Südkoreanischer Reis für Nordkorea?
7. September 2010Eine Schiffsladung Reis, Zement und Baumaschinen - darum hat Nordkorea gebeten, um den Flutopfern im Nordwesten des international weitgehend isolierten Landes zu helfen. Eine entsprechende Anfrage habe Südkorea bereits am Wochenende vom nordkoreanischen Rot-Kreuzverband erhalten, teilte das Verteidigungsministerium in Seoul am Dienstag (07.09.2010) mit.
Es ist nicht alltäglich, dass Pjöngjang Seoul um Hilfe anruft. Denn Schwäche einzugestehen, versucht Nordkorea in der Regel zu vermeiden, besonders gegenüber dem Erzfeind südlich der innerkoreanischen Grenze. Auch fast sechs Jahrzehnte nach dem Ende des Koreakrieges 1953 befinden sich Nord- und Südkorea faktisch noch immer im Kriegszustand, ein Friedensvertrag zwischen den Nachbarn wurde nie geschlossen.
Viele Unbekannte, wenig Fakten
Im August war ein Fluss im nordkoreanisch-chinesischen Grenzgebiet über die Ufer getreten, hatte Felder und Wohnhäuser zerstört. Das genaue Ausmaß der Schäden ist nicht bekannt, Beobachter fürchten aber, dass das Hochwasser die Lebensmittelknappheit in dem abgewirtschafteten kommunistischen Staat noch weiter verschärfen könnte. Nordkoreas Staatsmedien ihrerseit hatten berichtet, dass tausende Menschen vor dem Wasser in Sicherheit gebracht werden mussten.
Um den Flut-Opfern in der betroffenen Region zu helfen, hatte das südkoreanische Rote Kreuz in der vergangenen Woche angeboten, Lebensmittel, Medikamente und Dinge für den täglichen Gebrauch zu liefern - im Gesamtwert von umgerechnet 6,6 Millionen Euro. Es war das erste Mal seit Monaten, dass Seoul dem ungeliebten kommunistischen Nachbarn wieder humanitäre Hilfe anbot. Denn die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel haben sich in diesem Jahr deutlich verschärft.
Symbolische Geste, vorsichtige Entspannung?
Grund dafür ist vor allem der Untergang eines südkoreanischen Kriegsschiffes im März, dabei kamen 46 Seeleute ums Leben. Seoul macht den Norden für die Havarie verantwortlich, Pjöngjang aber bestreitet jede Verwicklung. Daraufhin hatte der Süden fast alle Handelsbeziehungen auf Eis gelegt. Vor einem Monat dann nahm Nordkorea sieben Besatzungsmitglieder eines südkoreanischen Kutters gefangen - sie wurden in nordkoreanischen Gewässern aufgegriffen und in einen nordkoreanischen Hafen geschleppt.
An diesem Montag nun erklärte sich Pjöngjang bereit, die Männer freizulassen und schickte das Boot danach über die Seegrenze im Japanischen Meer zurück in den Süden. Der Schritt sei eine "humanitäre Geste", hieß es von nordkoreanischer Seite. Südkoreanische Medien gehen davon aus, dass die Freilassung mit der erhofften Fluthilfe in Verbindung steht. Das Ministerium für Wiedervereinigung erklärte dagegen,es habe keine Verhandlungen mit Nordkorea über das Schicksal der Fischer gegeben.
Autorin: Esther Broders (dpa/ap/rtr)
Redaktion: Nicola Reyk