Russland nach Teilmobilmachung - Proteste und Fahnenflucht
Nach der Ankündigung der Teilmobilmachung durch Wladimir Putin kommt Bewegung ins russische Volk. Es gibt Proteste, aber auch ausgebuchte Flüge - und die Nachfrage nach One-Way-Tickets steigt.
Lange Schlangen an Grenzübergängen
Schon am Tag der Verkündung der Teilmobilmachung in Russland, durch Präsident Wladimir Putin, stieg die Nachfrage nach One-Way-Flugtickets stark an. Auch auf den Straßen, wie hier an der Grenze zu Finnland, bildeten sich lange Warteschlangen, weil viele Menschen versuchen, Russland schnell per Auto zu verlassen. Dem aktuellen Gesetz zufolge müssen sich Wehrpflichtige an ihrem Wohnort aufhalten.
Zerschlagener Protest
In Moskau versammeln sich zahlreiche Menschen, die gegen die Teilmobilmachung protestieren. Auch in weiteren Städten gingen die Menschen auf die Straße und riefen "Net Wojne" - nein zum Krieg. Die Polizei griff hart durch und nahm hunderte Menschen fest.
Sichtbarer Widerstand
Die Szenen erinnern an den Beginn des Angriffskrieges in der Ukraine. Doch dieses Mal zog es nicht tausende Menschen auf die Straßen der großen Städte, die Proteste verteilten sich vielmehr über das ganze Land, meist in Gruppen von mehreren hundert Leuten.
Verweigerern drohen drakonische Strafen
Ein Polizist überprüft den Pass eines Demonstranten bei einer Protest-Aktion in Jekaterinburg, der gegen die Teilmobilmachung protestiert. Eine Wahl haben Wehrpflichtige und Reservisten nicht. Wer den Dienst an der Waffe verweigert, den erwarten drakonische Strafmaßnahmen und bis zu zehn Jahren Haft.
Mit Bussen in den Krieg
In Dagestan werden Reservisten mit Bussen in ein spezielles Rekrutierungszentrum gebracht. Unklar ist, wie viele Menschen eingezogen, und wo genau sie eingesetzt werden sollen. Wladimir Putin begründete die Teilmobilisierung in seiner Ansprache mit der "inzwischen 1000 Kilometer langen Frontlinie" im Kriegsgebiet.
Lawrow verweigert Dialog
Unterdessen sprach Russlands Außenminister Sergej Lavrow das erste Mal seit Kriegsbeginn auf der Sitzung des UN-Sicherheitsrats. Ein Einlenken oder eine veränderte Haltung zum Krieg ließ er erneut nicht erkennen. Lawrow warf dem Westen eine "direkte Einmischung in den Konflikt" vor. Er verließ vorzeitig den Saal, ohne weitere Stellungnahmen anzuhören.
Kuleba kontert
Die Rede des ukrainischen Außenministers Dmytro Kuleba bekommt Lawrow nicht mehr mit. Kuleba betont den Willen seines Landes zum Ende des Konflikts. Russland müsse der Diplomatie eine Chance geben. Nach Lawrows vorzeitigem Verlassen der Versammlung betont Kuleba: "Ich habe heute auch bemerkt, dass russische Diplomaten genauso fliehen wie russische Soldaten."