11. Dezember 2017
Adventszeit
Noch zwei Wochen bis Weihnachten. Die Adventszeit vergeht für viele Menschen wie im Flug: schnell und mit ständiger Geräuschkulisse. Die Dezemberwochen bieten neben der Arbeit Zerstreuung mit Weihnachtsmärkten, Einkäufen und Festvorbereitungen.
In diesem Jahr wird Heilig Abend auf einen Sonntag fallen. Zum ersten Mal gab es in Deutschland eine ernsthafte Diskussion darüber, ob man aus dem Tag nicht einfach einen verkaufsoffenen Sonntag machen könnte. Vor dem Fest der Liebe sollten die Kassen in den Supermärkten und Fußgängerzonen bis 14.00 Uhr noch einmal richtig klingeln.
Es ist erstaunlich: In den Kirchen ringen wir seit Jahren gesellschaftlich um das Thema der Sonntagsruhe. Und nun sollte ausgerechnet Heilig Abend am Sonntag verkaufsoffen sein, damit das Geschäft „brummt“.
Verblüffende Stille
Gleichzeitig kommen immer mehr Menschen nicht damit zurecht, dass es nur noch „brummt“ in ihrem Leben. Das durchschnittliche Alter der Menschen, die von burn-out betroffen sind, sinkt von Jahr zu Jahr. Immer mehr Menschen beklagen, dass die Zeit immer schneller läuft und kaum noch Ruhezeiten vorhanden sind.
Welch ein Luxus wäre es, einmal auf die Standby-Taste zu drücken und sich Zeit für das Nichtstun zu nehmen und für die Stille.
Wie gut die Ruhe und Stille tut, damit kennen sich die meisten Menschen aus. Alltagserfahrungen: wenn von draußen der Baulärm stundenlang in die Wohnung dröhnt, und dann ist Feierabend, die Maschinen sind abgestellt, und die Stille legt sich über die Straße. Oder wenn die CD zu Ende ist und die letzten Takte der Musik klingen in der in der Stille nach. Stille Momente auch in Gesprächen zwischen zweien, die sich gut verstehen: ein Moment, in dem gerade alles gesagt ist, wo man miteinander schweigen kann.
Stille und Ruhe tun gut. Allein das ist für mich ein Grund dafür, gegen verkaufsoffene und für arbeitsfreie Sonntage zu sein: An einem Tag in der Woche liegt Ruhe in der Luft.
Viele Menschen haben ein großes Bedürfnis danach. Wer seine Ruhe haben will, muss dafür jedoch die eigenen Voraussetzungen schaffen, die äußeren Einflüsse abschalten. Das kann heißen: Türe zu machen, mich still hinsetzen und erst mal wirklich nichts tun.
Ruhe schaffen
Das ist leichter gesagt als getan. Sich Zeiten und Orte zu suchen, an denen ich mit mir selber alleine bin und Ruhe finde, kostet erst einmal Überwindung. Der Kalender ist doch schon voll gepackt mit Terminen und To-do-Listen, gerade vor Weihnachten. Aber man kann ja klein anfangen. Zur Ruhe kommen: das können die fünf Minuten morgens am Esstisch sein, nur die Kerze brennt im noch dunklen Raum. Oder ich gehe alleine spazieren und reagiere vielleicht mit einem freundlichen Kopfnicken, wenn mich jemand grüßt. Aber ansonsten spreche ich niemanden an, um nicht ins Gespräch zu kommen, um einfach mit mir und meinen Gedanken alleine zu sein. Oder ich nehme mir Zeit für die Blaue Stunde, von der meine Großmutter früher immer sprach: die Zeit der Abenddämmerung. Da setzte sie sich in ihren Sessel am Fenster und schaute dem Himmel beim Dunkler-Werden zu.
Vielleicht finden Sie in diesen letzten Adventstagen Zeit für sich, die Sie in der Stille verbringen, auf dem Sofa zu Hause oder in einer geöffneten Kirche. Der Advent war früher vor allem eine Zeit des Innehaltens. Noch heute erinnern in der Adventszeit die lilafarbenen Altartücher in den Kirchen daran. Lila - das ist die Farbe der Sehnsucht und der Ferne. Wie nah bin ich eigentlich dem Licht? Oder wie fern? Wie nah ist Gott mir? Oder wie fern? Was wünsche ich mir und was fehlt mir, etwas, was ich mir nicht kaufen kann? Fragen, die sich in ernsten Momenten des Lebens stellen und die Orte und Zeiten der Ruhe brauchen. In der Stille kann ich mir über die eigenen Wünsche und Sehnsüchte klar werden und auch Gott wieder nah an mich heran kommen lassen.