Schauspielerin Karin Dor ist tot
8. November 2017Wie erst jetzt bekannt wurde, verstarb Karin Dor bereits am Montagabend (6.11.2017) in einem Münchner Pflegeheim. Nach einem schweren Sturz im vergangenen Jahr hatte sich die Schauspielerin nicht mehr richtig erholt. Sie stand zwar wieder auf der Bühne, doch offenbar hatte sich ihr Zustand in den vergangenen Monaten deutlich verschlechtert. Im Sommer erklärte ihre Managerin, Dor leide unter Gleichgewichtsstörungen. Eine Rückkehr auf die Bühne hielt sie da bereits für ausgeschlossen.
Ein einziger Satz begründete ihre Karriere
Dor kam am 22. Februar 1938 als Kätherose Derr auf die Welt. Ganz bürgerlich wuchs sie in Wiesbaden auf und ging schon mit 17 Jahren als Gymnasiastin nebenbei auf eine Schauspielschule. Kleine Statistenrollen waren ihre ersten vorsichtigen Versuche im Schauspielgewerbe.
1954 erhielt sie dann in dem Heimatfilm "Rosen-Resli" ihre erste Sprechrolle. Nur eine einen Satz: "Himmlisch, Frau Chefin, einfach himmlisch" hatte sie zu sagen. Aber der erfolgreiche Regisseur Harald Reinl war trotzdem so angetan von der jungen Schauspielerin, dass er ihr nicht nur eine weitere Rolle anbot, sondern auch einen Heiratsantrag machte.
Anfang der 1960er Jahren machte sich Karin Dor in Deutschland in den Edgar-Wallace-Krimis als verfolgte Unschuld einen Namen. Ihr Paradeblick: große, entsetzt aufgerissene Augen. Nach mehreren Western, spätestens jedoch, nachdem sie als schöne Häuptlingstochter Ribanna und große Liebe des Apachenhäuptlings in Winnetous Armen starb, hatten die Deutschen sie endgültig ins Herz geschlossen. Bei der Premiere am 17. September 1964 in der "Lichtburg" in Essen wurde Karin Dor wie ein Filmstar gefeiert.
Das Bond-Girl mit dem starken Augenaufschlag
Nur zwei Jahre später ging sie als erstes deutsches "James-Bond-Girl" an der Seite von Sean Connery in die Filmgeschichte ein. 1966 spielte sie in dem Actionthriller "Man lebt nur einmal" die weibliche Agentin: cool und unnahbar, mit unwiderstehlichem Augenaufschlag. Die Szene, in der Dor als Bond-Girl Helga Brandt dem gefesselten Agenten erst eine schallende Ohrfeige gibt, ihn dann mit einem Skalpell bedroht und schließlich zärtlich küsst, gehört zu den einprägsamsten Momenten in der weltweit erfolgreichen Kinoreihe. Bei Bond-Darsteller Sean Connery hatte das offenbar keine Wirkung, wie sie später in einem Interview bedauernd erzählte.
Auch Alfred Hitchcock wurde auf die dunkelhaarige Schauspielerin aufmerksam. '"Sie hat die schönsten Augen der Welt", schwärmte der weltberühmte Regisseur, der tief beeindruckt von ihr war. In seinem legendären Agententhriller "Topas" (1969) spielt Karin Dor die weibliche Hauptrolle.
Vom Kino zu Boulevard-Komödien
Nach einer Krebserkrankung zog Dor sich ganz aus dem Filmgeschäft zurück, kämpfte später mit ihrer Tablettenabhängigkeit. In den 1970er begann sie nach ihrer Genesung erfolgreich, Theater zu spielen und war vor allem in unterhaltsamen Boulevard-Komödien zu sehen.
2006 wagte sie nochmal ein Comeback auf der Kinoleinwand. In dem Film "Ich bin die andere" von Regisseurin Margarethe von Trotta spielte sie eine alkoholkranke Mutter, deren Tochter (Katja Riemann) unter einer Persönlichkeitsspaltung leidet. Eine anspruchsvolle Rolle, die sie souverän meisterte.
Die Münchner "Komödie im Bayrischen Hof", wo sie oft auf der Bühne stand, vermeldete am Mittwoch (8.11.2017) ihren Tod. Karin Dor lebte zuletzt im niederbayrischen Rottal und in Beverly Hills.