Rückwärtssalto vom Briefkasten
17. August 2016Simone Biles ist nicht nur die beste Kunstturnerin der Welt, sondern auch eines der Gesichter der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro. Gold am Sprung und am Boden, im Mehrkampf und mit der Riege der USA, dazu Bronze auf dem Schwebebalken - die 19-Jährige räumte so richtig ab. "Das ist verrückt. Das ist eine unglaubliche Erfahrung", freute sich Biles. "Ich bin stolz auf mich. Dass es mit dem Rekord nicht klappte, ist kein Problem. Fünf Medaillen - wow!" Auch ohne Rekord verzückt das gerade einmal 1,45 Meter große Kraftpaket die Sportwelt. Vor Biles hatten bisher nur die Turnerinnen Ecaterina Szabo (Rumänien/1984), Vera Caslavska (Tschechien/1968), Agnes Keleti (Ungarn/1956) und Larissa Latynina (Sowjetunion/1956) je vier Olympiasiege bei einer Veranstaltung gefeiert.
Bei den Großeltern aufgewachsen
Alles begann auf einem kleinen Briefkasten im Garten der Großeltern. Immer und immer wieder kletterte die kleine Simone da hinauf, blickte kurz hinab und versuchte sich an ihren ersten Rückwärts-Salti. "Da hatte ich schon Angst", erinnert sie sich, "aber es hat sich ja gelohnt." Weil sich ihre alkoholabhängige Mutter nicht für sie und die drei Geschwister kümmern konnte, wurde Simone von den Großeltern adoptiert. Denen fehlte allerdings das Geld für eine teure Mitgliedschaft im Turnverein. Und so musste eben der Briefkasten als Sprungbrett dienen.
Überlegen wie Usain Bolt
Zehn WM-Titel und damit so viele wie keine Athletin zuvor hat die US-Amerikanerin in ihrem jungen Alter bereits gewonnen. "Was sie hier zeigte, war unglaublich", sagte die viermalige Weltmeisterin Nastia Liukin, die in Rio für den TV-Sender NBC als Expertin arbeitete. Peter Kormann, der für die USA bei den Spielen 1976 in Montreal Bronze gewann, ist sich sicher: "Sie ist wahrscheinlich die athletischste Turnerin der Geschichte." Tatsächlich zeichnet sich Biles durch ihre extreme Sprungkraft aus. Die muskulösen Oberschenkel helfen ihr zudem dabei, auf dem nur zehn Zentimeter breiten Balken spektakuläre Salti und Drehungen zu turnen die den meisten Menschen nicht einmal auf dem Boden gelingen würden. Ein Ende der Titeljagd ist nicht in Sicht - Biles ist jung, noch ein Teenager, und zudem ehrgeizig wie kaum eine andere. Das schüchtert die Konkurrenz ein. "Niemand geht in den Wettkampf mit der Hoffnung, sie schlagen zu können", sagt Mannschaftskollegin Alexandra Raisman: "Man sprintet ja auch nicht gegen Usain Bolt und glaubt, dass man gegen ihn eine Chance hat."
Küsschen vom Jugendschwarm
Nach dem Ende der Turnwettkämpfe in Rio erfüllte sich für Biles ein weiterer Traum: Sie traf ihren Schwarm Zac Efron. "Nennt mich jetzt einfach schon mal Frau Efron", twitterte der Olympiastar zu einem Foto, das zeigt, wie ihr der Schauspieler einen Kuss auf die Wange drückt.
In einem Fernseh-Interview hatte Biles erzählt, dass zu Hause ein lebensgroßer Pappaufsteller mit einem Foto des 28 Jahre alten US-Schauspielers ihr Zimmer schmücke.
sn/jhr (sid, dpa)