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Rätselraten um Schicksal der Geiseln im Jemen

15. Juni 2009

Immer neue dramatische Meldungen aus dem Jemen: Zuletzt hieß es, alle neun entführten Ausländer, darunter die sieben Deutschen, seien tot aufgefunden worden. In Berlin bemüht man sich fieberhaft um Klärung.

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Militärs mit Jeep in Sanaa (Foto: ap)
Von Militärs und Polizei in Sanaa sind keine genauen Angaben über die Entführung zu bekommenBild: AP

Die Lage blieb lange widersprüchlich und verwirrend, die Meldungen aus Sanaa über das blutige Ende eines Entführungsdramas überschlugen sich.

Jüngste Erklärungen aus dem Innenministerium und von Seiten des Militärs stimmten darin überein, dass Extremisten zwei deutsche Pflegehelferinnen und eine südkoreanische Lehrerin mit Pistolen und Dolchen getötet haben sollen. Die Leichen der drei seien im Norden des Landes im Nuschur-Tal nahe Akwan aufgefunden worden. Zunächst war immer wieder von drei ermordeten deutschen Frauen berichtet worden.

In dem Tal habe man auch zwei kleine Mädchen entdeckt, die wohlauf seien, hieß es von Behördenvertretern. Andere örtliche Beamte wiederholten gegenüber der Presse hingegen die Darstellung von insgesamt sieben Todesopfern. Zuletzt war durch anonyme Sicherheitskreise aus der Hauptstadt Sanaa alles wieder in Frage gestellt worden: Sämtliche Geiseln seien tot. Nach den drei Frauen seien auch die Leichen der anderen Entführten gefunden worden.

Immer neue widersprüchliche Meldungen

Ausschnitt des Jemens Hauptstadt Sanaa und Provinz Saada mit der gleichnamigen Provinzstadt (Grafik: DW)
Bild: DW

Die deutsche Bundesregierung hatte Stunden zuvor erklärt, es gebe keine Bestätigung für den Tod im Jemen entführter Personen. Das Auswärtige Amt bemühe sich mit Hochdruck um Aufklärung, sagte Kanzlerin Angela Merkel.

Bei den Verschleppten handelte es sich um einen deutschen Techniker, seine Ehefrau sowie die drei Kinder des Paares. Mit ihnen waren zwei deutsche Helferinnen, eine Südkoreanerin und ein britischer Ingenieur unterwegs. Die Ausländer waren alle im Auftrag einer niederländischen Wohlfahrtsorganisation im Al-Dschumhuri-Krankenhaus in Saada beschäftigt.

Über Täter und Hintergründe nur Spekulationen

Über die möglichen Kidnapper und Mörder oder deren Hintermänner wird nur spekuliert: Die Regierung bezichtigte zunächst die schiitischen Houthi-Rebellen, die ihre Hochburg in der Provinz Saada haben. Jemenitische Beobachter vermuteten, militante Islamisten könnten ihrem Hass auf westliche Ausländer freien Lauf gelassen oder "Rache" genommen haben für die jüngsten Fahndungserfolge der Sicherheitskräfte gegen El-Kaida-Kämpfer. Das Terrornetzwerk soll über schlagkräftige Kader im Jemen verfügen.

Chrobog mit Familie vor Mikrofonen (archiv/ap)
Chrobog und seine Familie, wohlauf zurück in Deutschland: Neujahr 2006Bild: AP

In den vergangenen 15 Jahren wurden im Jemen von unterschiedlichen Stämmen mehr als 200 Ausländer entführt. Hintergrund sind oft Auseinandersetzungen mit der Regierung oder die Freipressung inhaftierter Stammesangehöriger. Die Geiselnahmen waren bislang immer glimpflich ausgegangen.

Mehrfach Deutsche verschleppt

Prominentes deutsches Opfer war im Dezember 2005 der ehemalige Staatssekretär Jürgen Chrobog, der mit Frau und drei erwachsenen Söhnen verschleppt worden war. Zuletzt wurde im Januar ein deutscher Ingenieur gekidnappt und nach wenigen Tagen wieder freigelassen. Einen Monat zuvor hatten Stammesmitglieder eine deutsche Entwicklungshelferin und ihre Eltern etwa eine Woche als Geiseln genommen. (SC/mas/dpa/ap/afp/rtr)