flüchtiger mutmaßlicher Attentäter gefasst werden sollte. Die Feuerwehr sprach von einem Einsatz gegen Bewaffnete, die sich in einer Wohnung verschanzt hätten. Die Anwohner wurden aufgerufen, in ihren Wohnungen zu bleiben. Über dem Gebiet waren Hubschrauber zu hören.
Seit der Anschlagserie in Paris mit 129 Toten gibt es umfassende Aktionen und Durchsuchungen der Polizei im ganzen Land. In Saint-Denis steht das Stade de France. Die Terroristen hatten auch dort ein Blutbad anrichten wollen, als die deutsche
Nationalmannschaft gegen Frankreich spielte. Die Extremisten gelangten aber nicht ins Stadion.
Die französische Polizei ging zunächst von insgesamt acht Tätern aus, möglicherweise gibt es aber noch einen neunten Attentäter. Wie aus Ermittler- und Polizeikreisen verlautete, ist auf einem Video von den Anschlägen auf die Restaurants und Cafés in der Pariser Innenstadt noch ein weiterer Mann zu sehen. Dieser ist möglicherweise ebenfalls auf der Flucht.
Die französische Tageszeitung "Le Monde" berichtet, auch zahlreiche Augenzeugen hätten in dem Auto des Kommandos drei Insassen ausgemacht: Die Brüder Brahim und Salah Abdeslam sowie eine weitere Person. Brahim sprengte sich vor einem der Cafés in die Luft. Der in Belgien geborene Franzose Salah wird derzeit international gesucht.
Fahndung nach Salah Abdeslam
Die Ermittler prüfen den Angaben zufolge, ob es sich bei dem Mann aus dem Video um einen der beiden Verdächtigen handeln könnte, die bereits in Belgien in Haft sitzen. Dort wurden Strafverfahren gegen zwei Männer eingeleitet, die verdächtigt werden, an den Anschlägen beteiligt gewesen zu sein. Sie sollen Salah Abdeslam in der Nacht zum Samstag in Paris abgeholt und nach Brüssel gebracht zu haben.
Nach Salah Abdeslam, dem Hauptverdächtigen, wird weiterhin mit Hochdruck gefahndet. Bei einer breit angelegten Fahndung im Grenzgebiet nahe Aachen ist er der deutschen Polizei jedoch nicht wie erhofft ins Netz gegangen. Der Zugriff der Polizei in Alsdorf erfolgte nach einem Hinweis aus der Bevölkerung. Sieben Personen waren vorübergehend unter Terrorverdacht festgenommen worden. Da sich der Verdacht nicht bestätigte, wurden alle kurz darauf wieder freigelassen.
"Mindestens ein Täter flüchtig"
"Nach wie vor ist es so, dass mindestens ein Täter flüchtig ist", erläuterte Bundesinnenminister Thomas de Maizière in Berlin. "Es bestand und besteht die Sorge, dass dieser Täter in europäische Nachbarländer flieht." Der CDU-Politiker erklärte, die Behörden hätten gehofft, Salah Abdeslam auf der Spur zu sein. Anhaltspunkte habe es gegeben, weil sich Abdeslam vor rund zwei Monaten in Deutschland und Österreich aufgehalten habe. Er sei am 9. September aus Deutschland kommend mit zwei Begleitern nach Oberösterreich eingereist, hatte das österreichische Innenministerium zuvor mitgeteilt.
Der Minister betonte zur Situation in Deutschland: "Die Gefährdungslage ist wirklich hoch." Daher sei es richtig, die verstärkten Grenzkontrollen aufrechtzuerhalten. Die Sicherheitsbehörden seien wachsam, "um Folgeanschläge und Nachahmungstaten zu verhindern."
Drahtzieher in Belgien
Französische Ermittler gehen davon aus, dass die Anschläge in Paris, bei denen insgesamt mindestens 129 Menschen getötet wurden, von dem Belgier Abdelhamid Abaaoud angeordnet wurden, der in Syrien lebt und für Internet-Propaganda des IS verantwortlich ist. Laut belgischen Medienberichten sollen Abaaoud und Abdeslam vor fünf Jahren gemeinsam im Gefängnis gesessen haben.
Derweil läuft die Identifikation der Selbstmordattentäter weiter. Bislang wurden vier der sieben bei den Anschlägen getöteten Männer identifiziert. Bei allen handelt es sich um französische Staatsbürger. Darüber hinaus sitzen neun Verdächtige aus dem Umfeld der Attentäter derzeit in Frankreich in Untersuchungshaft.
Rätsel um syrischen Pass
Weiter offen ist, ob es sich bei einem der in Paris getöteten Attentäter um einen als Flüchtling getarnten Terroristen handelt oder ob dies eine bewusst vom Terrornetzwerk IS gelegte falsche Spur ist. "Der Sachverhalt ist noch nicht abschließend geklärt", sagte de Maizière. Es habe Berichte aus Serbien gegeben, dass ein weiterer Pass mit diesem Namen aufgetaucht sei. Es scheine so zu sein, dass der Ausweis mit dem des Attentäters identisch sei. Der Innenminister betonte: "Aber es ist keineswegs sicher, dass es sich um einen echten syrischen Pass handelt."
nin/haz (dpa, rtr, afp)