Ruhrtriennale: Techno meets Wagner
7. August 2015
Ehemalige Kohlezechen, abgewrackte Industriehallen und ein alter Eisenbahnhafen verwandeln sich bei der Ruhrtriennale 2015-2017 wieder in Spielstätten für innovatives, mutiges Theater. In der ersten Spielzeit 2015 geht das internationale Kulturfestival unter dem Motto "Seid umschlungen" an den Start. Es stehe "für eine Geste der Umarmung, sowohl künstlerisch als auch gesellschaftlich und geografisch", sagt Intendant Johan Simons, der Heiner Goebbels abgelöst hat. Die Ruhrtriennale wolle Verbindungen schaffen "zwischen Deutschen, Europäern und Weltbewohnern".
Jedes Jahr will der niederländische Regisseur Simons jetzt neue Spielstätten für die Ruhrtriennale suchen und nicht nur auf Bewährtes wie die Bochumer Jahrhunderthalle oder die Kraftzentrale in Duisburg setzen. "Sonst wäre es zu komfortabel, und das passt nicht zum Ruhrgebiet", so Simons. "Das Publikum wird eingeladen, die Komfortzone zu verlassen. Die Inszenierungen beginnen, sobald man sein Auto geparkt hat."
2015 sind 40 Produktionen zu sehen, darunter Uraufführungen aus allen künstlerischen Bereichen: Musik, Theater, Tanz und Kunst. Die Spielzeit beginnt Simons mit einem gewagten Musiktheaterstück: "Accatone", eine Adaption des gleichnamigen Filmdramas über einen Taugenichts, gedreht im Jahr 1961 von dem italienischen Regisseur Pier Paolo Pasolini.
Starke Spielorte
Eine Herausforderung für Schauspieler, Regie und Zuschauer ist die Auftaktpremiere nicht nur aus künstlerischer Sicht. Das Gelände, auf dem gespielt wird, ist nicht gerade eine Bühne der klassischen Sorte. "Mit Gummistiefeln kommt man dort gut von A nach B", merkte Schauspielerin Sandra Hüller an, die in der Hauptrolle "Maddalena" zu sehen ist. Spielort von "Accatone" ist eine 200 Meter lange Industriehalle, die früher als Kohlenmischanlage diente. '"Ich hoffe, dass die Musiker mit dem ganzen Staub zurechtkommen", so Hüller.
Wagner goes Techno
Der neure Ruhrtriennale-Chef will erklärtermaßen Theater für Menschen machen, die sonst nicht ins Theater gehen, betonte er am Freitag (07.08.2015) auf einer Pressekonferenz in Bochum, auch wenn das nur "ein Tropfen auf den heißen Stein" sei. Es werde ein Straßenfest an einem sozialen Brennpunkt der Stadt geben, dort wolle er Kinder und Jugendliche auch zu dem Familienstück "Sturzflug" einladen.
Künstlerischer Höhepunkt 2015 ist u.a. Simons' Inszenierung von Richard Wagners "Rheingold"; eigentlich verbinde ihn mit Wagner eine Hassliebe, so Simons, aber er wolle das "revolutionäre Potenzial" ausloten. Wagner pur werde es auf der Ruhrtriennale nicht geben, kündigte er an, dafür aber Wagners Klangwelten aus der Feder des finnischen Techno-Pioniers Mika Vaino, der vor allem jüngeres Publikum anzieht.
hm/suc (epd/dpa)