Schauplatz Delitzsch
17. Juni 1953 - die Proteste und Streiks hatten die ganze DDR erfasst. Vor allem entlud sich die aufgestaute Wut über den sozialistischen Mangelstaat in den Industriestädten. Hatten die Arbeiter zunächst vor allem für bessere Lebensbedingungen demonstriert, so kamen bald auch politische Forderungen hinzu, die an den Grundfesten des SED-Staates rüttelten: Rücktritt der Regierung, freie Wahlen, Freilassung politischer Gefangener.
Delitzsch bei Leipzig: Am Nachmittag des 17. Juni kamen viele Arbeiter aus den umliegenden Leichtmetall- und Baufabriken mit Berufspendler-Zügen am Bahnhof an. Auf dem Vorplatz hatten sich mehrere hundert Menschen versammelt. Die aufgebrachte Menge wollte die sowjetische Militärkommandantur stürmen, doch der Versuch scheiterte. Also zogen die Arbeiter zum Volkspolizeigefängnis. Der damals 13- jährige Paul Grunwald, der in der Nähe eigentlich nur Fußball gespielt hatte, wurde von der aufgeregten Menge angelockt und marschierte dann in dem Demonstrationszug ganz vorne mit. Die Folgen für sein weiteres Leben konnte der Junge in dem Moment noch nicht einmal erahnen.
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