Russische Nationalisten wollen den Zaren zurück
"Orthodoxie oder Tod!" lautet ihr Schlachtruf: In Russland träumt eine religiös-monarchistische Splittergruppe von der Wiedergeburt des Zarenreichs - und setzt dabei auf die Hilfe der orthodoxen Kirche.
Parat stehen für die Wiederkunft des Zaren
Leonid Simonovitsch-Nikschisch (Bildmitte) ist Chef der russisch-fundamentalistischen "Union der orthodoxen Bannerträger", die einen Zaren an der Spitze Landes fordert. Die nationalistische Splittergruppe propagiert ihre Anschauungen durch Märsche und Prozessionen. Sie schreckt aber auch vor Bücherverbrennungen nicht zurück.
Mit der Kirche zurück zur Krone
"Was wir anstreben, ist die Wiederherstellung einer autoritären Monarchie, so, wie wir sie unter dem Zaren hatten", sagt Chef Leonid Simonowitsch-Nikschisch. "Das wird nur durch die Kirche möglich sein", ergänzt er. Säkularität eigne sich dafür nicht. "Damit entstünde sonst eine Diktatur."
Gedenken an den Zaren
Am 17. Juli 1918 wurden Zar Nikolaus II. und seine Familie auf Geheiß Lenins erschossen. Bereits im Jahr zuvor hatte der Zar angesichts der Niederlage im Ersten Weltkrieg abgedankt. Damit endete die rund 300-jährige Herrschaft der Romanow-Dynastie über Russland. Zum 100. Jahrestag der Ermordung organisierte die Union der Bannerträger eine Prozession zum Moskauer Kloster Spaso-Andronikow.
Ganz in schwarz mit Banner
Die "Union Orthodoxer Bannerträger" fordert nicht nur die Wiederherstellung der Autokratie, sondern auch die Wiedergeburt des russischen Nationalbewusstseins. Schwarze Hose, schwarzer Pullover, schwarze Schuhe - ihr Dresscode erinnert dabei an einen Rocker-Club. Aber auch religiöse Elemente wie Kreuze prägen ihr Aussehen.
"Orthodoxie oder Tod!"
Auch wenn ein Großteil der russischen Bevölkerung orthodox ist - die Union setzt sich für die Verbreitung des orthodoxen Glaubens ein. Spätestens im martialischen Wahlspruch der Bannerträger offenbart sich die religiös-nationalistische Radikalität - die sie mit ihrer Bildsprache unterstreichen wollen.
Ikonische Tapeten
Die Splittergruppe schmückt sich gerne mit Symbolen der Ikonografie. Pawel ist Mitglied der Bannerträger. Seine Wände zieren Ikonen aus allen Klöstern, die er besucht hat. Der Weg zur Monarchie wird innerhalb der Gruppe diskutiert: Manche halten eine gewaltsame gesellschaftliche Umwälzung für nötig. Andere beten schlicht für die Rückkehr des Kaiserreichs.
Der heilige Zar
Vize-Bannerchef Igor Miroschnichenko präsentiert in seinem Atelier stolz Bilder des letzten Zaren. Im Jahr 2000 hatte die russisch-orthodoxe Kirche Nikolaus II. und seine Familie heiliggesprochen. Allerdings zelebriert nur ein Bruchteil der Orthodoxen den Kult um den Zar so wie die fundamentalistische "Union der orthodoxen Bannerträger".