Ruth Klüger wird 70

Bekannt geworden ist die amerikanisch-jüdische Germanistin mit ihrer Autobiografie "weiter leben - eine Jugend", die 1992 vom Göttinger Wallstein Verlag veröffentlicht wurde. Ihre Erinnerungen gelten heute als wesentlicher Beitrag zur Holocaust-Literatur.

In vier Teilen und einem Epilog erzählt das Buch die Wiener Kindheit der Autorin, ihre Zeit in drei Konzentrationslagern, Flucht und Nachkrieg in Deutschland, das Leben in den USA und einen späteren schweren Unfall in Göttingen.

Klüger erzählt anders als andere Überlebende. Sie versieht "die Lager" mit einem ausführlichen Vorher und Nachher, bettet sie zudem ein in die Kontinuität des "weiter lebens". Es geht ihr dabei vor allem um das heutige Beurteilen und Analysieren des Geschehenen.

Ruth Klüger lebt abwechselnd in Irvine im Bundesstaat Kalifornien und in Göttingen, wo sie an der Universität lehrt.

Momentan bewege sie der "nach dem 11. September sichtbar gewordene Anti-Amerikanismus in Teilen der deutschen Gesellschaft". Das sei für sie völlig unverständlich, "denn schließlich war es Amerika, das angegriffen wurde". Die Vorstellung, mit den Terroristen reden zu wollen, statt sie zu bekämpfen, sei "hirnrissig und überheblich". Sie finde das ähnlich empörend, wie die Integration der Alt-Nazis in die Bundesrepublik während der Adenauer-Zeit.